Schultze Gets the Blues
Deutschland 2003, Laufzeit: 114 Min., FSK 0
Regie: Michael Schorr
Darsteller: Horst Krause, Harald Warmbrunn, Karl-Fred Müller, Ursula Schucht, Hannelore Schubert, Wolfgang Boos, Rosemarie Deibel, Wilhelmine Horschig, Alozia St. Julien, Anne V. Angelle, Leo Fischer, Loni Frank, Elke Rümmler, Marylu Poolman, Ilse Holtmann, Eva Bodnar, Hans-Peter Rößiger
eigentlich schön
dubliner (2), 03.02.2005
eigentlich ein schöner film. wenngleich ich behaupte, dass noch mehr draus zu machen gewesen wäre. viele figuren hätte man weiter entwickeln können. ein paar musikalische erfolgserlebnisse oder highligths von schultze wären schön gewesen. man wartet förmlich darauf, dass schultze zum schifferklavier greift und uns den blues macht, aber es passiert leider nicht... auch den schluss hätte ich mir schöner vorstellen können. dennoch blieb ich fast 2 stunden sitzen und genoss die bilder und die story.
ffw
otello7788 (554), 01.02.2005
Ich habe diesen Film nur überstanden, weil mein DVD Player 4x/8x/16x vorspulen kann. Okay, manche Einstellungen waren gut getroffen, die Leute waren recht verschroben und Schultze trifft nette Leute in den USA. Aber das war doch kein Film!
Dies ist überhaupt nicht mein Ding, aber ich kann auch mit z.B. Detlev Buck nichts anfangen. Ich habe meine ersten 16 Jahre auf dem Dorf verlebt. Vielleicht ist mir das alles zu bekannt?
www.das-positiv.de
schön
waschsalon (19), 18.06.2004
schultze ist ein wirklich gemütlicher typ,pflegt seine datsche,sitzt abends mit ex-kollegen oder auch alleine am küchentisch,hört radio.und dann läuft da eine musik,die er zuerst versucht,abzutun,die ihn aber dann fesselt.er holt sein akkordeon raus,und spielt sie nach.es ist eine art...folklore-blues?keine beschreibung für das.und dann traut er sich gegen widerstände sein lied beim geburtstag des heimatvereins zum besten zu geben.seine freunde sind begeistert.der rest der anwesenden irritiert,dass schultze nicht wie sonst sei jahren schon,althergebrachte lieder seines vaters spielt.und dann in die staaten.ohne ein wort englisch.schnappt sich ein boot,trifft eine osteuropäische band,übernachtet auf einem hausboot.ist frei.bis zum ende.
genauso gern wie im kino,oder fast noch lieber hätte ich schultze abends um 23 uhr in der ard gesehen.ein so ruhiger film braucht keine grossen leinwand.wirkt auch im wohnzimmer.
schön.
In der Ruhe liegt die Kraft
backpapier (4), 18.06.2004
Spektakulär unspektakulär kommt dieser Schultze aus deutschen Landen daher. Völlig unaufgeregt und in aller Seelenruhe wird einem die Person und das Leben dieser vorgestellt und man (ich) ist begeistert davon. Viel zu oft wird wahllos dahingeplappert, schnelle Szenwechsel und Schnitte sollen die Aufmerksamkeit erhaschen, aber bei Schultze ist dies gar nicht nötig. In aller Ruhe, ja schon dokumentarischer Sichtweise wird eine Geschichte erzählt über die man herzhaft schmunzeln kann. Schon episch wirken einige Szenen, wie die Sangeseinlage zur Verabschiedung der Rentnertruppe, aber gerade der Mut, der in einer solchen Szene liegt zahlt sich aus. Man kann sich zurücklegen und teilhaben am Leben der Personen und Beispiele solcher Schicksale findet man sicher auch im eigenen Bekanntenkreis wieder. Für mich einer der ganz herausragenden Filme des deutschen Kinos.
Viel Besser als erwartet!
icebear (11), 25.05.2004
Ich hatte riesigen Spaß bei diesem Film, tolle lange Einstellungen, Zeit um sich in die Situationen reinzuversetzen, Stellen zum herzhaft Lachen - die Jamalaya-Koch-Session...
Ein 08-15-Leben, das sich, scheinbar wie von selbst, ohne Schulze's zutun, in ein abenteuer verwandelt. ohne an morgen zu denken, ohne vorurteile, die situation auszunutzen, so gut es geht zu genießen und im notfall einfach abzuhauen.
