Snowden
USA, Deutschland, Frankreich 2016, Laufzeit: 134 Min., FSK 6
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Shailene Woodley, Melissa Leo
>> www.snowden-film.de
Biopic über den weltberühmten Whistleblower
Wir werden überwacht, sorry
„Snowden“ von Oliver Stone
2013 flog Regisseurin Laura Poitras gemeinsam mit dem Guardian-Journalisten Glenn Greenwald nach Hongkong, wo sie in einem Hotel Edward Snowden trafen. Der Whistleblower gab nicht nur streng geheime Daten preis, er äußerste sich im Hotelzimmer auch ausführlich zu seiner Motivation. Laura Poitras hielt dies mit der Kamera fest und fertigte 2014 aus dem Material „Citizenfour“. Ein Dokumentarfilm, so spannend wie ein Thriller.
Oliver Stone liefert nun das Drama zu Snowden. Joseph Gordon-Levitt („The Walk“) überzeugt bis hinein in den Sprachgestus in der Rolle des ehemaligen NSA-Mitarbeiters, der Spielfilm umspannt die Jahre 2004 bis 2013. Am Anfang ist Snowden ein Soldat in der Ausbildung, ein Patriot. Am Ende bezeichnet ihn seine Regierung als Vaterlandsverräter. Oliver Stone interessiert sich für die Impulse, die das systemtreue Computergenie zum Rebellen geformt haben. Es sind dies strafversetzte Querdenker (Nicolas Cage), Snowdens liberale Freundin Lindsay (gestelzt: Shailene Woodley, „Die Bestimmung“), vor allem aber ist es die Praxis der US-Geheimdienste, der Umgang mit intimen Daten und die Massenüberwachung, die Snowden aus der ersten Reihe mitbekommt.
Es bleibt unklar, warum Snowden bei wachsendem kritischen Bewusstsein immer wieder in den Staatsdienst zurückkehrt. Und die Doku von Laura Poitras bleibt spannender. Zugleich aber liefert Stone ein gelungenes, relevantes Drama, das die Ausuferungen der Totalüberwachung und die Argumentationslinie der Befürworter anschaulich vor Augen führt. Das unbesorgten Bürgern, die „nichts zu verheimlichen“ haben, den Kopf wäscht. Und das diesem Freiheitskämpfer des Computerzeitalters ein würdiges, filmisches Denkmal setzt.
(Hartmut Ernst)
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