Es gibt 399 Beiträge von Raspa
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14.01.2020
Und wieder, nach "The Hate U Give", ein eindrucksvoller Film über das Lebensgefühl junger schwarzer Amerikaner. Wieder spielt eine Polizeikontrolle eine unheilvolle Rolle, nur führt die Handlung diesmal zu einer Flucht quer durch die USA bis hin nach Florida, von wo die beiden, zunächst sehr ungleich wirkenden Protagonisten nach Kuba fliehen wollen, da sie daheim keine Chance auf ein faires Verfahren erwarten. Genauer gesagt, ist es Angela, die die Flucht als einzige Möglichkeit erfasst, da sie als Rechtsanwältin genau weiß, dass man ihnen die Notwehrsituation nicht abnehmen wird, während ihr Begleiter dabei zunächst eher zögerlich mitmacht. Was folgt, ist eigentlich ein klassisches Roadmovie, auf dessen Weg sie zahlreiche Personen treffen, von denen sie immer nur hoffen können, dass diese sie nicht verraten oder ihnen im besten Fall sogar helfen werden. Dabei vermeidet das Drehbuch einfache Klischees: Weder bei Weißen noch bei Afroamerikanern, von denen sie teilweise zu Helden wider Willen gemacht werden, können sie je sicher sein, wie sie reagieren werden, so dass die Devise immer wieder lautet: Weiter, nur weiter. Das so ungleiche Paar rückt in dieser Situation immer näher zusammen, was sehr nachvollziehbar entwickelt wird. Ohne zu spoilern, muss ich allerdings sagen, dass ich den Schluss etwas unbefriedigend finde. Hier hätte sich mit mehr Mut vielleicht ein origimelleres Ende finden lassen. Davon abgesehen ist der Film nach meiner Einschätzung unbedingt sehenswert.
Wie der Zufall so spielt, war der erste Song, den ich nach dem Kinobesuch im Radio hörte: "I Shot The Sheriff": "... but I swear it was in self-defence." Einen passenderen musikalischen Kommentar hätte es nicht geben können.
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08.01.2020
In der Tat, dies ist ein Whodunit, ganz in der Tradition der guten alten Agatha mit Daniel Craig als modernem Alter Ego von Hercule Poirot. Zwar spielt das Ganze in den heutigen USA, aber der Schauplatz, ein schlossartiges Herrenhaus, ist ganz Old School-mäßig. Und auch, dass es zu Beginn einen Toten gibt, für dessen Ermordung fast alle Beteiligten ein Motiv gehabt hätten und die Art, wie Clonk / Craig die verschlungene Sachlage zuletzt aufdröselt, all das erinnert deutlich an die Werke der früheren Championesse of Crime. Das Ganze ist mit großen Akteuren, die sichtlich Spaß an der Sache haben, sehr unterhaltsam inszeniert. Ob der Südstaatenakzent, der Southern Drawl, den Craig vorführt, wirklich ganz echt klingt, darüber gingen die Meinungen ein wenig auseinander. Sei's drum, man sieht einen Film ganz ohne tiefere Bedeutung, den man gut gelaunt verlässt. Das ist doch auch mal was.
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05.01.2020
Ein bisschen haben beide Vor-Kritiker recht. Es ist ein wichtiges Thema, um das es hier geht, die Umsetzung ist aber nicht so ganz überzeugend. Wobei es nicht so ist, dass Ms Sloane glaubt, die Wahrheit gefunden zu haben. Sie selbst sagt ja mehrfach, dass es ihr nicht um die Sache geht, sondern um den Triumph, den sie genießen will. In den Extras äußert der Regisseur, er finde es aufregend, dass hier ein weiblicher Protagonist all die Charakteristika aufweist, die man gemeinhin Männern zuschreibt. Gewiss, gewiss. Aber muss die Figur deshalb so eindimensional sein? Sie ist einfach zu nur-berechnend, zu eiskalt. Das ermüdet auf die Dauer etwas, auch wenn der Plot, vor allem am Ende, einige interessante Wendungen enthält.
Mein Urteil: Nicht uninteressant, aber auch keine dringende Empfehlung.