Ich wäre am Ende des Films am liebsten sitzen geblieben, um ihn gleich noch mal zu sehen!
Oberflächlich & Ziellos
mr. kurtzman (168), 21.05.2004
Der Film konnte sich wohl nicht so richtig entscheiden eine Komödie zu sein. Wir zeigen mal drei frühpensionierte Menschen in der Provinz und überhäufen es mit den üblichen Klischees, die sogar langweilig dargestellt wurden. Für die lustigen Szenen musste meistens Horst Krause mit seiner korpulenten Figur und seinem dumpfen Blick das ?witzige Schlussbild? geben um einen Cut zu ermöglichen. Ganz ehrlich, haben wir schon besser unter Detlev Bucks Filme gesehen. Die gingen sogar unter die Haut, weil man die Figuren so liebte. Wirkliches Interesse an den Leuten wollte nie aufkommen. Wenn neue Leute auftauchten, waren sie im Nu wieder weg. Man könnte jetzt sagen wie im Leben halt (Toll!). Das Potenzial war da, d.h. die Schauspieler und die Umgebung hätten ein besseres Drehbuch verdient gehabt. Und wie wahr, Dresens Filme sind nicht nur besser. Die haben auch nichts mit diesem Streifen zu tun. Dazu gehört echte Neugier und Beobachtungsgabe.
Old Slowhand
juggernaut (162), 28.04.2004
Da hat jemand (Michael Schorr, Buch und Regie) wirklich seine Hausaufgaben gemacht. Der ?Schultze? hat viel Loriot (wenig reden und/oder aneinander vorbeireden in Wohnzimmer, Kneipe oder Musikverein ?Harmonie?), eine Prise Herbert Knebel (die Sprachdrechseleien des 1. Vorsitzenden der ?Harmonie?), streift Skurriles und Slapstickhaftes (die Tanzeinlage in der Dorfschenke) und Monty-Python-Humor (die Schachpartie), sieht manchmal etwas nach der kargen Dogma-Ästhetik aus und erinnert nicht nur wegen des streckenweise dokumentarischen Looks und der Blaskapellen an zwei der beiden besten deutschen Filme der letzten Zeit, Andreas Dresens ?Herr Wichmann von der CDU? und ?Halbe Treppe?. Und er hat, vor allem, den wirklich großartigen Horst Krause. Der hätte vor 25 Jahren bestimmt auch einen würdigen Bettenverkäufer in einem gewissen Sketch des großen Meisters von Bülow abgegeben...
Nur, es ist halt keine reine Komödie, doch den ? immerhin nicht unvermittelten ? Schluss hätte Schorr vielleicht etwas weniger abrupt servieren können. Und wer Verwandte in den fünf neuen Ländern hat und selber mal ?drüben? war, wird feststellen, dass der ganze Menschenschlag hervorragend getroffen ist ? das beinhaltet aber auch genau jene Perspektivlosigkeit, die zu der immer stärkeren Abwanderungsbewegung aus dem Schauplatz dieses Films (Sachsen-Anhalt) geführt hat und irgendwann eine nahezu entvölkerte Landschaft zu hinterlassen droht.
Ach ja, zwei wiederum eher lustige technische Fehler meine ich noch entdeckt zu haben: Bei der ersten Bootsfahrt Schultzes spiegelt sich in der kleinen Lampe über dem Bootshaus der Kameramann samt Arbeitsgerät. Das müssen sie wohl irgendwann auch gemerkt haben, denn bei späteren Aufnahmen von Schultze auf?m Boot ist die Kameraposition bzw. die Kadrierung verändert. Und bei der ersten Dancefloor-Einlage in einem Ami-Tanzschuppen rennt im verschwommenen, unscharfen Bildhintergrund kurz ein Mitglied des Filmteams durchs Bild. Das sind aber Petitessen, die sich ?versenden?. Ganz im Gegensatz zu der beschwingten Zydeco-Melodie, die bei Schultze den ultimativen Kick auslöst. Die fräst sich auch ins Hirn des Betrachters ein und bleibt da erst mal für den Rest des Abends. Alles in allem wirklich einer der besten langsamen Filme, die ich je gesehen habe.
