choices: Herr Bukow, es ist Wahlkampf. Gestritten wird u.a. über Hartz IV. Hier soll nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Menschenwürde als Richtschnur gelten. Ist das zu viel verlangt?
Prof. Dr. Wolf-D. Bukow: Nein, das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Nun sagt das Urteil nichts über die Höhe der Leistungen aus, sondern fordert eine seriöse Berechnung der Bedarfe. Bei Kindern und Jugendlichen heißt das etwa, die Notwendigkeit von Bildung zu berücksichtigen. Das ist bisher peinlicherweise nicht geschehen.
choices: Frau Imdahl, Ihr Institut hat festgestellt, dass Werbung zunehmend akzeptiert wird. Trifft das auch auf die drohende Wahlwerbung zu?
Ines Imdahl: Das Wort „drohend“ passt ganz gut, denn Wahlwerbung ist in aller Regel nicht wirklich gut. Sie macht einen zentralen Fehler, den wir in der Mediaplanung sehr häufig antreffen. Sie meint, möglichst penetrant sein zu müssen, damit die Wähler sie auch wahrnehmen.
choices: Herr Güllner, hat sich NRW seit Ihrem Wechsel nach Berlin verändert? Manfred Güllner: Vor der Wende war das Bild von Nordrhein-Westfalen bei den Bundesbürgern sehr stark vom Ruhrgebiet mit all den mit dem Revier verbundenen Klischees überlagert. Dies hat sich seither geändert: Nordrhein-Westfalen wird von den Bürgern in, aber auch außerhalb des Landes trotz all seiner regionalen Facetten als ein einheitlich großes Bundesland wahrgenommen, bei dem die alten Vorstellungsbilder von Kohle und Stahl nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Kennen Sie Andrea Asch, Yvonne Gebauer oder Arndt Klocke? Wenn ja, erhalten Sie 99 Punkte und rücken im Rating unter Kölns politikinteressierten Bürgern auf einen vorderen Platz. Für alle anderen zur Erklärung: Die drei aus Köln wollen am 9. Mai in den Düsseldorfer Landtag gewählt werden. Yvonne für die freiheitlich-dekadenten Gelben, Andrea und Arndt für die Grünen. Ihr Bekanntheitsgrad ist gering, deshalb sind sie über die Landesliste ihrer Parteien abgesichert und werden uns mit größter Wahrscheinlichkeit als Mitglieder des Landtags – kurz MdL – wieder begegnen. Die Kölner CDU macht es mit ihrem Vorsitzenden Jürgen Hollstein ebenso wie die Kölner SPD mit ihren Vormännern Jochen Ott und Martin Börschel. Wobei Letzterer bereits MdL ist, im Parlament bisher aber kaum auffiel. Seine relative Bekanntheit verdankt er seiner Tätigkeit als Fraktionsvorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Vor kurzem erfand er zusammen mit seinem Kämmerer Norbert Walter-Borjans eine „Kulturförderabgabe“ gegen die desaströsen Folgen des schwarz-gelben Wachstumsbeschleunigungsgesetzes und erregte damit sogar bundesweit Aufsehen. Das Landtagsmandat ist für ihn wie für andere Kommunalpolitiker im Lande unverzichtbar – schon aus finanziellen Gründen. Die meisten MdLs sind daheim Fraktions- oder Parteivorsitzende und können sich so als Berufspolitiker ihren Geschäften in Kommune und Partei unbeschwerter widmen. Berufspolitiker ohne diese Absicherung müssen ihren Wahlkreis direkt gewinnen, ein Risiko mit ungewissem Ausgang. In Köln-Mülheim wagt Marc Jan Eumann (SPD) diesen Schritt, er war bisher vor allem in der Medienpolitik aktiv. In Köln-Süd versucht sich erstmals Barbara Moritz direkt – wenn die derzeitige Vorsitzende der Grünen-Ratsfraktion verliert, muss sie zurück in den Schuldienst.
choices: Herr Reck, kann man Kreativität überhaupt definieren?
Hans Ulrich Reck: Das Wort „kreativ“ nähert sich zunächst einmal dem Begriff des „Schöpferischen“. Das war früher begrifflich mit einer spezifischen Anstrengung, mit einer Überschreitung verbunden.
choices: Herr Frantzen, Ingenieure gelten vielen als Technikfreaks mit Imageproblemen. Kann man da kreativ sein?
Michael Frantzen: Der Ingenieurberuf ist natürlich zunächst einmal mathematisch-technisch geprägt, kreativ und intuitiv zu arbeiten, steht dazu aber nicht im Widerspruch.
choices: Herr Hartwig, Köln-Kalk hat immer noch den Ruf eines Arbeiterstadtteils. Gibt es trotzdem kreative Areale?
Bernd A. Hartwig: Die gibt es seit über 10 Jahren, kurz nach dem Ende der Chemischen Fabrik CFK. Damals hatten wir große Hoffnungen auf einen Aufbruch. Kalk hatte den ehrlichen, erdigen, manchmal rauen, aber immer liebenswerten Charme, der für kreatives Arbeiten den idealen Nährboden bildet. Besonders in den Gegenden um die Trimbornstraße, rund um die Kalker Kapelle und in den Arealen der alten Güterbahnhöfe ließen sich erste kleine Pflänzchen einer kreativen Szene erkennen. Initiativen wie „kran51“ oder Lokale wie der „Blaue König“ und die „Vorstadtprinzessin“ wurden zum Treffpunkt von Gestaltern, Autoren, Jungregisseuren, Architekten und Künstlern aus dem rechtsrheinischen Köln.
choices: Frau Schiegl, welche Risiken verbinden sich mit kreativem Tun? Magda Schiegl: Ich sehe...
