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Hinter der Sonne
Brasilien/Schweiz/Frankreich 2001, Laufzeit: 105 Min.
Regie: Walter Salles
Darsteller: José Dumont, Rodrigo Santoro, Rita Assemany, Luiz Carlos Vasconcelos, Ravi Lacerda, Flavia Marco Antonio, Othon Bastos

Der neue Film von Walter Salles lässt in seinem szenischen und dramaturgischen Aufbau an antike Dramen, an shakespearsche Tragödien denken. War sein "Central do Brasil"noch einem realistischen Ansatz verpflichtet, überhöht "Hinter der Sonne" die Menschen, Lebensweisen und Landschaften seines Heimatlandes Brasilien zu einer fast mythischen Szenerie. Es erschließt sich, so der Filmemacher, in der Darstellung des Gegensatzes "zwischen Erstarrung und Bewegung, zwischen Archaismus und Moderne, zwischen Ordnung und Aufruhr" eine "epische Dimension", die den gesamten Stil des Werkes prägt. Eine Familie im brasilianischen Hinterland betreibt eine Zuckerrohrmühle. Das endlose Kreisen der von Ochsen angetriebenen Räder und Pressen symbolisiert das Gefangensein, die Unerbittlichkeit ihres Schicksals an diesem verlassenen, hitzeflirrenden, unseligen Ort. Es herrscht Rivalität zur Nachbarfamilie, seit Jahrzehnten kämpft man um das Land, hier herrscht noch das Gesetz der Blutfehde, es bestimmt das ganze Denken und Handeln dieser verhärmten Menschen. Die ältesten Söhne müssen es vollstrecken und werden selbst wiederum zu Opfern dieses unhinterfragbaren, mörderischen Rituals. Auch Tonho muss den ermordeten Bruder rächen. Sein jüngerer Bruder Pacu, aus dessen kindlicher Sicht die Geschichte erzählt wird, will ihn jedoch nicht verlieren. Erste Anzeichen einer Rebellion gegen den Ehrenkodex der Eltern sind spürbar. Sehnsüchte, dem Joch dieses Lebens zu entkommen, brechen sich Bahn. Zu den Bildern der unablässig sich drehenden primitiven Mühle, kontrastieren andere, befreite Bewegungen, wie das Hin- und Herschwingen auf einer Schaukel, dem die Kamera wie sehnsüchtig folgt, um den elementaren Freiheitsdrang zu symbolisieren. Tonho, der zwar dem Rache-Auftrag des Vaters Folge leistet, nutzt dennoch die ihm verbleibende Zeit, denn der Fluch der feindlichen Familie wird sich bald wieder gegen ihn wenden. Er verlässt das Gehöft, sucht Liebe und Zärtlichkeit, folgt den Gefühlen, die durch das Erscheinen einer jungen Frau in ihm geweckt werden. Doch er kehrt zurück. Er kann das Schicksal der Arbeit und Armut nicht auf die anderen abwälzen. Schweigend nimmt er wieder seinen Platz ein, schweigend nehmen es die leidgeprüften Familienangehörigen zur Kenntnis. Doch wird er leben? Wird er jemals fliehen können aus dieser verschlossenen, unbarmherzigen Welt? Und welches Opfer muss gebracht werden, damit dieser Schritt in die Freiheit sich vollzieht? Die ausgetrocknete, sonnendurchglühte Landschaft, dieses von unüberwindlich erscheinenden Bergketten umgrenzte Nirgendwo in den Totalen, die schweißbeperlten Gesichter, das Ächzen und Rattern der Mühle, die intimen Momente der Liebe und Zuneigung in den Nahaufnahmen: eine bezwingende Bildsprache lässt den Zuchauer die tragische Hermetik dieses Lebens hautnah spüren. Rodrigo Santoro, ein Darsteller von einer fast irreal anmutenden männlichen Schönheit, spielt Tonho, den Hoffnungsträger, der schließlich den bösen Zauber durchbricht. In "Central Station" war der Weg von der Großstadt aufs Land die Lösung, hier ist es die Flucht vom Land ans Meer, das im Schlussbild wie ein Traumbild der Befreiung erscheint.

(Heinz Holzapfel)

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