Sind Monokulturen wirtschaftlich sinnvoll? Zumindest betriebswirtschaftlich sind sie definitiv effizienter und so gesehen auch nachhaltiger als eine kleinparzellierte Ackerwirtschaft. Je größer ein Betrieb, je größer der Acker, umso flotter läuft seine Bearbeitung. Große Mähdrescher und Traktoren müssen auf dem Feld seltener wenden und ihre Auslastung ist aufs Jahr gesehen stärker. Das macht die Investitionen in die teuren Maschinen rentabel, führt aber auch dazu, dass weniger Maschinen gebraucht werden. Das spart Geld, Zeit, Diesel, aber auch Rohstoffe und Energie, die die Produktion der riesigen Maschinen erfordert. Ist die böse Monokultur also nur eine Mär, die von Naturschützern in die Welt gesetzt wurde? Mitnichten, denn Monokulturen fordern den verstärkten Einsatz von Pestiziden. Und der nimmt beständig zu. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz stieg er zwischen 1993 und 2013 um über 50 Prozent: Von knapp 29.000 auf knapp 44.000 Tonnen. In Niedersachsen sind weite Teile des Grundwassers mittlerweile mit Pestizid-Rückständen belastet. Das geht aus einer Studiedes Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hervor, der im Sommer veröffentlicht wurde.Zwar nicht in dem Maße, dass eine Gefährdung der Bevölkerung akut wäre, aber es besteht wohl Einigkeit darüber, dass Pestizidrückstände nicht ins Grundwasser gehören.
Eine weitere Gefahr besteht in der Bodenerosion. Gerade im Frühjahr, wenn heftiger Regen auf große, nahezu nackte Ackerflächen trifft, besteht die Gefahr, dass fruchtbarer Humus weggeschwemmt wird. Im Extremfall werden Straßen und Ortschaften überschwemmt oder verschlammt. Gleichzeitig gelangen an den Boden gebundene Nähr- und Schadstoffen in angrenzende Gewässer oder Ökosysteme und richten dort Schaden an. Ein drastisches Beispiel der Folgen von Winderosion fand im April 2011 auf der A19 bei Rostock statt. Das trockene Frühjahr und ein frisch gepflügter riesiger Acker ohne grüne Begrenzung durch Hecken, Wald oder Baumreihen, führten zu einem Sandsturm und schließlich zu einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Elf Menschen starben an dem Tag.
Die Bewirtschaftung mit Monokulturen hat aber vor allem direkte Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Das macht der Artenschutz-Report des Bundesamts für Naturschutz (BfN) klar. Demnach ist jede dritte untersuchte Art in Deutschland gefährdet. „Der Zustand der Artenvielfalt ist alarmierend“, sagt die Präsidentin der behördlichen Naturschützer, Beate Jessel. Laut dem Report kommen in Deutschland 72.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vor. In der roten Liste Deutschlands wurden sage und schreibe 32.000 heimische Spezies auf ihre Gefährdung hin untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend: Rund 30 Prozent aller Arten in Deutschland sind gefährdet, vier Prozent sogar schon ausgestorben. „Arten stehen dabei immer auch für Lebensräume, Ökosysteme und Beziehungsgefüge“, heißt es in dem Report. Und weiter: „Ihr Zustand spiegelt zugleich den Zustand unserer Landschaften wieder. Der Zustand der Artenvielfalt macht deutlich, dass das nationale Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, bisher verfehlt worden ist. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf.“
Ökosysteme voller Artenvielfalt finden sich im sogenannten Grünland: ungedüngte Wiesen, Feuchtwiesen, Magerrasen und Streuobstwiesen. Dort, wo es noch Grünland gibt, steht es aber häufig unter hohem Druck. Ein Bauer, der kein Milchvieh hat, kann damit nichts anfangen, und mit einem Acker lässt sich wesentlich mehr Geld erwirtschaften. Das zeigt sich auch daran, dass Äcker ungefähr doppelt so teuer sind wie Grünland. Nach einem Report des BfN vom Sommer 2014 hat sich das Grünland in Deutschland seit 1990 um 16 Prozent verringert. Zudem habe sich die Qualität dieser Flächen verschlechtert: Häufig gemähte und gedüngte Wiesen sind auf Kosten biologisch vielfältigerer Flächen ausgedehnt worden. Dabei ist Grünland die Heimat von mehr als zwei Drittel aller Farne und Blütenpflanzen. Verschwinden sie, verringert sich das Nahrungsangebot insbesondere für Bienen und Schmetterlinge. Aber auch der Bestand von Vogelarten, die auf Wiesen und Weiden brüten ist stark geschrumpft: Beim Kiebitz in den vergangenen 20 Jahren um rund 75 Prozent, Uferschnepfen gibt es nur noch halb so viele.
Stellt man all das in Rechnung, drängt sich die Frage auf, ob der betriebswirtschaftliche Nutzen von Monokulturen nicht einen vielfach höheren volkswirtschaftlichen und ökologischen Schaden anrichtet. Es würde auf jeden Fall nicht überraschen, wenn – wie so häufig! – die günstigste Lösung für einen Betrieb mal wieder die teuerste für die Allgemeinheit wäre.
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