Es ist der Geist von gelebter Cinephile, der über dem Kinosaal im städtischen Gebäude „Die Brücke“ in der Hahnenstraße 6 schwebt. Denn obwohl die Stadt Köln wenig Geld für bewegte Bilder übrig hat, pflegt der Filmclub 813 seit den 90er Jahren erfolgreich vitale Filmkultur, zuletzt ausgezeichnet mit dem Lotte-Eisner-Preis des deutschen Kinemathekverbunds in Berlin, einer der wichtigsten deutschen Auszeichnungen für herausragende Programmarbeit. Es wundert dementsprechend nicht, dass der Filmclub im November mit gleich drei schwergewichtigen Filmfestivals aufwartet. Zwei von ihnen widmen sich dem Kurzfilm, einer bekannten Vorliebe des Clubs.
Neben dem Kurzfilmfestival Köln ist zum dritten Mal das Philip K. Dick European Sci-Fi-Festival in der Hahnenstraße zu Gast. Ab dem 1.11. zeigt das Festival an nur zwei Tagen knapp 30 kurze Genrefilme, die das menschliche Dasein philosophisch hinterfragen. Gewidmet ist die Veranstaltungsreihe Philip K. Dick, der Science Fiction zwar nicht erfunden, aber Kunst daraus gemacht hatte. Empfehlenswert ist auch das Festival des psychotronischen Films „Besonders wertlos“, das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr „Anti-Oscar“-Stimmung macht. Schließlich präsentieren der Club (31.10., 4.11.), der das Festival aus den Sälen des Filmhauses übernommen hatte, sowie die Lichtspiele Kalk (1.-3.11.) ausschließlich deutsche Filme, die mit dem Filmbewertungstellen-Prädikat „besonders wertvoll“ wenig am Hut haben.
Auf prämierte Filmklassiker wird im November dennoch nicht verzichtet. Von Alfred Hitchcock bis Francois Truffaut sind wieder renommierte Filmregisseure vertreten. Den Hitchcock-Klassiker „Die Vögel“ führt der Club am 8.11. allerdings nicht nur in bewegten Bildern vor, sondern mit elektronischer Livevertonung. In der „Konzertreihe M“, die konzeptionelle Gegenwartsmusik – übrigens ebenfalls ein Faible von 813 – in den Fokus der Künste stellt, präsentiert Peter Pichler den Horrorthriller als Meilenstein von elektronischen Geräuschwelten im Film.
Abseits von Hollywood bietet der Club mit Truffauts „Schießen Sie auf den Pianisten“ am 25.11. einen Einblick in die Nouvelle Vague aus den 60er Jahren, die der Filmbranche zum Trotz auf etablierte Schauspieler verzichtete. Truffaut setzte in seinem zweiten Spielfilm stattdessen auf den Chansonnier Charles Aznavour, der in der melancholischen Komödie brillierte.
Wer dagegen wenig für französischen Genrefilm übrig hat, findet vielleicht Gefallen an den Italo-Western, die am 23.11. mit „Djangos Rückkehr“ und „Mit Django kam der Tod“ an die Ikone Franco Nero erinnern. Schließlich gab es den italienischen Western-Helden auch schon vor Quentin Tarantinos „Django Unchained“.
Vom 28.11. bis 1.12. findet die Videonale.scope #6 mit Experimentalfilm und Videokunst statt, in diesem Jahr mit einem ethnografischen Schwerpunkt.
Info: filmclub-813.de | www.facebook.com/BesondersWertlos
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