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Kulturschock

25. September 2025

Intro – Kunst & Kultur

Dann kürzen wir halt bei der Kultur. Theater, Museen, Orchester, Bibliotheken, soziokulturelle Zentren oder Volkshochschulen gehören zu den ersten Leidtragenden bei klammen öffentlichen Haushalten. Das fällt leicht, weil Kultur weitestgehend eine „freiwillige Leistung“ der Kommunen ist und es einleuchtet, dass ein marodes Abwassersystem eher in die Katastrophe führt als ein verringertes Angebot an Theater-Premieren. Kunst und Kultur bleiben so existentiell bedroht, oft prekäre Arbeitsorte mit engen Grenzen der wirtschaftlichen Wertschöpfung. Gleichzeitig sind sie so allgegenwärtig und selbstverständlich, dass sie der Brille gleichen, durch die man sieht, ohne sie selbst zu sehen – zutiefst politische Orte für Unterhaltung, Irritation, Orientierung oder Streit. Unser Monatsthema Kunst & Kultur fragt nach künstlerischer Freiheit, wirtschaftlicher Unabhängigkeit und gesellschaftlicher Relevanz.

Unsere Leitartikel machen klar, wie unverzichtbar Kunst und Kultur für unser Zusammenleben sind, wie wirtschaftlicher und ideologischer Druck die freie Theaterszene gefährdet und wie Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sein Amt missversteht.

In unseren Interviews spricht Yilmaz Dziewior, Direktor des Kölner Museum Ludwig, über die Herausforderung, ein Museum zu führen, Ulrike Seybold, Geschäftsführerin des NRW Landesbüros für Freie Darstellende Künste, berichtet von Existenzängsten unter Kulturschaffenden angesichts der Förderkürzungen für die freie Szene in NRW und der Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin wirbt angesichts zunehmender gesellschaftlicher Konflikte dafür, kulturelle Angebote und die mit ihnen verbundenen Diskussionen auf breiter Linie zu fördern.

In unseren Lokalbeiträgen erfahren wir beim Kölner Kulturrat, wie es um die städtischen Kulturhäuser steht, im Bochumer Projektraum Neuland, wie kulturelle und politische Vielfalt zusammengehen und beim Wuppertaler Kulturbüro, wie sich die freie Szene stärken lässt. 

Die Brancheninitiative Live Music Fund Germany stellt ab Januar 2026 eine freiwillige solidarische Förderung von Livemusik-Events in Aussicht. Angekündigt sind Zuschüsse für kleine Spielstätten, Nachwuchsbands und Festivals, für Inklusion und Nachhaltigkeit sowie Verlustausgleiche für Konzerte mittlerer Größe. Das sind begrüßenswerte Maßnahmen, um der „Superstar-Ökonomie“ wenigstens etwas entgegenzusetzen, die einigen privilegierten Stars horrende Gewinne beschert, während die überwältigende Mehrheit der Künstler ums Überleben kämpfen muss – eine Kluft, die in keiner Weise in Talent, Engagement oder künstlerischer Relevanz gründet. Das gilt natürlich analog für die Wirtschaft allgemein, wo absurde Einkommens- und Vermögensspitzen keineswegs durch eine noch so penetrant beschworene Leistung „verdient“ sind. Für einen radikalen Kulturwandel ist es höchste Zeit – nicht nur in der Musikbranche.

Dino Kosjak/Chefredaktion

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