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Gerhard Seidel (l.) und Guido Rademachers
Foto: Thomas Dahl

Stabile Lage in stürmischen Zeiten

16. Juli 2021

Freies Werkstatt Theater blickt auf neue Spielzeit – Bühne 07/21

„Die vergangene Spielzeit war schwierig. Dennoch haben wir sie gut überstanden und stehen wirtschaftlich stabil da“, sagt Gerhard Seidel. Der Leiter des Freien Werkstatt Theaters hatte mit Kompagnon Guido Rademachers zur Pressekonferenz anlässlich des neuen Spielplans in die renommierte Stätte geladen, widmete jedoch einen nicht unerheblichen Teil des Meetings einer Rückschau sowie der Kommunikation von neuen Strukturen und Formaten im Haus. Statt einer kompletten servierten die Theatermacher aufgrund der allgemeinen Planungsunsicherheit daher eine halbe kommende Spielzeit, die im Zeitraum September 2021 bis Mai 2022 mit neun Premieren – darunter die Eigenproduktionen „Die Lage“ von Thomas Melle und „Im Wandel“ des FWT-Altentheaters – sowie Koproduktionen mit Pulk Fiktion, Drama Köln, Polar Publik, Wehr51 plus zahlreichen Wiederaufnahmen bestückt ist.

Dass unter den erschwerten Rahmenbedingungen ein deratiges Repertoire überhaupt möglich ist, verdankt die Spielstätte der intensiven administrativen Arbeit und den Unterstützungsmaßnahmen während des Lockdowns. „Das hängt auch damit zusammen, dass die institutionellen Förderungen nicht gekürzt wurden, selbst als nicht gespielt wurde. Zudem haben wir November- und Dezemberhilfen in Anspruch genommen“, berichtet Seidel.

Durch die Geldmittel konnte das Haus seinen Schauspielern Kurzarbeitsgehälter zahlen. „Wir haben zwar kein festes Ensemble, aber die Darsteller*innen sind im Zuge ihrer Auftritte und Proben fest bei uns angestellt, inklusive Sozialversicherungspflicht“, ergänzt Guido Rademachers. Demnach konnten im letzten Jahr circa 16.000 Euro und 2021 rund 25.000 Euro überwiesen werden. Nicht nur für die eigene Stätte, auch für andere Theaterschaffende akquirierte das FWT Gelder: Im Rahmen des Programms „#TakeCareResidenzen“ und dessen Stipendien konnten Kölner Künstler und Produzenten wie Bibiana Jiménez (TanzTheater) oder Andrea Bleikamp (Wehr51) vermittelt werden.


„Die Lage“: Mirjam Radovic (l.) und Charles Ripley in der zeitkritischen Inszenierung über Wohnungssuchende (Probe)
Foto: Freies Werkstatt Theater Köln

Modernisierte Strukturen

„In den vergangenen Monaten stand mehr Administrationsarbeit an, als wir gedacht hatten. Das ergab sich aus den zum Teil recht aufwendigen Antragsstellungen, aber auch wegen grundsätzlicher Überlegungen“, erzählt Seidel. So habe man entscheidende Fragen zur Infrastruktur voranbringen können, die eine verstärkte Öffnung des Hauses für neue Besuchergruppen ermöglichen sollen. Das Ziel hoffe man mittels einer umfassenden Digitalisierung, neuen Teilhabeformaten und der Realisierung von Barrierefreiheit zu erreichen. Unter anderem werde ein System verwirklicht, das Menschen mit Hörbeeinträchtigungen in den vollen Genuss der Aufführungen bringe, informierten die Theaterleiter.

Des Weiteren werde mit Fördergeldern der RheinEnergie Stiftung eine Stelle finanziert, die sich mit dem sogenannten „Audience Development“ befasse. „Wir wollen schlicht mit dem Publikum in einen Dialog treten“, erläutert Gerhard Seidel den Hintergrund.

Einen weiteren Schub erhalten darüber hinaus freie Ensembles, die verstärkt im FWT auftreten werden. „Mit einigen Gruppen, wie etwa Pulk Fiktion, arbeiten wir bereits lange zusammen. Sie haben bei uns eine Art Bühnen-Heimat gefunden“, freut sich der langjährige Hausleiter. Ebenso werden digitale Produktionen im Programm verankert, da Formate wie „Homewalk – Eine Reise nach Wohnanien“ auf positive Resonanzen gestoßen seien. 

Eine Filmproduktion des Erfolgsstücks „Ausgetrickst? Nicht mit uns!“ des Altentheaters sowie ein Podcast des Senioren-Ensembles (zu sehen und zu hören auf der FWT-Webseite) ergänzen die hybride Orientierung der Spielstätte zwischen analogen und digitalen Lebensreflektionen. Ebenso möchte die Location in der Südstadt eine feste Adresse als Gastgeber für Fachkonferenzen werden. Im Herbst dieses Jahres tagt beispielsweise der „Flausenkongress“, der sich mit den Arbeitsrealitäten von Künstlern im Theaterbereich auseinandersetzt.

Von einem ‚Nach-Corona‘ zu sprechen, wäre verwegen“

Unabhängig von den positiven Entwicklungen aus dem Zentrum der Krise zügelt Seidel die Erwartungen: „Wir befinden uns noch in Corona. Von einem ‚Nach-Corona‘ zu sprechen, wäre verwegen.“ Den Auftakt in die neue Spielzeit markiert am 7. September „Spiel dich erwachsen“, eine Videokonferenz für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre von Pulk Fiktion unter der Regie von Hannah Biedermann. Die mehrmals verschobene Premiere einer zeitkritischen Inszenierung über Wohnungssuchende, „Die Lage“ von Thomas Melle, ist auf den 9. Oktober terminiert.   

Thomas Dahl

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