Es wird schräg in Poll. Da im Kölner Friedenspark derzeit gebaut wird, weicht das NN Theater Köln mit seinem traditionellen Freiluftfestival kurzerhand auf die Open-Air-Bühne des Atelier Mobile auf den Poller Rheinwiesen aus. Dort wird das Ensemble, das ja gemäß des eigenen Konzepts eigentlich überall spielen kann, vom 30. Juni bis zum 3. Juli ihre eigenwillige Mischung aus gnadenlos überzeichnetem Klamauk und ernster Tragödie präsentieren. „Volksnah“ bezeichnet das NN Theater ihren Ansatz, der seit nunmehr 35 Jahren auf Bühnen in der gesamten Bundesrepublik für Begeisterung sorgt. In diesem Jahr widmet es sich der griechischen Dichtkunst ebenso wie der Kinderliteratur und einem Filmklassiker, stets mit einem mitunter recht deutlichen Augenzwinkern – und dem ein oder anderen eigenwilligen Einfall.
Zum Auftakt des diesjährigen Festivals will das Ensemble auf jeden Fall ganz hoch hinaus: Kein geringerer Stoff als die „Odyssee“, das berühmteste Epos der Weltliteratur, feiert am 30. Juni in der NN-Inszenierung von Rüdiger Pape seine Köln-Premiere. In Homers Werk sind sie alle versammelt, die Archetypen und die zeitlosen Themen: Der Held als Spielball der Götter und sehnender Ehemann, der sich allen Widerständen zum Trotz bis nach Hause kämpft; die von Freiern umschwärmte Gattin, die zwischen Liebe und Pflicht hin- und hergerissen ist; der Sohn, der sich beweisen will und die Suche nach dem verschollenen Vater zur eigenen Coming-of-Age-Reise macht; sie alle und viele andere greift das NN-Theater auf, nimmt sich aber wie gewohnt viele Freiheiten. Weitere Aufführungen finden am 1. und 2. Juli jeweils um 20.30 Uhr statt.
Am 3. Juli schlägt das NN-Theater dann doppelt zu. Um 12 Uhr nimmt es sich Johanna Spyris Roman „Heidi“ zur Brust und fragt, was Charlie Chaplin wohl aus dieser Vorlage gemacht hätte. Die rund einstündige Inszenierung gehört schon länger zum Repertoire des Ensembles, dürfte Kinder aber weiterhin begeistern. Die Erwachsenen kommen schließlich abends wieder auf ihre Kosten, wenn in „Exit Casablanca“ Sam noch einmal spielt (oder auch nicht) und die Geschichten von Geflüchteten und Gestrandeten des Zweiten Weltkriegs angesichts der heutigen Situation eine ganz eigene Aktualität erhalten.
ABGESAGT! Weitere Termine zu den Stücken unter: www.nntheater.de/stuecke/nn-theater-freiluftfestival/
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