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09.12.2019
1983 - das große Jahr der Band Madness, besonders durch ihren großen Hit "Our House". So wollen die Jugendlichen aus der Romanvorlage auch das leerstehende Bauernhaus nennen, aus dem sie eine WG machen und das dann bei der Kleinstadtbevölkerung zum "Auerhaus" mutiert. Es ist ja immer so eine Sache, wenn man einen nach einem Roman gedrehten Film sieht und diesen Roman auch gelesen hat. In diesem Fall muss ich sagen, dass der lakonische Stil der Vorlage gelungen ins andere Medium übertragen worden ist. Die 80er Atmosphäre ist gut getroffen ( nur die Schulszenen fand ich etwas artifiziell ), und die jungen Schauspieler/innen sind ausgezeichnet, ganz besonders Max von der Groeben, der den suizidgefährdeten Frieder ( der wohl unter einer bipolaren Störung leidet ) verkörpert. Von den Erwachsenen möchte ich Milan Peschel hervorheben, der den unsympathischen Vater des Protagonisten herrlich abstoßend verkörpert. Insgesamt ein eher ruhiger, unspektakulärer Film, der deshalb sicher kein Kassengold darstellt, aber dennoch sehenswert ist.
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06.12.2019
Viel gibt es der ersten hier veröffentlichten Kritik nicht mehr hinzuzufügen. Da ich den Film leider jetzt erst auf DVD sah, konnte ich bei den Extras auch die bewunderungswürdige Arbeit der Maskenbildner erfassen, die Coogan und Reilly erst in das unsterbliche "Double Act" verwandelt haben. Und die beiden spielen mit dieser Unterstützung auch ganz wunderbar. Ich finde es ja immer gut, wenn ein Biopic sich auf eine bestimmte Episode konzentriert und nicht versucht, ein ganzes Leben in ca. 100 Minuten abzubilden. Die leise Melancholie, die diesen Film durchzieht, liegt daran, dass die beiden großen Komödianten ihren Höhepunkt hinter sich haben, obwohl sie ihre Mittel immer noch traumwandlerisch sicher beherrschen, wenn auch körperlicher und mentaler Verschleiß ihren Tribut fordern. Und es ist auch eine Reflexion über die Probleme einer solch lang dauernden künstlerischen Beziehung, die nicht ohne Reibungen möglich ist ( man denke nur an die Herren Jagger und Richards, die schon ähnlich lange zusammenarbeiten ).
Alles in allem: Ein schöner, sehenswerter Film, v.a. für die Generation, die Stan und Ollie mit den Kommentaren von H. D. Hüsch oder sogar noch im Kino kennengelernt hat.
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17.10.2019
Wir haben über Jahre hinweg mit großem Vergnügen diese nostalgische Serie verfolgt. Am Ende einer Staffel gab es stets ein sog. "Christmas Special", eine längere, in sich abgeschlossene Episode. So ähnlich ist auch dieser Spielfilm konzipiert, der im Jahre 1927 spielt. Man taucht gerne wieder ein in diese Welt des"Upstairs and Downstairs", auch wenn die Textur ein wenig grobmaschiger wirkt als in den TV - Staffeln. Und am Ende wird es sogar fast ein wenig sentimental. Nicht schlimm! Dies ist ohnehin nur ein Film für diejenigen, die mit dem Personal der Serie vertraut sind, für alle anderen dürfte der Besuch wenig ergiebig sein. Und für die wahren Fans gilt natürlich: Man muss die OV sehen, schon allein wegen der herrlichen Granny von Maggie Smith - dieser Tonfall ist einfach unnachahmlich!
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15.10.2019
Ist es wichtig zu zeigen, dass auch Schwarze, ja sogar schwarze Frauen einen erheblichen Anteil an den NASA - Projekten vor der ersten Mondlandung hatten? Unbedingt! Wer wollte das bestreiten?
Aber: Muss dies so konventionell, ja geradezu bieder geschehen? Die Personen sind alle so eindimensional gezeichnet, die Konflikte so vorhersehbar, die Ritardando-Momente stets genau an den zu erwartenden Stellen, dass dem Film jeglicher Biss verloren geht. Schade, das Thema hätte ein besseres Drehbuch und einen mutigeren Regisseur verdient. So bleibt als Fazit: Man hat sich bemüht.
