Kurzfilme sind die Keimzelle der Kinokultur. Die ersten Filme überhaupt waren Kurzfilme. Und noch heute üben sich zukünftige Regiemeister in diesem Format und probieren neue Arten des Erzählens ebenso wie neue Techniken aus. Der Kurzfilm ist eine Spielwiese voller Freiräume, die Neues entstehen lässt – quer durch alle Genres. Aber der Kurzfilm ist auch ein eigenständiges, zwingendes Format: der Werbefilm und das Musikvideo sind per se kurz und auch die Videokunst bleibt meist deutlich unter einer Stunde. Auch mancher Spielfilmregisseur bleibt dem Format treu und gestandene Meister des langen Kinofilms kommen immer wieder gerne darauf zurück – zum Beispiel in Form eines Episodenfilms.
Vom 5. bis 10. Mai werden die 57. Oberhausener Kurzfilmtage unter der Leitung von Lars Henrik Gass in der Lichtburg in Oberhausen 466 Kurzfilme aus 40 Ländern zeigen. Die Kurzfilmtage sind schon lange ein weltweit angesehenes Festival: 1954 gegründet als „Westdeutsche Kulturfilmtage“ und 1959 in „Westdeutsche Kurzfilmtage“ umbenannt, ist es das älteste Kurzfilmfestival der Welt. Das Festival, das erst seit 1991 seinen aktuellen Namen trägt, hat in den letzten 57 Jahren eine bewegende Geschichte erlebt: Das Oberhausener Manifest mit dem Titel „Papas Kino ist tot“, das maßgeblich zur Entstehung eines eigenständigen Neuen Deutschen Films beigetragen hat, wurde hier 1962 verkündet. Hier sah man bereits 1970 einen Film mit Computeranimationen. Und hier haben so unterschiedliche Akteure wie Martin Scorsese, George Lucas, Roman Polanski, Alexander Kluge, Werner Herzog, Jean-Pierre Jeunet oder François Ozon ihre Kurzfilmdebüts präsentiert.
Die Oberhausener Kurzfilmtage präsentieren die breite Palette des Kurzfilms: vom experimentellen Künstlerfilm bis zur wissenschaftlichen Dokumentation, vom Drama bis zur Komödie, vom Animationsfilm bis zum Musikclip – und das in einer Länge von 13 Sekunden bis 55 Minuten. Im diesjährigen Programm findet man lakonische isländische Western, japanische Animationsfilme, minimalistische Impressionen von historischen Eisenbahnwagons oder deutsche Trash-Perlen. Neben dem diesjährigen Themenschwerpunkt „Das Kino der Tiere. Eine kurze Geschichte des Tierfilms“ bilden die groß angelegten Wettbewerbe das Herz des Festivals. Die vier Wettbewerbe gliedern sich in Internationalen Wettbewerb unter dem Motto „Der Blick über Europa hinaus“ (60 Filme), den Deutschen Wettbewerb unter dem Thema „Die Politik und das Volk“ (20 Filme), den mit „Heimatfilme betitelten NRW-Wettbewerb (12 Filme), den Kinder- und Jugendfilmwettbewerb (über 45 Filme) und den Musikvideopreis für das beste deutsche Video (10 Filme). Bis zum 6. Mai kann jeder Interessierte auf der Webseite der Kurzfilmtage die Musikclips ansehen und anschließend per Klick seinem Favouriten zum Publikumspreis verhelfen:
www.kurzfilmtage.de/wettbewerbe/muvi-preis/muvi-online/voting.html
Die Verleihung des Musikvideopreises findet in diesem Jahr parallel zu der Ausstellung „The Art of Pop Video“ im Museum für angewandte Kunst Köln (9.4. - 3.7.) statt, so dass sich für diese mit dem Aussterben des Musikfernsehens weitgehend in das Internet abgewanderte Kunstform die Aufmerksamkeit sogar verdoppelt. Dass auch die anderen Formen des Kurzfilms bei der andauernden Vorherrschaft des Langformats nicht in Vergessenheit geraten, dafür setzen sich die Oberhausener Kurzfilmtage auch im 57. Festivaljahr eindrucksvoll ein.
Int. Kurzfilmtage Oberhausen I Lichtburg Filmpalast Oberhausen I 5.-10.5. 2011 I 0208 825 26 52
www.kurzfilmtage.de; www.lichtburg-ob.de/
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