Alle reden vom Krieg: Hollande will ihn gegen den IS führen, die USA befinden sich seit 9/11 im Krieg gegen „den“ Terror und Terroristen von IS über Al Qaida bis Boko Haram sehen sich im heiligen Krieg mit der gesamten westlichen Welt. Wer redet überhaupt noch über den Frieden? Wenigstens eine Geschichte habe ich parat: Vor fast 101 Jahren, an Weihnachten 1914, schlossen die feindlichen Soldaten an der Westfront des Ersten Weltkriegs für wenige Tage einen Waffenstillstand, bevor das blutige Business als usual weiter ging. Akkurat historisch belegt ist diese Story nicht, aber sie setzt der Erzählung vom Krieg immerhin eine des Friedens entgegen. Und das ist bitter nötig, um diesen als Option noch gedanklich möglich scheinen zu lassen, zwischen all den Ausnahmezuständen, Notstandsregelungen und martialischen Reden vom Krieg.
Von Mali über Beirut bis Paris reden auch alle von Religion – wir nicht. Mit unserem Monatsthema UNGLÄUBIG widmen wir uns dafür Atheisten, Agnostikern und Konfessionslosen und sprechen mit Rainer Ponitka vom Int. Bund der Konfessionslosen und Atheisten über politische und gesellschaftliche Forderungen von Nicht-Religiösen.
Ein Anti-Kriegsstück ist Wolfram Lotz‘ Hörspiel „Die lächerliche Finsternis“. Regisseur MARTIN SCHULZE adaptiert das Stück um zwei Soldaten, die im afghanischen Hinterland nach einem Kameraden suchen, für die Bühne am Theater der Keller. Wir sprechen mit ihm über die Unfähigkeit, das Fremde zu verstehen und Krieg als Extremfall der Kunst. Am Kölner Schauspiel inszeniert Intendant Stefan Bachmann Ödön von Horvàths GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD als artifizielle Kleinbürgerstudie.
Mittelalterliche Sakralkunst mit der existentiellen Dimension von Gegenwartskunst verbindet die aktuelle Jahresausstellung im Kolumba unter dem Titel DER ROTE FADEN – ORDNUNGEN DES ERZÄHLENS. Das Werk von FRIEDRICH SCHRÖDER-SONNENSTERN verweigert hingegen jede inhaltliche Deutung und favorisiert das schlüpfrige Sujet voller Fleischeslust, zu sehen im Rahmen der Ausstellung „Der dreifache Weltmeister aller Künste und seine Werkstatt“ in der Villa Zanders.
Kitschige Weihnachtsstimmung zu verbreiten käme unserer Filmredaktion nicht in den Sinn. Unser Film des Monats DÄMONEN UND WUNDER von Jaques Audiard führt uns von Sri Lanka nach Paris und zeigt die geografischen, emotionalen und kulturellen Strecken auf, die Flüchtlinge zwischen den Welten zurücklegen müssen. Nicht klassisch besinnlich ist auch das Weihnachtsfest, das JELLA HAASE in „Vier Könige“ in der Psychiatrie verbringt. Wir sprachen mit der Darstellerin über Feiertagsrituale und ihre Begeisterung für kleine Produktion nach dem Erfolg als Chantal in „Fack ju Göhte“.
Nicht nur, aber besonders in der Adventszeit sollten wir alle mehr vom Frieden reden – in den Palästen, den Hütten und miteinander.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
choices 08/18
THEMA: Fair handeln
choices 07/18
THEMA: Ewig jung
choices 04/18
THEMA: Bienenglück
choices 10/17
THEMA: Kinderseelen
choices 03/17
THEMA: Fremdkörper
choices 08/16
THEMA: Gleichheit
choices 07/16
THEMA: Freiheit
choices 05/16
THEMA: Angsthase
choices 04/16
THEMA: Wasserschaden
choices 03/16
THEMA: Frauenleben
choices 11/15
THEMA: Gemeinwohl
choices 07/15
THEMA: Veganes Leben
Der Tod sind wir
Die Filmstarts der Woche
Wiederentdeckt
Werke von Amerikas erster schwarzer Klassikerin in Essen – Klassik an der Ruhr 04/24
Die Seele geraubt
„Hello Dolly“ am Gelsenkirchener MiR – Musical in NRW 04/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Zwangloses Genießen?
Vortrag „Die post-ödipale Gesellschaft“ im Raum für Alle – Spezial 04/24
Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24
Mut zur Neugier
„Temptation“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 04/24
Vom Arbeiterkind zum Autor
Martin Becker liest im Literaturhaus aus „Die Arbeiter“ – Lesung 04/24
Zauber der Großstadt
Nevin Aladağ im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 04/24
Wege aus der Endzeitschleife
„Loop“ von Spiegelberg in der Orangerie – Theater am Rhein 04/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Orchester der Stardirigenten
London Symphony Orchestra in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24