Dank einer Abspielförderung, die mit dem KunstSalon-Theaterpreis verbunden ist, konnte am Wochenende noch einmal KimchiBrot Connections Erstlingswerk auf der Probebühne gezeigt werden, wo es vor über drei Jahren als Koproduktion seine Premiere feierte. Mittlerweile hat das grandiose zweite Stück „The Perfect Match“ sicher zu neuer Nachfrage nach dem ersten geführt, in dem mancher Aspekt des Nachfolgers schon angelegt ist und KimchiBrot-Mitbegründerin Elisabeth Hofmann selbst die weibliche Hauptrolle spielt, neben Constantin Hochkeppel. Das Kimchi-Team ist über die Lautsprecher auch mit (eigenen oder fremden) Beziehungserfahrungen in intimen Interviewsituationen zu hören, die während der Recherche entstanden sein mögen.
Drei Jahre sind viel im Leben junger Performer, das Stück ist aber das Stück geblieben, es handelt noch immer von der Herausforderung „Beziehung“ aus der Warte akuter Betroffenheit. (Hochkeppel tritt nun in einem schrofferen Look auf, ohne Bart und Haare, und greift lieber mal zur Perücke.) Sie stellen mit Hilfe von Licht, Ton und (minimalem) Kostüm althergebrachte Ideen von Romantik und Zweisamkeit der Komplexität gegenüber, von Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten in der heutigen toleranten und für Formen des Ausprobierens offenen Atmosphäre, in der zugleich das Clubbing den kommunikativeren Gesellschaftstanz ersetzt und alles individuell ausgehandelt werden muss – viel Glück. Wo liegt die goldene Mitte zwischen ungefährlicher Unverbindlichkeit und von Liebe hervorgerufenen Besitzansprüchen, zwischen Freiheit und Käfig?
Die Figuren befreien sich nach und nach von den gesellschaftlichen Erwartungen und erleben, wie die Extremformen dessen, was sie meinen zu wollen, zu zweit nicht funktionieren. Zunächst wie animatronische Puppen Mund und Körper zu frech zusammengeschnittenen amerikanischen Filmdialogen bewegend, und dabei letztlich nie glücklich, finden sie irgendwann ihre eigene Stimme, sind mit der Abweichung von vorgefertigten Skripten und Lebensentwürfen aber auch auf sich selbst zurückgeworfen. Im körperlichen Ausdruck weicht die Fremdsteuerung der Überforderung und Maßlosigkeit. Eine klar geregelte offene Beziehung scheint die beste Lösung für beide, zumal sie lernen, ihren Spielraum dann auch zu ergreifen, statt sich (herrlich selbstgerecht, als wäre kein Publikum da) über den anderen aufzuregen. Dann geht Hochkeppel ins nervös lachende Publikum und fragt drei Leute, ob er sie/ihn berühren und küssen darf, während Hofmann auf der Bühne ungeduldig wird. Eine schlussendliche Rückkehr zum Tonband mit erinnerten Namen von (vermutlich) Verflossenen und Sexualpartnern (auch mal nur „ein Typ in Köln“) unterstreicht die Entscheidung für offene Beziehungen und die persönliche Natur des Abends.
Wo hier das physische Konzept funktioniert und die spielfreudigen Performer verfremdende, ironisierende Ausdrucksformen entwickelt haben, gibt die etwa 50-minütige Performance, ähnlich dem runderen, objektiver konzipierten „The Perfect Match“, einen schönen Brausepulver-Kick. Dann manchmal gewinnt das Thema die Oberhand über die Verarbeitung und lässt die beiden hinter ihre heutigen künstlerischen Möglichkeiten zurückfallen. Weitere KimchiBrot-Produktionen sind in Planung, die bisherigen werden je nach Möglichkeit weiterhin gespielt. Vom 11. bis 15. März wird „The Perfect Match“ geboten, aktuell nominiert für den Kölner Theaterpreis.
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