Fünf Millionen Einwohner sind ein unerschöpflicher Pool für Ideen zum Klimaschutz, meinen jedenfalls die Akteure der „Klimametropole Ruhr 2022“. Unter Federführung des Regionalverbandes Ruhrgebiet will man als starker Partner die „Klima.Expo.NRW“ unterstützen, das auf zehn Jahre angelegte – und wörtlich zu verstehende – Vorzeigeprojekt der Landesregierung. Verbände, Unternehmen und Institutionen schultern gerade die Auftaktwoche der „Klimametropole Ruhr“ mit über 200 Veranstaltungen bis zum 3. Oktober. Und wir berichten von ausgewählten Orten.
Zum Beispiel Essen.
Weltpremiere: Ein blasseres Wort war unangebracht, als Ende April Hannelore Kraft, RWE-Chef Peter Terium und andere wichtige Gäste gemeinsam auf den Buzzer drückten und formal ein neues 1000-Meter-Kabel in Betrieb nahmen. Das liegt unter dem Straßenpflaster, verbindet die Umspannstationen „Dellbrügge“ und „Herkules“ in der City ... und hat es sprichwörtlich in sich. Denn statt in daumendicken Kupferkabeln wird hier der Strom über ein wenige Millimeter schmales Hightech-Band hin- und hertransportiert. Der Clou ist freilich die Umhüllung, in der -200 Grad kalter Stickstoff dafür sorgt, dass der Strom fast ohne Widerstand von A nach B fließt. Supraleiter nennt man diese Verbindung. Abgesehen von einer kleineren Teststrecke in den USA ist dies tatsächlich der erste Supraleiter im realen innerstädtischen Einsatz. „Weltpremiere“ stimmt also.
Worin der Nutzen fürs Klima besteht: Dazu muss man etwas um die Ecke denken. In einer Stadt wie Essen, erklärt Projektleiter Oliver Sauerbach, gelangt der Kraftwerksstrom über Hochspannungsleitungen zu zehn Umspannstationen, die aus 110 Kilovolt über Transformatoren 10 Kilovolt Mittelspannung machen und diesen Strom weiterverteilen. „Durch diesen Supraleiter ist jetzt die erste Umspannstation überflüssig geworden. Wir könnten bei weiterem Ausbau wohl auf insgesamt vier 110-kV-Stationen verzichten.“ Das spare nicht nur Einiges an Geld, sondern auch wertvolle City-Grundstücksflächen für Stationen und Leitungstrassen.
Das Superkabel werde im großtechnischen Einsatz nicht nur die billigere Lösung sein, hofft man bei RWE und dem Kabelhersteller Nexans. Es kann bereits jetzt fünfmal mehr Strom übertragen als die traditionelle Kupfer-Lösung. Weil für die Energiewende weit leistungsfähigere Netze als bisher benötigt werden, kommt Supraleitern auch hier eine Bedeutung als Schlüsseltechnologie zu. Sie ermöglichen trotz des Kühlungsaufwandes mit flüssigem Stickstoff schlichtere Lösungen. Und effizienter sind sie auch.
Noch ist diese Technologie aber teuer. Den Essener Super-Kilometer haben sich RWE und seine Partner insgesamt 13,5 Mio. Euro kosten lassen. Immerhin: Fast sechs Millionen steuerte das Berliner Wirtschaftsministerium bei.
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