Das Japanische Kulturinstitut am Aachener Weiher, direkt neben dem Ostasiatischen Museum gelegen, residiert seit 1969 in dem Tradition und Moderne verbindenden Bau von Yoshimi Ohashi und ist neben den Dependancen in Rom und Paris eines von nur drei Japanischen Kulturinstituten in Europa.
Neben der Sprachvermittlung und einer Bibliothek bietet das Japanische Kulturinstitut zahlreiche Kulturangebote wie Konzerte, Schauspiel- und Tanz, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und nicht zuletzt Filmvorführungen. Nicht wenige der hiesigen Filmkritiker und Cineasten konnten hier ihre Kenntnisse der japanischen Filmgeschichte wachsen und gedeihen lassen. Seit Jahrzehnten kann man hier sowohl Klassiker von Yasujiro Ozu, Kenji Mizoguchi oder Akira Kurosawa sehen wie auch die teils experimentellen Werke der japanischen „Nouvelle vague“. Und nicht zuletzt konnte man hier auch immer aktuelle Protagonisten des japanischen Films kennenlernen – in den 90er Jahren Takeshi Kitano, bevor er hier im regulären Kinobetrieb auftauchte oder in den 00er-Jahren Hirokazu Koreeda. Und natürlich die Animes von Hayao Miyazaki und anderen. Extremfilmer wie Shinja Tsukamoto, Takashi Miike oder Sion Sono blieben allerdings ebenso wie J-Horror im Programm immer etwas außen vor.
Filmfestival JFF plus
Insofern ist das Programm des Japanischen Filmfestivals „JFF plus“, das in diesem Jahr online stattfindet, nur bedingt repräsentativ für die jahrelange Vermittlungsarbeit des Japanischen Kulturinstituts in Köln. Denn hier liegt der Schwerpunkt deutlich auf aktuelleren Produktionen. Das „JFF plus“-Onlinefestival wurde 2016 von der Japan Foundation ins Leben gerufen. Ursprünglich nur im südostasiatischen Raum und Australien ausgetragen, fand das Festival in den letzten beiden Jahren bereits in 56 Städten in 12 Ländern auf der ganzen Welt mit insgesamt mehr als 170.000 Zuschauer statt. In Deutschland können die 30 Filme des Programms vom 26. Februar bis zum 7. März kostenlos gestreamt werden.
Den Auftakt bildet dann doch ein Klassiker von Yasujiro Ozu von 1952. „Der Geschmack von grünem Tee über Reis“ erzählt im ruhigen Stil des stilbildenden Regisseurs von einem Paar, das eine Ehekrise durchlebt: Er liebt das einfache Leben eines Angestellten, sie wünscht sich einen höheren Lebensstandard. Ozus Film erzählt anhand kleiner Details und scheinbarer Nebensächlichkeiten von einer erkalteten Ehe. Die weiteren Filme sind zwischen den Jahren 2007 und 2020 entstanden und spiegeln unterschiedlichste Genres und Stile des japanischen Kinos wider. Die Idee des überdrehten Musicals „Can‘t Stop the Dancing“ erinnert an die legendäre Buffy-Folge „Once More, With Feeling“: Von einem auf den anderen Tag muss eine einfache Angestellte immer tanzen und singen, sobald Musik erklingt. Um den durch Hypnose ausgelösten Fluch loszuwerden, muss sie allerlei Abenteuer überstehen. In dem Drama „One Night“ müssen eine Mutter und ihre inzwischen erwachsenen Kinder einen 15 Jahre zurückliegenden tragischen Unfall verarbeiten.
Natürlich finden sich auch Animationsfilme im Programm wie „Tokyo Marble Chocolate“ und „Li‘l Spider Girl“ oder Stop-Motion-Filme wie „Goon, the Little Fox“ oder „Norman the Snowman“ von Takeshi Yashiro. Auch Dokumentarfilme wie „Tsukiji Wonderland“, der ein Jahr lang einen japanischen Fischmarkt erkundet, oder „Peace“, über ein allgemeinnützig engagiertes Ehepaar sind während des Onlinefestivals zu entdecken.
Das Streamen der Filme ist kostenlos, für den Zugang ist lediglich eine Anmeldung auf der Webseite des Japanese Film Festival notwendig. Jeder Film ist nach Veröffentlichung für 24 Stunden streambar. (Achtung: Nach 24 Stunden geht jeder Film wieder offline, auch wenn der Film schon gestartet wurde.)
JFF plus | Streaming: 26.2. - 7.3. (Link) | Japanisches Kulturinstitut | www.jki.de
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