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Solidaritätsbekunden in Blau und Gelb
Foto: Eva Maria Albert

Solidarität mit der Ukraine

01. März 2022

Friedensdemonstration gegen den russischen Überfall – Spezial 03/22

Es ist kaum auszumachen, wo dieser Demonstrationszug beginnt und wo er endet. Eigentlich soll ein Wagen des Festkomitees den Zug anführen: Eine tote Friedenstaube, aufgespießt von einer russischen Fahne. Aber immer wieder muss er anhalten, weil die Straßen noch viele hundert Meter weiter mit Menschen gefüllt sind. So viele sind gekommen – Polizei und Veranstalter sprechen von 250.000 Menschen –, dass die letzten erst mit drei Stunden Verspätung überhaupt loslaufen können. Viele sind bunt kostümiert, doch zwei Farben leuchten einem von überall entgegen: Blau und Gelb, die Farben der Ukraine.

Forderung nach einem Ende des Krieges

Bemalte Gesichter, Kleidung, Fahnen und hunderttausende Schilder demonstrieren auf diese Weise Solidarität mit der Ukraine. Die Botschaften auf den Schildern sind bunt gemischt. So gibt es auch einige, die auf den Rassismus bei der Aufnahme von Flüchtlingen an der Grenze aufmerksam machen wollen oder gegen Waffenlieferungen jeder Art protestieren. Aber die allermeisten fordern einfach nur ein Ende des Krieges, teilweise auch mit passenden Sprüchen zum Rosenmontag. „Jeck noh Friede“, heißt es zum Beispiel, oder: „Make FasteLOVEnd, not war!“ Dazwischen werden zahlreiche Fahnen in weiß geschwenkt – der Farbe des Friedens.

Dabei besteht kein Zweifel, an wen die Botschaft gerichtet ist – Gesicht und Name des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind überall zu sehen. Die wenigen Schilder, die sich an das gesamte russische Volk richten, sind diejenigen, die zum Widerstand gegen seinen Präsidenten aufrufen. Schon die neunjährige Frieda hat ein Schild gemalt, das sie gemeinsam mit ihren Freundinnen hochhält. „Kein Krieg“, steht darauf. „Wir sind hier, weil wir das doof finden, was in der Ukraine gerade passiert“, sagt Frieda. Sie sind bei weitem nicht die Jüngsten, die an diesem besonderen Rosenmontagszug teilnehmen. Viele Familien haben ihre Kinder mitgebracht. Angefangen von Säuglingen im Kinderwagen bis hin zu Seniorinnen und Senioren mit Rollatoren sind alle Generationen vertreten. Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst laufen mit – und selbst aus Düsseldorf sind Delegationen gekommen. „Köln und Düsseldorf sind gemeinsam gegen den Krieg“, steht auf dem Banner der Kaiserswerther Karnevalsgesellschaft.

Für eine Demo auffallend still

Viereinhalb Kilometer zieht diese zusammengewürfelte Menschenmenge durch Köln. Vom Chlodwigplatz über Heumarkt und Neumarkt weiter durch die Innenstadt. Karnevalsstimmung kommt trotz der vielen Kostüme jedoch nirgendwo auf. Das findet selbst die 51-jährige Esther B., obwohl sie bunte Kleidung und Perücke trägt und mit ihren Freundinnen um einen Handwagen herumsteht, auf dem auch Alkohol liegt. „Es fühlt sich anders an, und das ist auch richtig so“, sagt sie. „Ich bin froh, dass der offizielle Karneval noch die Kurve gekriegt hat. Sonst wäre ich nicht gekommen.“

Tatsächlich ist der Zug, wenn man nicht gerade in der Nähe von einem der Spielmannszüge läuft, auffallend still. Nicht nur für einen Rosenmontagszug, selbst für eine Demo. Vereinzelt stehen Bands am Wegrand oder Musik tönt aus Boxen, aber über weite Teile des Aufmarsches hört man nichts als halblaute Gespräche. Es werden keine Parolen skandiert und am Ende steht auch keine große Bühne, sondern nur ein Polizeiauto, das das Ende des Aufzugs verkündet und allen für ihre friedliche Teilnahme dankt. Aber wenn es für diesen Rosenmontag eine Hymne gibt, dann wohl das Lied von Brings, dessen Refrain immer wieder zu hören und auf Schildern zu lesen ist: „Wir werden frei sei, wenn wir uns lieben. Es wird vorbei sein, mit all den Kriegen. Wir sind Brüder, wir sind Schwestern, ganz egal wo wir sind. Glaub mir, die Liebe gewinnt.“

CAROLIN SPRICK


Lesen Sie hier, was die Teilnehmer:innen der Friedensdemo denken
Lesen Sie hier unseren Bericht zum Musikvideo „Mer künnte Fründe weede“
Lesen Sie hier die Kolumne von Hartmut Ernst über Putins Einmarsch in die Ukraine
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