Irgendein Schatten erscheint, flackert, verirrt sich immer. Drei Körper treffen im zarten Flimmern von Neonröhren auf der nackten Spielfläche wie in einem verlassenen Laboratorium zusammen, um eins zu werden, sich wieder abzustoßen und abermals zu verschmelzen. Wortlos zwar, aber nicht sprachlos. Im Gegenteil erzählen die Protagonist:innen um Mira Plikat, Ken Konishi und Kilian Löderbusch im Tanz unüberhörbare Geschichten der Angst, Neugierde und des Glauben. Letzeres nicht im religiösen Sinne, sondern in Bezug auf das nicht erklärbare Vertrauen in sich und auch Fremdem gegenüber. In „Nachttarif“ erhellt und verdunkelt ein spätes, zögerndes Licht die Szenerie.
Im Preis inbegriffen offenbart sich eine berauschende Choreographie, die während einer Stunde Zeit in Jahreseinheiten verlangsamt, um diese wieder mit Überschall an den Rand ihrer Experimentierkästen zu katapultieren. Sonne, Mond und weitere Sterne bleiben klare Nebendarsteller:innen. Dagegen expandiert das innere Universum der Individuen im Dreifünfteltakt, will die Grenzen der Theaterstätte mit Lebenshunger verschlingen und zumindest die Kölner Südstadt wagemutig bis unvorsichtig ausjustieren, neu kartografieren, in Freude, Lust und Wut illuminieren. Worum es in dem Stück eigentlich geht? Diese Frage stellt sich nicht, glüht die Inszenierung doch in einem gebündelten Strahl aus kosmischen Antworten. Weitere Aufführungen des auf vier Auftritte limitierten Events wären möglicherweise erhellender als die Besiedelung des Mars. Ein Hoch auf die Trinität eines galaktischen Gefühls. Die Nacht schläft nimmer. Sie tanzt, träumt, verführt.
Nachttarif | weitere Termine in Planung | Freies Werkstatt Theater | 0221 470 45 13
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wo ist Ich?
„Fleischmaschine“ am FWT – Theater am Rhein 02/24
Das 360-Grad-Feedback
„Fleischmaschine“ am Freien Werkstatt Theater – Prolog 01/24
Das diffamierende Drittel
Einkommensunterschiede in der Kultur – Theater in NRW 12/23
Die fünfte Gewalt
FWT mit neuer Besetzung – Theater am Rhein 11/23
„I am present but I don‘t exist“
West Off 2023 in Bonn, Köln und Düsseldorf – Prolog 11/23
„Ein interdisziplinäres großes Theaterhaus für die Stadt“
Die Dramaturgin Stawrula Panagiotaki übernimmt die Leitung der Studiobühne – Premiere 11/23
Menschliche Abgründe
„Mister Paradise“ am FWT – Theater am Rhein 11/23
Vorbereitung aufs Alter
„Die Gruppe“ im Freien Werkstatt Theater – Prolog 09/23
Rechtfertigung auf Skiern
„Der Nachbar des Seins“ am FWT – Theater am Rhein 08/23
Metaebene der Clowns
„Clowns“ in der Studiobühne – Theater am Rhein 07/23
„Offen für experimentelle Formen und alles Neue“
Dietmar Kobboldt geht als Leiter der Studiobühne in den Ruhestand – Premiere 07/23
Groteskes Reenactment
„Der Nachbar des Seins“ am FWT – Prolog 07/23
Für die Verständigung
Stück für Gehörlose am CT – Theater am Rhein 03/24
Im Höchsttempo
„Nora oder Ein Puppenhaus“ in Bonn – Theater am Rhein 03/24
Musik als Familienkitt
„Haus/Doma/Familie“ am OT – Theater am Rhein 03/24
Falle der Manipulation
„Das politische Theater“ am OT – Theater am Rhein 02/24
Wiederholungsschleife
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/24
Radikaler Protest
„Ein Mensch ist keine Fackel“ in der Orangerie – Theater am Rhein 01/24
Emotionale Abivalenz
„Sohn meines Vaters“ in Köln – Theater am Rhein 01/24
Übung in Demokratie
„Fulldemo.cracy“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 01/24
Welt ohne Männer
„Bum Bum Bang“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 12/23
Was ist hinter der Tür?
„Die Wellen der Nacht …“ in der Orangerie – Theater am Rhein 12/23
Weiter mit der Show
„Von Käfern und Menschen“ am TiB – Theater am Rhein 11/23
Ende der Zivilisation
„Eigentum“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/23