Samstag/Sonntag, 22./23. Juni: Zuletzt hatte das Kurzfilmfestival der Schulen in NRW im Jahr 2010 stattgefunden. Auch damals schon wurde es an einem Wochenende im Juni in Cinedom und Filmhaus ausgetragen. Die Zahl der eingereichten Filme ist in diesen drei Jahren aber stark angestiegen. Rund 150 Bewerbungen durchliefen die Vorauswahl, knapp 40 Kurzfilme konkurrierten dann in den Kategorien „Allgemeinbildende Schulen“ und „Berufsbildende Schulen“ um die jeweiligen Plätze 1 bis 3. Die Kriterien an die einzureichenden Werke waren dabei sehr weit gefasst. Sie mussten lediglich kürzer als 20 Minuten und in den letzten zwei Jahren entstanden sein, die Macher mussten Schüler unter 25 Jahren und aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen sein. Angesichts der hohen Qualität der eingereichten Arbeiten hatte es die Jury, der wie auch schon im Jahr 2010 die choices-Mitarbeiter Rüdiger Schmidt-Sodingen und Frank Brenner angehörten, nicht einfach, die Sieger zu bestimmen.
Nachdem am 22. und 23. Juni 2013 im Cinedom und im Filmhaus in vier Filmblöcken alle konkurrierenden Einsendungen gezeigt worden waren, kam es am Sonntagabend im Filmhaus zur feierlichen Preisverleihung. Leonie Schwaiger von center-tv moderierte die Veranstaltung, bei der das Kino aus allen Nähten platzte. Neben den sechs zu vergebenden Preisen hatte sich die Jury entschlossen, auch noch eine „lobende Erwähnung“ auszusprechen. Diese ging an „Am Fenster gegenüber“ von Christoph Schmitz (Gesamtschule Mittelkreis in Goch, Kreis Kleve). Jury-Mitglied Thomas Piepenbring erläuterte, dass auch „dieser Film etwas Besonderes hatte und durch seinen cleveren elliptischen Schnitt gefiel“. Die Siegerplätze bei den „Allgemeinbildenden Schulen“ belegten aber schließlich „Break the School“ von Robert Brosowski (Gesamtschule Aachen-Brand, 3. Platz), „Das erste Mal“ von Lukas Goj (Städtisches Gymnasium Moltkestraße in Gummersbach, 2. Platz) und „Insomnia“ von Sebastian Koch (ebenfalls Städtisches Gymnasium Moltkestraße in Gummersbach, 1. Platz). Letzterer ist ein gleichermaßen spannend wie emotional gestalteter Zombiefilm mit einer gehörigen Portion Ironie. Sebastian Koch enthüllte, dass „knapp fünf Liter Kunstblut bei den Dreharbeiten geflossen sind“. Er hatte sich dazu entschlossen, den Film direkt in der Schule zu drehen, weil das einen geringeren Aufwand bedeutete.
Ebenso sehenswert waren die drei Siegerfilme bei den „Berufsbildenden Schulen“. Platz 3 belegte „Captain Morgan“ von Lina Montag (Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg in Köln), eine Geschichte über Pech und Glück, die es auf den Punkt brachte und es trotz ihrer Kürze in sich hatte. Martin Kreienmeier durfte sich über den 2. Platz für seine Lego-Adaption des Goethe-Gedichtes „Der Erlkönig“ freuen. Der Schüler des Adolph-Kolping-Berufskollegs in Münster hatte sich durch das Thema Goethe im Deutschunterricht inspirieren lassen und entschied sich für Lego, „weil’s geil aussieht“. Gänzlich anders war der 1. Platz der B-Schulen gestrickt, der mit Bildern überzeugte, die die Handlung ganz ohne Dialoge zu tragen verstanden, und dessen Schnitt eine von Weisheit und Poetik getragene Geschichte über das Leben geschickt zu verbinden verstand: „Gleichgewicht“ von Florian Heinemann (ebenfalls Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg) erzählt parallel die Geschichten eines alten sterbenden Mannes und einer jungen schwangeren Frau. Angesichts der spannenden und vielseitigen Wettbewerbsbeiträge braucht man sich um den deutschen Filmnachwuchs wahrlich keine Sorgen zu machen.
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