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„the perfect match“
Foto: Laura N. Junghanns

„Fragestellungen sinnlich erfahrbar machen“

04. Februar 2019

KimchiBrot Connection über „the perfect match“ – Premiere 02/19

Die Physical-Theatre-Gruppe KimchiBrot Connection wurde 2016 von drei Absolvent*innen der Folkwang Universität der Künste in Essen gegründet: Elisabeth Hofmann, Laura N. Junghanns und Constantin Hochkeppel. Seitdem wird zwischen Köln und Ruhrgebiet gependelt und auf wichtigen Theaterfestivals gespielt. „living happily ever after“ wurde mit dem Kölner KunstSalon-Theaterpreis 2017 und dem Dortmunder Petra-Meurer-Preis 2017 ausgezeichnet. In Köln findet nun die Uraufführung der zweiten Stückentwicklung „the perfect match“ statt, wieder coproduziert von der studiobühneköln.

choices: Mit „living happily ever after“ über Romantik im Internetzeitalter seid ihr seit zweieinhalb Jahren unterwegs. Das neue Stück „the perfect match“ klingt fast nach einer Fortsetzung. Was haben Liebe und Künstliche Intelligenz miteinander zu tun?
Constantin: Auf den ersten Blick stehen sich diese beiden Welten – die körperlose Welt der „künstlichen Intelligenz“ und die durch und durch organische und physische Welt der Liebe – diametral entgegen. Umso spannender, sie in ein Spannungsverhältnis zu rücken und nach den Auswirkungen der Technologie auf den Menschen zu fragen.
Elisabeth: Dabei begleitet uns ständig die Frage, was den Menschen denn eigentlich ausmacht: Sehnsüchte, Emotionen, Intuition und so weiter.

In welcher Konstellation wird „the perfect match“ auf der Bühne gespielt?
Constantin: Für unsere zweite Produktion haben wir Alejandra Jenni eingeladen, mit mir auf der Bühne zu stehen. Sie ist ebenfalls Theatermacherin, Tänzerin und Schauspielerin, hat mit Elisabeth und mir im selben Jahrgang Physical Theatre an der Folkwang Universität der Künste in Essen studiert – ist also unser Perfect Match, wenn man das so cheesy sagen will.
Laura: Zudem ist ein wesentlicher Bestandteil des Bühnengeschehens ein leuchtender Kubus aus rund 3000 LEDs. Um diesen „sprechen“ zu lassen, haben wir uns Charles Deichmann als Programmierer und Künstler dazugeholt.
Alejandra: Und dann kommt natürlich noch unsere Kostümbildnerin dazu: Natalia Nordheimer, die uns zum Glitzern bringt.

Ihr kommt aus dem Bereich Tanz und Schauspiel bzw. Physical Theatre, wie nehmen eure Stücke Form an?
Constantin: Zunächst steht da eine Thematik bzw. Fragestellung im Raum, die uns interessiert. Dann folgt eine intensive Recherche, in der wir tief in das Thema einsteigen. Zeitgleich suchen wir nach Situationen, Charakteren und Handlungen, die es uns ermöglichen, unsere Fragestellungen sinnlich erfahrbar zu machen. Häufig gibt es zusätzlich eine körperliche Recherche, um Zustände, Atmosphären, alles Nicht-Greifbare darstellbar zu machen.
Alejandra: Ein Probentag sieht folgendermaßen aus: Wir beginnen mit einem Körpertraining und arbeiten uns dann an verschiedenen Improvisationsaufgaben ab, die wir uns selbst stellen. Immer wieder versuchen wir, aus allen Fragmenten einen Bogen für das Stück zu erdenken, um so eine Geschichte zu erzählen.
Laura: Bei KimchiBrot Connection handelt es sich um kollektive Arbeit, was bedeutet, dass wir zwar in klar definierten Arbeitsbereichen Expert*innen sind, jedoch im Prozess alle grundlegenden Entscheidungen gemeinsam treffen. 

Elisabeth: Als Theatermacher*innen interessiert uns dabei die Diversität im Gemeinsamen. Das bedeutet, dass wir uns unter der Überschrift eines Themas treffen, aber selbstverständlich und offen mit dem Erfahrungsstand und den Sehnsüchten jedes einzelnen umgehen.
Laura: Allerdings gibt es natürlich im Kontext von KimchiBrot Connection bereits gewisse Filter, die wir uns gegeben haben, z.B. der stark physische Ansatz. Wir versuchen dadurch unsere ganz eigene Erzählweise als Kompanie für das jeweilige Thema zu finden und es dann auf die Bühne zu bringen.

Wie entsteht der Soundtrack? Verhält sich die Performance dazu eher still?
Constantin
: Nun, zunächst sind unsere Stücke alles andere als still. Gerade in unserem neuen Stück „the perfect match“ benutzen wir viel Dialog und anderen Text. Was auch ein generelles Anliegen von uns ist: Wir verweigern uns nicht der Sprache. Im Gegenteil: Da, wo Sprache sinnvoll ist, nutzen wir sie ohne Scham.
Laura: Beim Soundtrack haben wir uns an eher modularen Kompositions-Systemen orientiert. Klänge, wie sie in einer „smarten“, modernen, vielleicht sogar ein wenig „zu schönen“ Welt zu hören sein könnten. Dem entgegen steht der roughe Beat, wie er nicht nur unsere (Feier-)Generation geprägt hat, als Symbol der Freiheitssuche, der Ekstase, des Menschseins. Der Sound ist während und begleitend zu den Proben entstanden und eng verwoben mit inhaltlichen Aspekten des Stückes. Man könnte vielleicht sogar davon sprechen, dass er Mitspieler ist. 

Was für Feedback erhaltet ihr vom Publikum, was euren Blick auf Paarungsverhalten, Liebe und Beziehungen angeht? Gibt es Aspekte, auf die Zuschauer besonders ansprechen?
Constantin: Tatsächlich kommen wir nach den Vorstellungen von „living happily ever after“ regelmäßig mit Menschen jeglichen Alters ins Gespräch. Tenor ist häufig, dass ähnliche, wenn nicht gleiche Situationen, wie in dem Stück vorkommen, selbst schon durchlebt wurden.  
Elisabeth: Das ist dann eine wunderbare Grundlage für ein direkt intimes und oft horizonterweiterndes Gespräch für alle Parteien. Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen, die wir mit „the perfect match“ evozieren werden.
Laura: Ich kann mich da nur anschließen und freue mich, dass wir Ästhetiken und Erzählweisen von „living happily ever after“ weitertreiben und in eine irgendwie fantastische und doch fast greifbar nahe Zukunft denken konnten. Und vielleicht so viel zum Schluss: Das „perfect match“ ist nicht zwingend das, was man dafür hält.

„the perfect match“ | R: Alejandra Jenni, Constantin Hochkeppel, Laura N. Junghanns | 6. - 10.2. je 20 Uhr | Studiobühne | 0221 470 45 13

„living happily ever after“ | R: Elisabeth Hofmann, Laura N. Junghanns, Constantin Hochkeppel | 4. - 6.4. je 20 Uhr | Studiobühne | 0221 470 45 13

Interview: Jan Schliecker

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