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27. April 2011

Bernd Irlenbusch über Ethik, Gentechnik und Atomenergie – Thema 05/11 Energiewende

choices: Herr Irlenbusch, braucht die Wirtschaft Wirtschaftsethik?
Bernd Irlenbusch:
Ja, in Zeiten, in denen wirtschaftliches Handeln stärker denn je potentiell auch negative Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte hat, ist das systematische Nachdenken über wertorientiertes Handeln besonders wichtig.

Der Deutsche Ethikrat befasst sich mit Risiken der Gentechnik, der jetzt von Frau Merkel ins Leben gerufene Ethikrat soll die lange bekannten Risiken der Atomenergie neu bewerten. Gibt es da einen gemeinsamen Begriff von Risiko?
Das „Risiko“ der Gentechnik besteht vor allem in der Aufweichung des im Grundgesetz verankerten Begriffs der Menschenwürde. Bei der Bewertung der Risiken der Atomenergie geht es vor allem um die Einschätzung der negativen Folgen des Atommülls sowie möglicher Unfälle in den Atomanlagen auf Mensch und Natur.

Trotzdem: fließen in diese Risikobewertungen auch gemeinsame Aspekte ein?
Risiko wird meist mittels zweier Komponenten bewertet. Die erste ist die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines bestimmten (negativen) Ereignisses. Die zweite ist die Bewertung der möglichen Folgen. Die werden dann nach den Wahrscheinlichkeiten ihres Eintritts gewichtet. Bei der Bewertung ist man weitestgehend auf das Urteil von Experten – etwa Ärzten oder Ingenieuren – angewiesen. Aber es sind auch ethische Argumente gefragt. Zum Beispiel: Sollen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt beachtet werden? Sollen die Konsequenzen für künftige Generationen einbezogen werden? Können Gesundheit und menschliches Leben mit Geld aufgewogen werden?

Bernd Irlenbusch
Bernd Irlenbusch ist Professor für Unternehmens–entwicklung und Wirtschaftsethik an der Universität zu Köln. Er studierte Informatik und Volkswirtschaft an der Universität Bonn und lehrte an der London School of Economics.

Inzwischen gilt das atomare Restrisiko nicht mehr als tragbar – nur aus ethischen Gründen?
Eine solche Bewertung hängt von mehreren Dingen ab. Hat man die möglichen Folgen bisher nicht angemessen genug bewertet? Will man eventuell neue Argumente in die Bewertung einbeziehen? Wichtig ist auch, mögliche Alternativen zur Atomenergie und die Konsequenzen eines eventuellen Ausstiegs aus der Atomenergie zu berücksichtigen.

Was zählt mehr, das naturwissenschaftliche Know-how oder die ethische Bewertung?
Eine seriöse ethische Bewertung ist nicht möglich ohne gute naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen. Insofern kann man hier keine Rangfolge festlegen.

Interview: Wolfgang Hippe

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