Der Schweizer André Thomkins (1930-85) gehört zu den Künstlern, denen alle Jahre wieder eine Ausstellung mit dem Hinweis gewidmet wird, jetzt endlich müsse der Durchbruch für diesen zu früh verstorbenen, zu schnell vergessenen Künstler kommen... Dass Thomkins ein ewiger Geheimtipp ist, den man tatsächlich nicht oft genug entdecken kann, das belegt jetzt die Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf, die in Kooperation mit dem Kunstmuseum Liechtenstein und der Neuen Galerie Graz entstanden ist.
Thomkins in Düsseldorf macht Sinn. Er wird 1930 in Luzern geboren, zieht aber 1954 nach Essen, wo er als Lehrer unterrichtet. Er ist in Kontakt mit weiteren aus der Schweiz stammenden Künstlern, die sich in Düsseldorf, teils als Akademieprofessoren, niedergelassen haben. Dort hat er Daniel Spoerri bei der Gestaltung von dessen Eat Art Restaurant geholfen; er arbeitet u.a. mit Holger Runge und den Gebrüdern van der Grinten in der Radierwerkstatt in Osterrath und lehrt selbst von 1971 bis 1974 an der Kunstakademie Düsseldorf. Später zieht er nach Zürich, dann München; 1985 ist er in Berlin gestorben.
Liest man, wen Thomkins gekannt und mit wem er verkehrt hat, dann wird klar, wie eng verzahnt die Kunstszene auf diesem hohen Niveau war und dass Thomkins zu seiner Zeit hoch anerkannt war. Legendär war sein Erfindungsreichtum, etwa der experimentelle Umgang mit Lack, der zu Bildern mit fließenden, kreisenden Farbströmen führte – er nannte diese Bilder „Lackskins“. Hinter dem Gleiten der Farbe, das hier zum Grundprinzip wird und gleichsam die Substanz vor jeder Formbildung darstellt, steckt aber vielleicht generell eine Haltung, die sein gesamtes Werk kennzeichnet: eine Leichtigkeit und Verfügbarkeit der unterschiedlichen Motive. Das kehrt etwa in seinen Zeichnungen wieder, in denen seine „Schwebsel-Figuren“ – tatsächlich kleine Figürchen – auftauchen. Daneben entstehen die verschachtelten, labyrinthischen Zeichnungen, die noch von mitunter surrealen, skulpturalen Werken begleitet werden. Mit dem Labyrinthischen ist auch wiederum der Rapport verwandt, als All-Over, in den Bildraum hinein organisierte Wiederholung bestimmter Formkonstellationen. Die Düsseldorfer Ausstellung stellt aber auch Thomkins als Literaten und Aktionskünstler vor, der mit Sprache jongliert und mithin Performances durchführt. Sie breitet mustergültig dieses Werk in seiner Breite aber auch seiner Konzentriertheit aus: Sie macht es nicht größer als es ist und betont gerade dadurch seine Bedeutung.
„André Thomkins – Eternal Network“ | bis 5. Januar | Kunsthalle Düsseldorf | www.kunsthalle-duesseldorf.de
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