P.S. Die leckeren Rezepte für ?Jambalaya? und die Barbecue-Garnelen gibt?s übrigens unter www.schultzegetstheblues.de! Vorsicht, was da an Knofi und extra scharf reinkommt, kann mit Sicherheit den stärksten Mann umhauen.
nicht viel zu sagen
serafina (10), 27.04.2004
Man muss ihn erst mal gesehen haben, um in der Sprachlosigkeit doch viel heraus zu hören. Uns hat er sehr gut gefallen, die langen Einstellungen auf Details, die auch ihre Sprache haben.
Bei diesem Film sind nun mal halt Menschen, die Zeit ihres Lebens wenig miteinander kommuniziert haben, sich aber dennoch nicht fremd sind, was man an den Geplänkel zwischen den 2 Freunden merkt und sieht.
Für Kinogänger mit Liebe an Details kann ich diesen Film empfehlen.
Hinter Erwartungen zurückgeblieben
Olli (82), 25.04.2004
?Schultze Gets the blues" hat mich interessiert. Die Ankündigung im Kino hat mich ein Kinoerlebnis der besonderen Art erwarten lassen. Leider war ich nach dem Film eher enttäuscht. Der Beginn mit der Kameraeinstellung, die ein Windrad zeigte und sonst nur weites Land, war am Anfang zur Einstimmung noch gut. Dann wurden aber im hohen Maße Klischees bedient: Die Spießigkeit und Tristess der Protagonisten wurden bis zur Schmerzgrenze überhöht dargestellt. Die Darsteller waren andererseits zu ?glatt". Die Szene am Anfang am Bahnübergang (?Mach den Balken hoch") spiegelte noch etwas von der ?Kantigkeit" der Sachsen-Anhaltiner wieder. Dann kam eigentlich nichts mehr außer vielleicht eine Szene (?Für Revolution ist man nie zu alt").
Auch die Handlung und die letztlich die Fabel des Films gibt mir zu denken: Schultze hat ein tristes Arbeitsleben und anschließend einen genauso gearteten oder noch schlimmeren Vorruhestand. Bei sich selbst kommt er letztlich auf seiner ziellosen Reise in Amerika an. Es muss doch noch irgend etwas dazwischen geben? Vielleicht wollte gerade das der Film vermitteln. Kann sein.
Der Film ?Halbe Treppe" ist inhaltlich etwas ganz anderes, hat aber m.E. die Wirklichkeit der Menschen viel besser getroffen.
Slowmotion in Teutschenthal
Colonia (683), 24.04.2004
Auf zahlreichen Festivals ist der Film bereits gelaufen, mehrere Preise hat er schon abgeräumt, ehe er in die deutschen Kinos kam. Er startet nun in vielen europäischen Ländern und im Herbst sogar in den USA.
"Schultze gets the blues" ist ein Film mitten aus der deutschen Seele. Hauptfigur Schultze steht deplatziert im frühpensionierten Leben der Sachsen-Anhaltinischen Bergbau-Provinz. Ein rührend-tragikomischer Held fernab blühender Landschaften wie es ihn in jeder Region Tausendfach gibt.
In 110 Minuten kommt der nur 1,3 Mio. Euro teure "Schultze" mit einer Handvoll Dialoge, einer einzigen Kamerafahrt und zwei Schwenks aus (ok, auch schon mal ein Mikro im Bild). Stattdessen bietet er knochentrockenen Humor, ungewöhnliche Kameraperspektiven und mit Horst Krause ("Polizeiruf 110", "Wir können auch anders"; bis 1994 am Schauspiel Dresden engagiert) einen Hauptdarsteller, dem die Rolle auf den gewichtigen Leib geschrieben wurde. Die weiteren Hauptrollen wurden ebenfalls mit Schauspielern besetzt (darunter Theatermimin Ursula Schucht, leider gänzlich ohne Solotext), die kleineren Rollen mit Laien, die allesamt sich selbst spielen.
Es darf gelacht werden. Dabei nimmt Regisseur und Drehbuchautor Michael Schorr alle seine Figuren durchaus ernst und gibt keine Rolle der Lächerlichkeit preis (obwohl dies einfach gewesen wäre).
Irgendwann, als Schultze sich endlich entschließt, die Reise ins ferne Amerika anzutreten, schoss mir der Pop-Titel "Life's what you make it" durch den Kopf. Doch ist der Fortgang der Story genau so nicht, wie man es nun erwartet hätte und es dem Kommerz geschuldet gewesen wäre.
Ein Film der feinen Beobachtungen, der Langsamkeit. Ein Glücksfall fürs Kino.
www.dieregina.de
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