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11.10.2019
Comic-Verfilmungen sind nicht gerade mein bevorzugtes Genre im Kino. Hulk, Spiderman, Batman - sie alle lassen mich eher kalt. Aber dieser Joker ( wörtlich: der, der Scherze macht - und tatsächlich versucht Arthur sich ja als Comedian durchzuschlagen ) ist ein anderes Kaliber. Man braucht keine Vorkenntnisse über Gotham City, um die atemberaubende Verkörperung einer geschundenen Kreatur durch J. Phoenix zu bestaunen. Er ist eine Art Woyzeck unserer Zeit - auch wenn die Handlung des Films offenbar eher in den 70er oder den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts verortet ist. Zu Beginn verdient sich Arthur, der erst bei seinem Auftritt in einer Late Show gegen Ende des Films zum "Joker" wird, ein paar kärgliche Dollar, indem er, als Clown verkleidet, bei einem Ausverkauf ein Schild auf der Straße vor dem Laden herumträgt.Die Aufschrift lautet: "Everything must go", was die Atmosphäre in der auseineranderbrechenden Gesellschaft, die uns gezeigt wird, trefflich benennt. In dieser Szene wird Arthur zum ersten Mal schwer gedemütigt und misshandelt, und es soll nicht das letzte Mal sein - bevor er dann selbst zum Gewalttäter wird.
Am Ende der von mir besuchten Vorstellung ( OV ) gab es Applaus eines beeindruckten Publikums. Das irre Gelächter des Jokers klang uns allen noch lange nach.
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08.10.2019
Hallo ihr Horrorfreunde! Ihr wollt einmal wahren Horror erleben? Dann geht in diesen Film. Hier könnt ihr einen Horror erleben, wie er von einigen Menschen, die für das, was sie ständig leisten, notorisch unterbezahlt sind, jeden Tag erlebt und, so gut es eben geht, aufgefangen wird.
Wo haben sie diese Helene bloß gefunden, die die Benni darstellt? Unglaublich, mit welcher atemberaubenden Authentizität sie dieses Wahnsinnskind verkörpert. Sie hat jeden Darstellerpreis verdient, den es hierzulande gibt, und der Film selbst bekommt hoffentlich auch all die Ehrungen, die er verdient. Wenn ich überhaupt etwas zu bekritteln habe, dann vielleicht den Schluss, der mir etwas zu symbolbehaftet erschien. Aber das tut dem Gesamteindruck überhaupt keinen Abbruch.
Furcht und Mitleid soll die Tragödie beim Zuschauer bewirken, postulierte Aristoteles. Nun, beides wird uns hier reichlich zuteil.
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02.10.2019
So, nun habe ich es doch noch geschafft, den neuen Tarantino zu sehen. Natürlich nicht ganz unvorbereitet, z.B. durch die Beiträge im Forum hier. Und ich muss sagen, dass "mobile" es gleich recht gut getroffen hat, in Bezug auf die Dinge, die er lobt, aber auch auf die gewisse Langatmigkeit, die der Film zweifellos hat. Die ist vermutlich besser zu ertragen, wenn man diese Ära, also die ausgehenden 60er Jahre, selbst erlebt hat und sich an vielem erfreuen kann, was hier so detailversessen gespiegelt wird. Und DiCaprio und Pitt spielen wirklich mit wundervoller Intensität, das muss man auch festhalten. Ob Tarantino allerdings der Richtige ist, um Amerikas Hang zur Gewalt zu analysieren, wie teilweise zu lesen ist, da bin ich mir nicht so sicher. Auch wenn die Gewaltexzesse diesmal nicht so massiv daherkommen wie in anderen seiner jüngsten Filme, so kann man doch kaum bestreiten, dass er eine gewisse Freude daran zu haben scheint, Gewalt in ihrer explizitesten Weise darzustellen. Immerhin war ich dankbar dafür, dass Sharon Tates furchtbares Ende nicht ausführlich ausgemalt wurde. Insgesamt ein Film, den anzusehen sich lohnen kann, aber sicher nicht für jeden Zuschauer.

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