Die Piraterie zählte zu den letzten männlichen Refugien, in denen Jungs noch Mutproben unter den Augen finsterer Gesellen bestehen durften und das Abenteuer in exotischen Welten lockte. Aber damit ist es nun vorbei, die Mädels haben auch diese Domäne für sich entdeckt.
In Bayreuth ist es wie in der Freien Szene: ungemütlich. Enge Sitzreihen, mitgebrachte Kissen und die provisorische Baugerüstplane, die in diesem, dem Wagner-Jahr, das Festspielhaus zierte. Ungemütlich ja, aber was tut man nicht alles, um der Hochkultur zu huldigen, selbst wenn sie in Plastik gehüllt ist.
„Wenn Sie die Möglichkeit hätten, etwas aus der Vergangenheit, aus Ihrer persönlichen Biografie oder aus der Geschichte der Menschheit, das uns oder Sie belastet, zu erlösen – was wäre das?“ Diese Frage bekommt jeder Zuschauer beim Eintritt in Daniel Schüßlers utopische Höhle überreicht.
Sie geben sich zurückhaltend und platzen doch vor Neugier. Zunächst sind nur ein paar Töne hörbar, dann mogeln sich Hände hervor. Und wenn dann die vier Köpfe um das aufrecht stehende Bett lugen, ist kein Halten mehr.
choices: Frau Bramkamp, Frau Buddeberg, was hat Sie gereizt, in Bonn Theater zu machen?
Alice Buddeberg: Bonn ist zum Kunstmachen ein interessantes Gegenüber. Eine Stadt, die ihre Rolle immer neu definieren musste, bietet Reibungen und ist dadurch lebendig. Geschichte und Gegenwart dieser Stadt bieten einen Anhaltspunkt, mit dem man umgehen kann.
Nimmt man den Komödiengradmesser zur Hand, muss es Köln erbärmlich schlecht gehen. Das Schauspiel Köln, die Comedia, das Horizonttheater, das Theater im Bauturm und das Theater der Keller – überall darf zum Saisonauftakt herzhaft gelacht werden. So viel Publikumsbespaßung war lange nicht.
Dass die Deutschen in Sachen Nachwuchs ein bisschen lenden- und beckensteif sind, ist kein Geheimnis. Die Geburtenrate wird verlässlich jedes Jahr statistisch dokumentiert und hält sich demnach einigermaßen konstant bei etwa 1,2. Und wäre Kinderfreundlichkeit pisamäßig messbar, bewegte sich das Land wahrscheinlich ebenfalls im Downunder-Bereich.
Wenn Herbststürme die Blätter von den Bäumen fegen und die Lehrer ihre Jack-Wolfskin-Jacken überstreifen, steht das 23. Köln Comedy Festival (vom 10. bis 26. Oktober) vor der Tür und wartet darauf, dass wir es hereinlassen. Als eine Art Kammerjäger zur Vertreibung von depressiven Schüben und melancholischen Anwandlungen.
Die Frage wird seid längerem heiß diskutiert: Braucht Köln eine große freie Produktions- und Abspielstätte – ein Haus der Darstellenden Kunst – für die hier ansässigen Theater- und Tanzensembles sowie zur Präsentation von Gastspielen national und international relevanter Ensembles?
Zwei neue, einer auf Abruf: An der Rheinschiene steht in Sachen Intendanz mal wieder alles auf Anfang. Mit dem berühmten Anfangszauber hat das aber wenig zu tun. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat’s komplett vergeigt. Erst schwatzt das Land der Kommune für das gemeinsam getragene Schauspiel den internationalen Intendanten Staffan Valdemar Holm auf, der dann am Beginn der zweiten Spielzeit schon das Handtuch wirft.
„Das Stück wirbelt ganz schön was auf“
Schauspielerin Sonja Baum und Regisseur Martin Schulze über „Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Premiere 05/25
Von Un-, Zu- und Glücksfällen
„Dosenfleisch“ am Schauspiel Köln – Prolog 05/25
Zwischen Begierde und Tabu
„Spring Awakening“ am Jungen Theater Bonn – Prolog 04/25
Zwischen den Fronten
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Der Übermann
„Boys don‘t cry“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 04/25
„Wir suchen Orte der Wut und Traurigkeit auf“
Dana Khamis und Judith Niggehoff vom Jugendclub Polylux über „Trauer//Fall“ am Schauspiel Köln – Premiere 04/25
Die Grenzen des Theaters
„Was ihr wollt“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Die Zukunft lauert im Egoisten
„Der ewige Spiesser“ am Theater der Keller – Auftritt 04/25
Freiheit oder Ausgrenzung?
„Draußen“ im Jugendpark Köln-Mülheim – Prolog 03/25
Im Schatten der Diktatur
„Jugend ohne Gott“ am Comedia Theater – Theater am Rhein 03/25
Der Mensch als Scherbe
„Der zerbrochene Krug“ am Horizont Theater – Theater am Rhein 03/25
Spiegelbild der Wutbürger
„Kohlhaas (Can‘t Get No Satisfaction)“ am Schauspiel Bad Godesberg – Auftritt 03/25
„Ich erwische mich dabei, Stofftaschentücher zu bügeln“
Regisseur Sebastian Kreyer und Schauspieler Daniel Breitfelder über „Der ewige Spiesser“ am TdK – Premiere 03/25
Fixer im Dienst der Wahrheit
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Prolog 03/25
Totale Berührung
„Do not touch!“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 03/25
De Rach vun der Fleddermus
„De Kölsche Fledermaus“ an der Oper Köln – Theater am Rhein 02/25
Skurrile Denkanstöße
„Der Tatortreiniger“ am Bonner Contra-Kreis-Theater – Prolog 02/25
Das Ende der Herrlichkeit
„Der Fall Ransohoff “ am Orangerie Theater – Theater am Rhein 02/25
„Es geht einzig und allein um Macht“
Regisseur Volker Lippmann über „Fräulein Julie“ am Theater Tiefrot – Premiere 02/25
Ein Massengrab für die Hoffnung
„Aus dem Schatten: Thiaroye“ von Alexandra Badea am Schauspiel Köln – Auftritt 02/25
Überladenes Gezwitscher
Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ und „Endsieg“ in Bonn – Theater am Rhein 02/25
Lebensgeschichten für Leerstellen
„Vatermal“ am Schauspiel Köln – Prolog 01/25
„Es geht schlichtweg um alles“
Regisseur Marcus Krone und Schauspielerin Kristina Geßner über „Am höchsten Punkt“ in der Orangerie – Premiere 01/25
Endsieg für Ödipus
Elfriede Jelineks „Am Königsweg / Endsieg“ in Bonn – Prolog 01/25
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater am Rhein 01/25