
Der Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. C
Frankreich, Belgien 2025, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Jan Kounen
Darsteller: Jean Dujardin, Marie-Josée Croze, Daphné Richard
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Gelungenes Remake des Klassikers von Jack Arnold
Ich bin da
“Der Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.” 
1956 veröffentlicht der US-amerikanische Science Fiction-Autor Richard Matheson nach seinem Debüt „I am Legend“ seinen zweiten Roman „The Shrinking Man“. Schon ein Jahr später verfilmt Jack Arnold die Geschichte, Matheson liefert selbst das Drehbuch dazu. „Die unglaubliche Geschichte des Mister C.“ bildet Höhepunkt und zugleich das Ende einer Ära, in der Arnold mit seinen populären Horror- und Science Fiction-Werken „Gefahr aus dem Weltall“, „Der Schrecken des Amazonas“ oder „Tarantula“ nicht bloß schaudern und staunen lässt, sondern zugleich den Zeitgeist, sprich: Ängste abbildet. In „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.” kulminieren schaurig-schmerzvoll und brilliant Abenteuer und Tragödie. Nachdem Hollywood den Plot in der Folge komödiantisch wiederkaute („Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“) und den Stoff gulliveresk variierte („Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby“), wagt sich (erst) jetzt, nach knapp 70 Jahren, jemand an ein Remake. Ein Franzose.
Regisseur Jan Kounen machte in den 1990er und Nuller Jahren mit harter Action („Doberman“) und bissiger Satire („39,90“) auf sich aufmerksam, 2009 legt er noch ein geerdetes Drama über die Affäre zwischen „Coco Chanel & Igor Stravinsky“ nach. Seitdem ist es auf der großen Leinwand ruhig geworden um den Franzosen. Jetzt aber knöpft sich Kounen den Mr. C. vor. Dazu besetzt er trefflich Jean Dujardin in der Hauptrolle und greift fleißig in die Trickkiste, dankenswerterweise, ohne sich dabei in digitalem Overkill zu verlaufen. Nein, im Gegenteil: Das, was Kounen mit seinem Team rund um die visuellen Effekte abliefert, ist grundsympathisch, weil, von Büroklammer über Nadel und Faden in vielen Aspekten liebevoll handgemacht.
Worum geht’s? Nun: Schiffbauer Paul (Dujardin) lebt mit seiner Frau Élise (Marie-Josée Croze), Töchterchen Mia (Daphné Richard), Katze Tofu und Fisch Blub Blub in der schönen Strandvilla. Beim Schwimmausflug im offenen Meer tut sich ein Strudel auf in den Wolken über ihm – und von da an scheint Paul wundersam verflucht: Er schrumpft! Schleichend aber unaufhaltsam. „Homogene proportionale Verkleinerung“ diagnostiziert die Krankenhausärztin, ist aber ansonsten ebenso überfordert wie ihr Patient. Wie schon Arnold, beäugt auch Kounen das Innenleben seines Helden, der schließlich im Keller landet, auf allerlei Getier trifft und sein Seelenleben reflektiert.
Ein Überlebenskampf in mehrfacher Hinsicht: Zum einen gegen Katze und Spinne, zum anderen gegen die Sorgen im Kopf, die fragen: Was bleibt, wenn ich immer weniger werde? Hier wendet sich Paul regelmäßig aus dem Off an uns und teilt besonnen seine Gedanken mit. Dabei trifft auch Kounen zeitgemäß den Zeitgeist, man darf aber bemängeln: Er gönnt uns zu viel davon. „Glück ist wie ein Duft, an den man sich irgendwann gewöhnt“ – Paul verliert sich auch mal in Kalendersprüchen, hier hat die Masse nicht immer Klasse, sprich: das Zuviel macht den Output zunehmend trivial. Hier wäre definitiv weniger mehr gewesen. Grundsätzlich ist es natürlich durchaus von Wert zu erfahren, was den schrumpfenden Helden so umtreibt – denn irgendwann umtreibt es das Publikum ja selbst, denn an sich geht es hier ja letztlich um das Sterben – darauf läuft so ein Schrumpfen ja am Ende hinaus.
Oder?
Und so führt uns Kounen, flankiert von mancher Plattitüde und gelegentlich leicht dümpelndem Spannungsbogen, schließlich in ein Finale, das schlichtweg bezaubert. Insgesamt liefert der Franzose ein gelungenes Remake, das sich in vielerlei Hinsicht vor dem Original verbeugt – und sich nicht vor ihm verstecken muss.

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