choices: Frau Velhagen, Herr Holtmann, es sind Ferien, schönstes Sommerwetter – und wir bleiben zu Hause. Das neue Projekt von Drama Köln schlägt vor, sich im „Hotel Köln“ einzumieten.
Philine Velhagen: Wenn man in einer anderen Stadt zu Besuch ist, passieren einem eher ungewöhnliche Dinge. Man läuft mit anderen Augen durch die Gegend, ist neugieriger und offener. Das liegt daran, dass ich mit einer anderen Einstellung herangehe.
Nicht viel los in der Region: Der Sommer hinterlässt seine Spuren und zeigt sich gnädig mit all jenen, die es vorziehen, sich in heimischen Gefilden zum Grillhähnchen zu machen – außen braun und knusprig, innen zart und weiß. Schmeckt, wackelt und hat Luft. Oder so ähnlich. Könnte glatt von Helge Schneider stammen.
Der August ist fast theaterfrei, die meisten Kölner sind erstmal ausgeflogen. Doch bereits ab 28. August wartet das „Hotel Köln“ auf alle Heimkehrer, die ihre eigene Wohnung weiterhin meiden wollen: Das Kölner Ensemble DRAMA Köln eröffnete die einzelnen Dienstleistungsbereiche seiner Herberge – Friseursalon, Parkdeck oder Minibar – bereits im Mai mit kleinen Veranstaltungen.
Es ist der klassische Morgen nach einem One-Night-Stand im Vollrausch. Marion S. steht in Slip und BH in ihrer Küche und versucht sich zu erinnern. War da ein Mann? Oder doch nicht? Sie testet die Hände der umstehenden Kollegen – kein bekanntes Grabschgefühl. Aber woher kommt dann das Kondom? „Graz Alexanderplatz“ verweist schon im Titel auf sein Vorbild, doch Franz Biberkopf ist hier weiblich und die Metropole zur Provinz geworden.
Neun Männer in Bettlersäcken lassen sich auf überdimensionalen Eiern nieder und brüten was aus. „Wir proben den Aufstand. Dies ist eine Besetzungsprobe. Wir haben die Bühne besetzt“ skandieren sie in feiner Doppeldeutigkeit.
„Woran glaubst du?“ fragt das neueste Projekt der Theaterwerkstatt des Comedia Theaters und macht sich auf die Suche nach dem, was die Menschen im Belgischen Viertel antreibt.
Zweimal 20 Minuten ergeben – richtig – ziemlich genau 40 Minuten. So viel Zeit haben die Nachwuchskräfte im WirtzHaus des Atelier Theaters, um den Sommer mit Lichtblicken zu erhellen. „Gratis – und nicht umsonst“ heißt die Reihe, die die Hausherrin Rosa K. Wirtz vor 16 Jahren ins Leben rief – zur Freude der Zuschauer, die am Ende der Vorstellung die Höhe ihres freiwilligen Obolus selbst bestimmen.
Es gehört zu den Ironien des Lebens, dass der Pionier zuweilen von einem Schüler rechts überholt wird und selber als die Kopie des eigenen Originals wirkt. Dies ist die Hypothek, mit der Stefan Bachmann ab September die Nachfolge von Karin Beier als Intendant des Kölner Schauspiels antritt.
Das war’s dann also. Auf Karin Beiers Intendanz in Köln wartet die Theatergeschichte, die sie selbst noch schnell schreiben lässt, aber dazu später mehr. Den Schlussakkord setzte Sebastian Nübling mit der farcehaften Inszenierung eines Stücks von Maxim Gorki: „Die Letzten“, geschrieben 1907/8 im Exil auf Capri, nun gut 100 Jahre später im Interimsquartier Expo auf die Bühne gebracht.
„Schönheit der Vergänglichkeit“ nennt die Gruppe raum13 ihre kleine historische Reihe, in der die Geschichte des Konzerns Klöckner Humboldt Deutz mit der Gegenwart verkoppelt wird. In dem Titel steckt nicht nur die Beschwörung des Verschwindens als ästhetischer Vorgang, sondern auch ein Ruinenbewusstsein, das aus den Trümmern die katastrophischen Zeitläufte lesbar machen möchte.
Wohin, David?
„Mein Onkel David“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 08/25
Glücklich ruinieren
Das Nö Theater mit „Monopoly“ im Kölner Kabarett Klüngelpütz – Auftritt 08/25
Wie der Hund mit Angst spielt
„Holmes & Watson“ beim NN Theater Freiluftfestival – Prolog 08/25
„Man darf nicht das falsche Leben leben“
Regisseur und Produzent Stefan Herrmann über „Ich, Samsa“ am Theater der Keller – Premiere 08/25
Vergessenes Weltwunder
„Mein Freund, der Baum, sieht rot“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 07/25
Die ungesehene Praktikantin
„Opus 132“ am Comedia Theater – Prolog 07/25
„Vielleicht wird die Kindheit outgesourct“
Regisseurin Viola Neumann über „Das Experiment“ am Freien Werkstatt Theater – Premiere 07/25
Improvisationen der Liebe
„Romeo und Julia. Ich fühl‘s nicht“ am Theater im Bauturm – Auftritt 07/25
Unter blauäugigen Hunden
„Traudl Junge – Im Schatten des Bösen“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 06/25
Die Hinrichtung der Wahrheit
„Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Auftritt 06/25
Wurzeln inmitten von Ruinen
„Floating Seeds“ vom Theater der Keller – Prolog 06/25
„Erdig, nahbar, ehrlich“
Das Performance-Duo Katze und Krieg über „Alles wirklich“ im öffentlichen Raum – Premiere 06/25
Wieder Mensch sein dürfen
„Das Tagebuch der Anne Frank“ im Leverkusener Erholungshaus – Theater am Rhein 05/25
Fragen als Gemeinsamkeit
„Hiob“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 05/25
Macheath als Clown
„Die Dreigroschenoper“ am Theater Bonn – Auftritt 05/25
Raus ins Leben?
„Draußen“ in der Kölner Stadthalle Mülheim – Theater am Rhein 05/25
Von Un-, Zu- und Glücksfällen
„Dosenfleisch“ am Schauspiel Köln – Prolog 05/25
„Das Stück wirbelt ganz schön was auf“
Schauspielerin Sonja Baum und Regisseur Martin Schulze über „Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Premiere 05/25
Der Übermann
„Boys don‘t cry“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 04/25
Zwischen den Fronten
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Zwischen Begierde und Tabu
„Spring Awakening“ am Jungen Theater Bonn – Prolog 04/25
Die Grenzen des Theaters
„Was ihr wollt“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
„Wir suchen Orte der Wut und Traurigkeit auf“
Dana Khamis und Judith Niggehoff vom Jugendclub Polylux über „Trauer//Fall“ am Schauspiel Köln – Premiere 04/25
Die Zukunft lauert im Egoisten
„Der ewige Spiesser“ am Theater der Keller – Auftritt 04/25
Im Schatten der Diktatur
„Jugend ohne Gott“ am Comedia Theater – Theater am Rhein 03/25