Köln war schon immer eine kreative Stadt, die Kreative aus allen Professionen anzog oder hervorgebracht hat – nicht nur Künstler wie Gerhard Richter, Rosemarie Trockel und Autoren wie Frank Schätzing, ebenso Rechtsanwälte wie Rolf Bietmann, Peter Bach und Rafaele Wilde, Profisportler wie Wolfgang Overath und Lukas Podolski. Oder Erfinder wie Nikolaus August Otto. Jahrelang tüftelte der Autodidakt in Köln-Deutz herum, bis seine Gaskraftmaschine endlich lief. Später erschuf er noch die elektrische Zündung, was den Otto-Motor endgültig zur Mutter der heutigen Automobilindustrie machte. Selbst in späteren Jahren blieb Otto kreativ: In einem Geheimvertrag verpflichtete er seinen Konkurrenten Christian Reithmann, Stillschweigen darüber zu bewahren, dass der einen Gasmotor lange vor Otto gebaut hatte. Dafür bezog Reithmann eine lebenslange Rente. So konnte Ottos Deutz AG damit werben, er sei der deutsche Erfinder des Viertaktmotors. Die Marketing- Idee trug nicht unwesentlich zum Erfolg und zum Mythos bei. Ein paar Jahre später baute ein Ingenieur namens August Horch 1900 in Köln-Ehrenfeld das erste Auto mit einem „stoßfreien Motor“. Die Innovation stieß auf so rege Nachfrage, dass Horch die Horch & Cie. Motorwagen-Werke AG gründete und nach Zwickau umzog. Der „Horch“ galt lange als elegantes Luxusgefährt und als Symbol für Besserverdienende. Nach Querelen schied der Ingenieur aus der Firma aus und gründete dann die Audi Automobilwerke GmbH. Die Marke gibt es noch heute. In Köln produziert derweil die Ford AG.
choices: Herr Mimkes, was macht Bayer gefährlich?
Philipp Mimkes: Beispielsweise setzt Bayer in der Kunststoff-Produktion jährlich Tausende Tonnen Phosgen ein. Phosgen wurde im 1.Weltkrieg als Kampfgas verwendet. Auch das Giftgas MIC, durch das nach der Chemiekatastrophe 1984 im indischen Bhopal Tausende Menschen starben, wird bei Bayer in großen Mengen eingesetzt.

Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen
Herren des Krieges
Teil 1: Leitartikel – Warum Frieden eine Nebensache ist
„Besser fragen: Welche Defensivwaffen brauchen wir?“
Teil 1: Interview – Philosoph Olaf L. Müller über defensive Aufrüstung und gewaltfreien Widerstand
Politische Körper
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Kölner Friedensbildungswerk setzt auf Ganzheitlichkeit
Streiken statt schießen
Teil 2: Leitartikel – Das im Kalten Krieg entwickelte Konzept der Sozialen Verteidigung ist aktueller denn je.
„Als könne man sich nur mit Waffen erfolgreich verteidigen“
Teil 2: Interview – Der Ko-Vorsitzende des Bundes für Soziale Verteidigung über waffenlosen Widerstand
Widerstand ohne Waffen
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und ihr Landesverband NRW
Unser höchstes Gut
Teil 3: Leitartikel – Von Kindheit an: besser friedensfähig als kriegstüchtig
„Das ist viel kollektives Erbe, das unfriedlich ist“
Teil 3: Interview – Johanniter-Integrationsberaterin Jana Goldberg über Erziehung zum Frieden
Platz für mehrere Wirklichkeiten
Teil 3: Lokale Initiativen – Kamera und Konflikt: Friedensarbeit im Medienprojekt Wuppertal
Kinder verkünden Frieden
Das Projekt „Education for a Culture of Peace“ – Europa-Vorbild: Zypern
Brauerheer statt Bundeswehr
Wie ein Biertornado die Gewaltspirale aus dem Takt wirft – Glosse
Kulturschock
Intro – Kunst & Kultur
Inspiration für alle
Teil 1: Leitartikel – Wer Kunst und Kultur beschneidet, raubt der Gesellschaft entscheidende Entwicklungschancen
„Mich hat die Kunst gerettet“
Teil 1: Interview – Der Direktor des Kölner Museum Ludwig über die gesellschaftliche Rolle von Museen
Kultur am Kipppunkt
Teil 1: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Unbezahlbare Autonomie
Teil 2: Leitartikel – Die freie Theaterszene ist wirtschaftlich und ideologisch bedroht
„Ich glaube schon, dass laut zu werden Sinn macht“
Teil 2: Interview – Freie Szene: Die Geschäftsführerin des NRW Landesbüros für Freie Darstellende Künste über Förderkürzungen
Zwischen Bar und Bühne
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Neuland als kulturelles Experiment im Bochumer Westend
Der Kulturkampfminister
Teil 3: Leitartikel – Wie Wolfram Weimer sein Amt versteht
„Kultur muss raus ins Getümmel“
Teil 3: Interview – Philosoph Julian Nida-Rümelin über Cancel Culture und Demokratie
Querschnitt der Gesellschaft
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Kulturbüro Wuppertal als Partner der freien Szene
Die Kunstinitiative OFF-Biennale
Wer hat Angst vor Kunst? – Europa-Vorbild: Ungarn
Was hat Kultur denn gebracht?
Eine Erinnerung an Nebensächliches – Glosse
Branchenprobleme
Intro – Gut informiert