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Foto: Sidney Erbe

Fragen als Gemeinsamkeit

19. Mai 2025

„Hiob“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 05/25

Warum Gott ihn alleinlässt, weiß Hiob nicht. Ähnlich unwissend stehen der Schauspieler Bert Oberdorfer, die Sängerin Dalia Schaechter und die Pianistin Theresia Renelt vor der Frage, was die biblische Figur heute mit uns und ihnen persönlich zu tun hat. Aber sie können fragen. Und das tun sie auch, in einem von Dramaturg René Michaelsen inszenierten Stück am Theater im Bauturm, vom Haus vage als „Abend“ angekündigt.

Dieser Abend beginnt als Einpersonenstück, in dem Oberdorfer als Hiob seine Geschichte erzählt. Von der Wette, die Gott und der Satan über ihn abgeschlossen haben. Von den Strafen, die sie ihm aufhalsen und von denen er nicht weiß, warum sie ausgerechnet ihn treffen, der er doch stets fromm und anständig war. Und vom Zweifel am Glauben, der sich in die trauernde Seele einschleicht. Voller Wut und Frust fragt Oberdorfers Hiob gen Himmel, warum Gott ihn mit seinem Leid alleinlässt. Dass erst Renelt am Klavier und später Sängerin Schaechter musikalisch mit fragen, deutet darauf hin, was dieser Abend in Wahrheit ist.

Es ist ein Abend, an dem sich drei freundschaftlich verbundene Kollegen treffen, um zu diskutieren. Eine fast wohnliche Atmosphäre kommt auf, als Oberdorfer und Schaechter sich auf den Bösendorfer lehnen, während Renelt erzählt, warum sie ausgerechnet etwas aus Franz Schuberts Deutscher Messe spielen wird. Die Stärke des Abends liegt darin, dass die drei Künstler sich auf genau die Art mit dem alten Hiob auseinandersetzen, die ihnen am nächsten ist: mit und in ihrer Kunst.

So gibt „Hiob“ den Zuschauern alte Fragen neu gedacht mit – und das auf hohem künstlerischen Niveau: Oberdorfers sitzender Hiob ist voller Bewegung, das zumeist begleitende Klavierspiel Renelts fügt sich nicht nur dem Schauspiel fließend an. Sondern auch Schaechters Gesang, der sonst an der Oper Köln zu hören ist und bei Gustav Mahlers Kindertotenliedern glänzt.

Adrian Breitling

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