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Der Filmhaus Chor
Foto: Rolf Schmies

Erinnerung sitzt im Ohr

27. September 2018

Der Brunosaal: Atmosphäre, Tradition und Filmhaus Chor – Kulturporträt 10/18

Eigentlich ist er der Versammlungsort einer katholischen Gemeinde. Aber seit der Brunosaal neben dem mächtigen Turm der gleichnamigen Kirche 1928 in Köln-Klettenberg eröffnet wurde, zählt er zu den lebendigsten Orten der Kultur in Köln. Hier treten die Kabarettisten Wilfried Schmickler oder Konrad Beikircher auf. Lutz Görner stellt seine literarischen Programme vor und die lit.Cologne ist mir ihren internationalen Autorenlesungen eine feste Größe. Während der Karnevalszeit gehört der Brunosaal zu den schönsten Locations, an denen man in der Domstadt feiern kann. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen – es gibt auch Versteigerungen oder Vereinstreffen – verliert der Bruno nie seinen Charakter. Die warme Tönung des Holzes, die altmodische aber sehr praktisches Guckkastenbühne – die es jedem Besucher bis in die letzte Reihe gestattet, das Geschehen dort oben gut verfolgen zu können – verwandeln ihn in ein Schätzchen der vergnügungssüchtigen Kölner. Denen er im Übrigen viele Jahre als Ausweichquartier für die Puppenspiele des Hänneschen Theaters diente.

Zugleich ist er die Heimat des Filmhaus Chors. Das Filmhaus in Media Park ist tot, aber der Chor lebt. Unter Guido Preuß entfaltete er sich seit 2009 zu einer 40-köpfigen Gemeinschaft, 26 Frauen, 14 Männer, die a capella die Hits aus Film und Fernsehen singen. Die Altersspanne umfasst 20-Jährige ebenso wie 65-Jährige und es gehören Menschen dazu, die von überallher in Europa stammen. Die Programme tragen üppige Titel wie „Blutrausch im Weltall“ oder „Jenseits der Föhnfrisur“. Dabei dreht sich dann alles um Science Fiction oder die Songs der 1980er Jahre mit Kompositionen wie „Man in the Mirror“ von Michael Jackson oder „Under Pressure“ von Queen. Den Saal mit seinen 450 Plätzen füllt man aber auch mit dem „Singen zum Höhepunkt“. Dabei ging es um besonders dramatische Kompositionen vom Zuschnitt des Hits „Now We Are Free“ aus dem „Gladiator“. „Der Brunosaal eignet sich für unsere Produktionen perfekt, weil er akustisch durch eine Mischung aus Trockenheit und Hall besticht“, erklärt Guido Preuß. Selbst den noblen Vorhang wusste der Chor schon zu nutzen, als er die Verlängerung eines Kleides darstellte, das die Solistin trug.

Humor ist unabdingbarer Bestandteil der Show. So präsentiert der Chor „Lovely Day“ aus „127 Hours“, jenem Bersteigerdrama, in dem James Franco in einer Felsspalte festsitzt und sich einen Arm amputieren muss. Der Chor quittiert das nur lässig mit einem Zucken der Schulter. Minimalismus, der das Publikum „vor Lachen nur so bersten lässt“, wie Guido Preuß sagt. Unsere Erinnerung sitzt im Ohr, daher geht es nicht ohne Gänsehaut ab, wenn sich die Filme ohne Bilder in den Köpfen der Zuhörer abspulen. Leute, die sonst nicht auf Chormusik stehen, sagen hier, „das ist einfach geil“. Das ist auch den Fernsehmachern nicht entgangen, so dass der Chor schon in diversen Spielfilmen wie zum Beispiel der „Soko Köln“ oder dem Beziehungsdrama „Südstadt“ auftauchte. Inzwischen erfreuen sich die Konzerte, für die ganzjährig geprobt wird, solcher Beliebtheit, dass es auch Auftritte in Bonn und Leverkusen gibt.

Nächster Termin: Chor-Revue „Jenseits der Föhnfrisur“ | Sa 29.9. 20 Uhr | Altenberger Hof, Nippes | filmhaus-chor.de

Thomas Linden

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