Die Suchmaschinen spucken das aus, was man erwartet: Wer „Pain Club“ eingibt, landet auf den üblichen Seiten zwischen Sadomaso und Swinger. Doch genau darum geht es TT-Theaterproduktion nicht. Im Gegenteil. „Unser Generalthema“, erzählt Tomasso Tessitori, „ist die Frage nach der Freiheit und deren Grenzen“. Was ist geistige und körperliche Freiheit und wie werden deren Einschränkungen wahrgenommen? „Wenn man“, ergänzt Tomasso Tessitori“, „nach den Grenzen der Freiheit fragt, landet man sehr schnell bei dem Thema Gewalt und was man als Gewalt empfindet.“
Die Truppe um Tessitori, Lara Pietjou und Christian Keinstar hat sich zunächst eine Brücke gesucht und ist bei Fabeln gelandet: „Wir haben zu Tierfabeln recherchiert und uns dabei auf drei Tiere, einen Hasen, einen Fuchs und einen Bären, konzentriert“, so Tomasso Tessitori. Das Tier-Trio fungierte quasi als Treibriemen der Assoziation, die zu so unterschiedlichen Bildwelten wie dem auf der heißen Herdplatte tanzenden Bären, dem Fuchs im Hühnerstall oder dem Kunstwerk „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ von Joseph Beuys führte. Zugleich half sie bei der Suche nach den Unterschieden zwischen Mensch und Tier im Bezugsfeld von Freiheit und Gewalt.
Die zweite Frage, die sich die Gruppe gestellt hat, ist die, ob sie eher dem Weg des Theaters oder dem der Performance folgen soll. Eine grundsätzliche Entscheidung, denn: „Theater tut immer so, als ob, ist oft mehr Illusion, während Performances von Künstlerinnen wie Marina Abramowić und Florentina Holzinger realistischere Ausdrucksmittel einsetzen“, so Tomasso Tessitori. Die Gruppe hat den performativen Weg gewählt. „Wir haben uns entschieden, aufgrund expliziter Gewaltdarstellung in unserem Stück diesmal eine Triggerwarnung zu veröffentlichen“. Für Tomasso Tessitori heißt das, dass die Grenze des Als-ob mitunter überschritten wird und die Zuschauer:innen selbst entscheiden müssen, ob sie dem folgen wollen. Denn auch das Publikum wird zur Selbstbefragung aufgefordert: Ändert sich z.B. die Wahrnehmung, wenn der Schmerz individualisiert oder durch Einsatz von Tiermasken entindividualisiert dargestellt wird? Tomasso Tessitori zusammenfassend: „Im Grunde ist der Pain Club ein Konzept, das ganz grundlegend die Frage der Freiheit verhandelt.“
Pain Club | R: TT-Theater | 3. (P), 4., 6., 7.7. | Studio Trafique | studio-trafique.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Auszeit der Ewigkeit
„Pyrofems“ von Wehr51 im Studio Trafique – Auftritt 12/25
Übung in Demokratie
„Fulldemo.cracy“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 01/24
„Wir sind voller Hoffnung, dass Demokratie möglich bleibt“
„Fulldemo.crazy“ kombiniert Möglichkeiten des Theaters und des Gamings – Premiere 12/23
Wohlstandspöbel
„Downgrade Prometheus“ von Trafique – Theater am Rhein 02/23
Feministisch-medial
„Reset – A night without men“ – Theater am Rhein 12/22
Aufruhr im Stall der Hähne
„Reset – A Night without Men“ im Studio Trafique – Prolog 10/22
Das Ich als Projektion
„Fassaden“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 08/22
Neues ästhetisches Level
Studio Trafique hat eine eigene Spielstätte in Köln – Prolog 07/22
Praktisch plötzlich doof sein
Helge Schneider präsentiert seine neue Tour – Prolog 12/25
„Man spürt den Theatermenschen“
Dirigent Daniel Johannes Mayr über die Bonner Wiederentdeckung der Oper „Die Ameise“ – Premiere 12/25
Über zwei Ikonen
„Marlene Piaf“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 12/25
Verlorene Jahre
„The Drop“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 11/25
So verwirrend wie das Leben
„Berlin Alexanderplatz“ am Schauspiel Köln – Prolog 11/25
Von der Aufgabe des Denkens
Audiowalk „Jeder stirbt für sich allein“ in Köln – Auftritt 11/25
„Ein armes Schwein, aber auch ein Täter“
Regisseur Hans Dreher und Schauspielerin Laura Thomas über „Laios“ am Theater im Bauturm – Premiere 11/25
Utopie auf dem Rückzug
Bertha von Suttners „Die Waffen nieder“ am Theater Bonn – Prolog 10/25
Gegen sich selbst antreten
„Fünf Minuten Stille“ am Kölner FWT – Theater am Rhein 10/25
Muttärr! Oder: Dschungelbuch in Ulm
„Man kann auch in die Höhe fallen“ am Theater Der Keller – Auftritt 10/25
„Wir führen keine Monster vor“
Regisseurin Nicole Nagel über „Aufruhr der Stille #MeTooInceste“ am Orangerie Theater – Premiere 10/25
Schreib dich frei!
„Botin“ in der Alten Versteigerungshalle auf dem Großmarkt – Theater am Rhein 09/25
Die Moralfrage im Warenhaus
„Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“ am Schauspiel Köln – Prolog 09/25
„Was kann eine neue Männlichkeit sein?“
Nicola Schubert über ihr Stück „To #allmen“ an Groß St. Martin – Premiere 09/25
Wohin, David?
„Mein Onkel David“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 08/25
Glücklich ruinieren
Das Nö Theater mit „Monopoly“ im Kölner Kabarett Klüngelpütz – Auftritt 08/25