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Meeresruh


POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak
 

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Intro (Link zur Langfassung)

Schützen Menschen nur das, was sie kennen? Um die Ozeane scheint es besonders schlecht bestellt: Niemand kann sagen, wie viel Unbekanntes sie noch bergen. Sie gelten als größeres Rätsel als der Weltraum – oder wenigstens als interessanteres. Die Ausmaße der größten Meerestiefen übertreffen spielend jene der größten Gebirge. So liegt auf der Hand, dass diese Weiten und Tiefen vielfach unerforscht sind und ebenso, dass über die Zerstörungen, die der Mensch in den Ozeanen bereits angerichtet hat, letztlich gemutmaßt werden muss. Andererseits wissen wir sehr gut, dass Fischbestände massiv überfischt sind, Millionen von Lebewesen durch Plastik und treibende Netze qualvoll ums Leben kommen oder Korallenriffe durch Wasserverschmutzung und Klimawandel zugrundegehen. Wie steht es um die Beziehung zwischen Ozean und Mensch?

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Teil 1: Das Meer und die Wirtschaft

Schwimmende Fischfabriken vernichten Fischpopulationen. Millionen von Meerestieren, darunter Fische, Schildkröten und Robben finden ein erbärmliches Ende in Netzen oder verenden an Plastik, das ihre Gedärme verstopft. Schiffsverkehr schädigt die akustische Orientierung beispielsweise von Walen und giftige Abwasser werden illegal im Meer entsorgt. Noch die letzten Meerestiefen sind von direkter Zerstörung bedroht, wenn Edel- oder Buntmetallspeicher an Seebergen als neue Rohstoffquellen in den Blick der Wirtschaft geraten. Sie versprechen zugleich extreme Erträge und Unabhängigkeit vom Landbergbau in privilegierten Staaten und gelten für die Digitalisierung als unverzichtbar. Internationale Abkommen sollen den Tiefseebergbau regulieren, scheitern aber an Differenzen zwischen beteiligten Staaten. Experten warnen vor höchsten ökologischen Risiken. Wie lassen sich die Ozeane vor weiterer Ausbeutung schützen?

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Teil 2: Das Meer und der Mensch

Weltliteratur ist undenkbar ohne Meerestiefen, zu denen sich Menschen hingezogen fühlen, die Rettung oder Untergang bedeuten. Ohne Wasserkreislauf und darauf gründenden Nahrungsnetzen und atmosphärischen Bedingungen gäbe es uns nicht. Ufer und Küstenlinien prägen die Geopolitik. Die Beziehung zwischen Mensch und Wasser, namentlich den Meeren – in die alle Flüsse des „blauen Planeten“ münden – ist kulturell, politisch, ökologisch so eng geknüpft, dass es abwegig scheinen kann, darauf hinzuweisen. Das Meer gilt als Sehnsuchtsort, Mythos und Freiheitssymbol. Das menschliche Selbstverständnis ist geprägt durch dieses grenzenlose Gegenüber, anhand dessen sich der Mensch, seiner Endlichkeit und seiner Größe vergewissert. Wie haben diese Konfrontationen mit den Ozeanen den Menschen geprägt, wie wandeln sie sich, da klar ist, dass der Ozean nicht ewig ist, sondern menschlichen Einflüssen unterliegt?

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Teil 3: Das Meer und das Klima

Die Ozeane speichern einen großen Anteil des menschengemachten Kohlenstoffausstoßes und wirken als Puffer des Klimawandels. Gleichzeitig verändern sie sich durch den Klimawandel bereits deutlich: Die hohe Aufnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre senkt den pH-Wert des Meerwassers, es versauert. Die Temperatur der Meere steigt. „Naturkatastrophen“ wie Stürme, Fluten oder auch Tsunamis werden wahrscheinlicher, denn mit dem Klimawandel werden Erdbeben häufiger, was wiederum mit dem Abschmelzen des „ewigen“ Eises zusammenhängt, das ebenfalls zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt. Die Wechselwirkungen infolge des Klimawandels sind so komplex, dass sie ebenso unvorhersehbar wie unbeherrschbar erscheinen. Was lässt sich über die Belastbarkeit des „Systems Ozean“ sagen? Und welche politischen und wissenschaftlichen Handlungsräume gibt es noch?

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Italien

Illegale Fischerei und die Vermüllung der Meere sind weltweit ein wachsendes Problem, das zunehmend die Ökosysteme gefährdet. Besonders in den europäischen Gewässern vor Italien geht die NGO Sea Shepherd seit 2018 entschlossen dagegen vor. Mit ihrer „Operation Siso“ räumen engagierte Freiwillige Geisternetze, Lockbojen und andere illegale Fischereigeräte aus dem Mittelmeer. Diese Netze, oft aus synthetischen Materialien wie Nylon, stellen eine tödliche Gefahr für Meerestiere dar, die sich darin verfangen und qualvoll verenden. Zudem zerfallen die Netze über die Jahre zu Mikroplastik, das in die Nahrungskette gelangt und so auch den Menschen gefährdet. Um diese Bedrohung einzudämmen, arbeitet Sea Shepherd eng mit der italienischen Regierung zusammen und bildet seit Kurzem „Sea Ranger“ aus, die die Überwachung und den Schutz der Meere weiter stärken sollen.

Meeresruh / Vertiefte Aufmerksamkeit
Teil 5: Glosse – Sinnenbaden im Meer

Ich sitze am Strand und genieße der Sonne bräunende Strahlen und lausche dem Rauschen der Wellen. Zwar ist „Rauschen der Wellen“ eine ziemlich abgedroschene Formulierung, hinreichend verwendet in Liebes- und anderen Groschenromanen, aber unter einem tiefblauen, mit weißen Wolkenäderchen durchzogenen Himmel und bei erfrischendem Windwehen bleibt mir nichts anderes übrig, als eben dem Rauschen der Wellen zuzuhören. Zwar sind sie heute etwas stärker als von den letzten Tagen gewohnt, aber noch weit entfernt von irgendwelchem Brausen, Tosen oder gar Wüten. Natürlich hat diese Lage auch einen Nachteil: Man ist fernab der lebendigen Urlaubskultur inklusive süßer Kinder, sympathischer Jugendlicher und atemberaubender Strandschönheiten, weit weg von Erfrischung bietenden Strandbars, Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung und spaßigen Freizeitangeboten. Es ist unerträglich ruhig.

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