Der Animationsfilm hat in der japanischen (Pop-)Kultur zwar einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Dennoch waren seine Anfänge wohl geprägt von westlichen Vorbildern. 1917 ist das Jahr, das in Japan mit der Erfindung des „Animes“, also des einheimischen Animationsfilms verbunden wird, was jetzt nochmals mit einer Filmreihe gefeiert wird. Dabei stehen zwei Filmemacher jüngerer Zeit im Zentrum. Hara Keiichi, Jahrgang 1959, entstammt der Welt der Anime-Serien, konzentrierte sich in den vergangenen Jahren aber erfolgreich auf abendfüllende Filme. In „Ein Sommer mit Coo“ (2007) findet ein Junge in einem Kappa, einem alten Fabelwesen, einen neuen Freund. Der wird im modernen Tokio auch mit Umweltverschmutzung und dem Medienrummel konfrontiert (3.3., 19.3.). „Miss Hokusai“ (2015) erzählt episodenhaft von der Tochter des berühmten japanischen Malers Hokusai (1760-1849). In klar strukturierten Bildern des alten Tokio zeichnet der Film das Bild einer unkonventionellen jungen Frau, die sich um die blinde Schwester und den berühmten Vater gleichermaßen kümmert – und selbst für viele der Kunstwerke des Vaters verantwortlich sein soll (5.3., 15.3.).
Shinkai Makoto, Jahrgang 1973, ist dagegen für seine farbenfrohen Lichteffekte berühmt. Mit dem Anime „Your Name“ hat er gerade einen weltweiten Erfolg gefeiert. Die Geschichte um zwei Jugendliche, die mehrmals ihre Körper tauschen, lief gerade auch in den deutschen Kinos. Der Rückblick auf drei seiner früheren Werke zeigt thematische wie stilistische Parallelen. Makotos erster abendfüllender Film „Der Ort jenseits der Wolken“ (2004) erzählt in einem ähnlichen Mix der Genres von einem fiktiven geteilten Japan nach dem Zweiten Weltkrieg (8.3., 26.3.). Dagegen steht in den anderen beiden Filmen die Konzentration auf (melancholisch erzählte) zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund: „5 Zentimeter pro Sekunde“ (2007) umspannt in drei Episoden etwa 20 Jahre seiner Hauptfigur, die unter einer nicht erfüllten Liebesbeziehung aus der Schulzeit leidet (10.3., 22.3.). In „Garden of Words“ von 2013 wird die Annäherung zwischen einem 15-jährigen Schuhmacher und einer jungen Frau erzählt (12.3., 22.3.).
100 Jahre Japanischer Animationsfilm | 1.-26.3., je Sa 14 Uhr, Mo, Do 19 Uhr | Japanisches Kulturinstitut | Eintritt frei | www.jki.de/veranstaltungen
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Quer durch alle Genres
Japanisches Kulturinstitut mit Onlinefilmfestival – Festival 02/21
Ein Stück Identität
Jubiläumsausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst – Kunst 11/18
Die Dämonisierung der Frau
Preview „#Female Pleasure“ im Odeon – Foyer 11/18
Brennende Seelen
Yamato-Trommler in der Philharmonie – Musik 08/18
Stadtgeflüster
Klangkünstler Akio Suzuki eröffnet „oto-date bonn 2018“ – Kunst 06/18
Farbenfrohe Greuel
Die Dramen des Daseins im Comic – ComicKultur 03/17
Strafe oder Barmherzigkeit?
Stummfilmklassiker mit deutschen Untertiteln im Japanischen Kulturinstitut – Kino 01/17
Im Reich der Zeich(nung)en
Japan im Comic – von außen und von innen – ComicKultur 10/16
Einfach mal abschalten
„Zen for Nothing“ im Odeon – Foyer 06/16
„Mein Umfeld hatte stärkere Bedenken als ich“
Rosalie Thomass über „Grüße aus Fukushima“, Dreharbeiten im Strahlengebiet und Geistererscheinungen – Roter Teppich 03/16
Kinder der Trommel
Kodo lässt den Herzschlag rasen – Klassik an der Ruhr 03/16
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24