Dass Frankreich noch so viel mehr ist als Paris, zeigte der letzte Film der diesjährigen Französischen Filmtage in Köln und Bonn: Denis Imberts „Sur les chemins noirs - Auf dem Weg“ handelt von einem Autor aus Paris, der nach einem schweren Unfall sein Trauma vergessen will, indem er 1300 Kilometer durch Frankreich wandert. Aufstehen, weitermachen, gegen seine Schwäche ankämpfen und dabei immer wieder an seine Grenzen stoßen, scheint dabei sein Mantra zu sein. Das Publikum im Kölner Odeon begleitete den Film mitfühlsam mit "Ohs" und "Ahs" an jeder ergreifenden Stelle.
„Sur les chemins noirs - Auf dem Weg“ zeigt während dieser Reise etliche Naturbilder der vielfältigen Landschaft Frankreichs, mit einer Ruhe und Tiefe, die ganz im Gegensatz zur Metropole Paris mit ihrer Hektik steht. Eine der Besucherinnen, die Französin Sandrine (55), verstand diese Fragen sehr gut. Sie war nicht zum ersten mal bei den Französischen Filmtagen: „Wir sehen hier nicht den Mainstream. Ich habe auch das Buch zum Film gelesen. Er thematisiert super den Stress, den Paris mit sich bringt, und alles, was damit einhergeht.“
„Die Französischen Filmtage waren wieder ein voller Erfolg. Wir waren gut besucht und das Publikum schien zufrieden", resümierte Martin Roelly, Theaterleiter des Odeon, der am letzten Abend auch den Gewinner des mit 1000 Euro dotierten und von choices gestifteten Publikumspreises verkündete. Auf Platz 1 landete der Film „Tori et Lokita“ der Dardenne-Brüder Jean-Pierre und Luc, in dem der kleine Tori und die etwas ältere Lokita allein aus Afrika nach Belgien emigrieren und durch ihre unbesiegbare Freundschaft versuchen, die schwierigen Bedingungen im Exil zu bewältigen.
„Der französische Film ist für das Arthouse-Kino in Deutschland essenziell. Daher auch die Idee mit dem Publikumspreis: Wir bekommen so ein nachweisliches Feedback von den Zuschauer:innen. Über das Ergebnis bin ich fast immer verwundert“, sagte Jürgen Lütz, Mitbegründer der Französischen Filmtage und Geschäftsführer des Odeons, schmunzelnd. „Tori und Lokita“ habe aber sowohl in Köln und Bonn vorne gelegen und das Publikum sei immer berührt aus dem Kinosaal gekommen.
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