choices: Herr Brust, was tut der Kölner Rat, um vor Ort die regenerativen Energien zu fördern?
Gerd Brust: In der nächsten Sitzung des Bauausschusses werden insgesamt 25 weitere Dächer von städtischen Gebäuden für Investoren von Photovoltaik-Anlagen (PV) ausgeschrieben. Elf dieser Anlagen laufen bereits. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG ist hier aktiv – sie baut PV-Anlagen auf nahezu allen Dächern, die dazu geeignet sind. Außerdem setzt sie zunehmend auf alternative Heiztechniken wie Wärmepumpen, Pelletheizungen oder thermische Solaranlagen wie in der Solarsiedlung Westend.
Wie hoch ist der Anteil an Atomstrom bei der RheinEnergie?
Die RheinEnergie erzeugt etwa die Hälfte des von ihr verkauften Stroms selber und das ohne AKW. Den Rest muss sie an der Strombörse zukaufen. Dort wird nur ein Mix inkl. Atomstrom angeboten. Unter dem Strich ergibt sich bei RheinEnergie dann ein Atomstromanteil von 15,5%. Zum Vergleich: der Bundesdurchschnitt liegt bei 24,9%. Wenn Städte wie Brühl behaupten, ihr Strom sei atomstromfrei, so ist das eine gezielte Verdummung der Kunden. Hier wird lediglich der bisher schon bezogene Strom durch sogenannte RECS-Zertifikate grün gefärbt.
Was heißt RECS-Zertifikat?
RECS heißt „Renewable Energy Certificate System“ und bescheinigt nur, dass eine entsprechende Menge aus erneuerbaren Quellen tatsächlich irgendwo produziert wird, z.B. in alten Wasserkraftanlagen in Norwegen.
Die RheinEnergie erzeugt dagegen naturgrünen Strom?
Sie betreibt mehrere PV-Großanlagen, u.a. auf Dächern des Flughafens, des städtischen Kompostierwerkes und der AWB (Abfallwirtschaftsbetriebe) am Maarweg, und ist an einer großen thermischen Solaranlage in Spanien beteiligt. Bei der Windenergie ist sie mittlerweile der größte Produzent von allen deutschen Stadtwerken. Dazu kommen mehrere Biogasanlagen. Gerade wird in Roggendorf – Thenhofen eine weitere gebaut.
Köln hat schon vor 17 Jahren beschlossen, etwas gegen die CO2-Emission zu tun, aber das Umweltamt nicht entsprechend aufgestockt.
Es gab in der Tat zu wenig Personal, aber trotzdem ist das Thema nicht vergessen worden. Köln ist innerhalb von NRW die Stadt mit den meisten Solarsiedlungen. Für alle Neubauten der Stadt gilt, dass sie in Passivhausbauweise errichtet werden müssen. Wer auf von der Stadt erworbenen Grundstücken baut, muss nachweisen, dass er zumindest die Kriterien des KfW- Effizienzhaus 70 (damit sind von der KfW geförderte Häuser gemeint, die mit 70% der Energie eines normalen Neubaus auskommen, die Red.) einhält. Alle Bebauungspläne müssen mit dem Programm "Planen mit der Sonne" bezüglich der Möglichkeit der aktiven und passiven Sonnennutzung optimiert werden. Die RheinEnergie erzeugt den überwiegenden Teil ihres Stroms in hocheffizienten GUD- Gaskraftwerken und speist mit der Abwärme das Fernwärmenetz, das zurzeit kräftig ausgebaut wird. Mit diese kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung werden kostengünstig große Mengen CO2 vermieden. Im Übrigen wird Mitte des Jahres auch endlich das städtische Gesamtkonzept zur Minderung von CO2 fertig sein.
Die Zukunft von Köln ist also grün?
Wir sind auf dem Weg. Am 7. April hat der Rat auf Antrag von Rot/Grün beschlossen, dass die RheinEnergie in Zukunft nur noch in Erneuerbare, bzw. Kraft-Wärme-Kopplung auf Gasbasis und Speichertechnologien investieren soll. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen soll nach bisherigen Beschlüssen bis 2020 auf 400 MW ausgebaut werden. Wichtig für uns Grünen im Rat sind aber vor allem Maßnahmen zur Energieeinsparung, also zur Senkung der Energienachfrage.
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