Dramatische Familiengeschichten, preisgekrönte Dokumentationen und vergangene Liebe - am 23.8. wurden die Französischen Filmtage in Bonn und Köln eröffnet. Eine Woche lang werden in Kooperation mit dem „Institut Français“ zwölf französische Filme in der Neuen Filmbühne Bonn-Beuel und im Odeon Köln im Original mit deutschen Untertiteln gezeigt, viele Filme davon sogar vor dem offiziellen deutschen Kinostart. choices stiftet den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis. Feierlich eröffnet wurden die Filmtage mit Begrüßungsworten des Leiters der Neuen Filmbühne, Jürgen Lütz, der auch anschließend das Programm vorstellte. Der offizielle Abschlussfilm wird, im Gegensatz zu den vorherigen Jahren, bereits am Dienstag, dem 29.8, und damit am vorletzten Tag gezeigt. Schließen werden die Filmtage am Mittwoch, dem 30.8. mit einem Klassiker des französischen Films: „Le grand bleu“ („Im Rausch der Tiefe“) aus dem Jahr 1988.
Der Saal in Bonn war trotz, oder vielleicht gerade wegen des guten Wetters, ungefähr zur Hälfte gefüllt. „An sich würden wir die Filmtage lieber im Herbst machen, bei dem guten Wetter jetzt sind die Menschen lieber draußen als ins Kino zu gehen. Aber auf Grund der verschiedenen Filmstarts [von neuen Filmen in den nächsten Wochen] geht das leider nicht“, so Jürgen Lütz. Nach den Begrüßungsworten führte Sarah Lockie, Kulturreferentin vom Institut Français, in den in den Eröffnungsfilm „Arrêt avec tes mensonges“ („Hör auf zu lügen“) von Olivier Peyon ein. Der Regisseur, der bereits viele Kurzfilme gedreht hat, ist dafür bekannt, dass bei seinen Geschichten „immer der Mensch im Mittelpunkt steht“.
So ist auch dieser Film eine emotionale Reise zu den Gefühlen der Jugendzeit und der ersten großen Liebe. Basierend auf dem gleichnamigen autobiographischen Roman des französischen Schriftstellers Philippe Besson, erzählt er die Geschichte eines Autors, der auf Grund einer Lebenskrise nach langer Zeit wieder in die Provinz seines Heimatdorfes Cognac zurückkehrt. Dort wird die Hauptfigur mit den Erinnerungen an seine erste große Liebe, Thomas, konfrontiert. Der Film schafft es, die Entwicklung der jungen Liebe Mitte der 80er Jahre und die Erlebnisse der heutigen Zeit geschickt miteinander zu verbinden.
Das Publikum kann direkt nach jedem Film diesen auf kleinen Stimmzetteln bewerten. So wird am Ende der Filmtage ein Stimmungsbild aller Filme eingefangen und ein Gewinnerfilm für den 'choices-Publikumspreis' ermittelt. Die Stimmung nach dem Film war gut, die Gäste wurden zu (typisch französischen) Käsestangen und Wein vor dem Kino eingeladen, wo noch einmal der Film gemeinsam rekapituliert werden konnte. „Der Film war sehr berührend. Es ist toll, auch Filme in der Muttersprache zu hören und zu sehen“, fasste Sarah Lockie ihre Eindrücke des Films zusammen.'
Organisiert und finanziert werden die Filmtage aus eigenen Mitteln mit Kommunikationshilfen durch das Institut Français. So wird trotz des engen finanziellen Rahmens ein abwechslungsreiches und ansprechendes Programm kreiert. „Ich freue mich, dass es jetzt anfängt, die Auswahl ist sehr gut. [Das Festival] will mit verschiedenen, wichtigen Themen zum Nachdenken anregen.“, so der Leiter des Institut Français, Dr. Matthieu Osmont. Die gezeigten Filme handeln von großen und kleinen Lebensfragen, aktuellen und altbekannten Problemen sowie vielschichtigen persönliche Beziehungen.
Und was ist das Besondere an den Filmtagen? „Die Menschen sind angehalten, neugierig zu sein.“, so Jürgen Lütz. Durch die große Bandbreite hat man die Möglichkeit, Filme zu erleben, die vielleicht auf den ersten Blick nicht dem eigenen Horizont entsprechen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Film- und Troublemaking
„Clashing Differences“ gewinnt choices-Publikumspreis des 20. Afrika Film Festivals – Festival 09/23
„Festivals sind extrem wichtig, um Vorurteile abzubauen“
4 Fragen an Sebastian Fischer, Leiter des Afrika Film Festivals Köln – Festival 09/23
Preiswürdiges Paar
„Tori et Lokita“ gewinnt choices-Publikumspreis der Französischen Filmtage – Festival 09/23
Alte und neue Filmschätze
Das Afrika Film Festival zeigt Filmkunst als Raum für Aktivismus – Festival 09/23
Faszinierendes historisches Erbe
Internationale Stummfilmtage 2023 in Bonn – Festival 08/23
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
Reizüberflutung mit Konzept
Symposium der Dokumentarfilminitiative – Festival 01/23
Kurz, aber oho!
Der „Short Monday“ bietet dem Kurzfilm einen Platz – Festival 12/22
Traum vom Raum
Deutscher Wettbewerb des 16. Kurzfilmfestivals Köln – Festival 11/22
Ost-West-Koproduktion
DDR-Kinoplakate zu West-Filmen – Festival 11/22
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Betrachter:in und Betrachtete
Dokumentarfilm-Konferenz von LaDoc – Festival 11/22
Sichtbarmachung
Edimotion rückt Editor:innen in den Fokus – Festival 10/22
Von wegen: No Future!
Das Afrika Film Festival blickt nach vorne – Festival 09/22
Glanzvolle Wiederaufführungen
Internationale Stummfilmtage Bonn – Festival 08/22
Tanzen ohne Grenzen
Tanzfilmfestival Moovy bringt die Leinwand zum grooven – Festival 04/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
LaDoc – Afghanistan
Über Frauenrechte in Afghanistan – Festival 12/21
Arthaus-Werbung mit Mehrwert
Der 6. European Arthouse-Cinema Day – Festival 11/21
Die Kurzen sind zurück!
Das Kurzfilmfestival findet dieses Jahr wieder live statt – Festival 11/21
Grünschnitt
Edimotion-Festival widmet sich klimaneutral der Montagekunst – Festival 10/21
Vom Kolonialismus zum Postkolonialismus
18. Afrika Film Festival blickt auf Historie und Gegenwart – Festival 09/21
Vor dem Ton
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn – Festival 08/21