
Auf dem Weg
Frankreich 2023, Laufzeit: 95 Min., FSK 6
Regie: Denis Imbert
Darsteller: Jean Dujardin, Joséphine Japy, Izïa Higelin
>> www.x-verleih.de/filme/auf-dem-weg/
Verfilmung des Bucherfolgs von Sylvain Tesson
Querfeldein zum Ziel
„Auf dem Weg“ von Denis Imbert
Sylvain Tesson ist ein sehr erfolgreicher französischer Reisejournalist. Nach dem Abschluss seines Geographiestudiums machte der 1972 geborene Sohn einer Ärztin und eines Journalisten eine erste Reise nach Island. Es folgten eine Reise durch Zentralasien mit dem Fahrrad, ein 5000 Kilometer langer Fußmarsch durch den Himalaya, ein 3000 Kilometer langer Ritt per Pferd durch Zentralasien, eine Motorradreise von Moskau nach Paris, diverse Reisen durch Sibirien und zuletzt eine Überquerung der Alpen auf Tourenski. Er nahm außerdem an zahlreichen wissenschaftlichen Expeditionen Teil. Zu fast allen seinen großen Reisen entstanden zunehmend erfolgreiche Bücher. Mit seinem 500.000 Mal verkauften Buch „Der Schneeleopard“ wurde er zum meistgelesenen frankophonen Autor im Jahr 2019. Mit dem gleichnamigen Dokumentarfilm haben Marie Amiguet und Vincent Munier vor zwei Jahren Silvain Tessons Suche nach dem vom Aussterben bedrohten Tier im Hochland von Tibet auch filmisch dokumentiert.
Dass Tesson die Reisen der letzten zehn Jahre unternehmen konnte, ist noch unglaublicher als seine vorherigen Expeditionen, denn im Jahr 2012 hatte er einen Unfall, bei dem er fast gestorben wäre. Nicht am Berg oder inmitten einer Eislandschaft, sondern mitten in Paris. Tesson ist trotz aller naheliegenden Bilder als einsamer Wolf kein Kind von Traurigkeit. Aus einer Laune heraus kommt er zu einer Party auch mal über die Fassade durchs Fenster geklettert. Bei einer dieser Launen fällt er angetrunken mehrere Stockwerke tief auf den Asphalt. Es ist ein Wunder, dass er den Sturz überlebt. Im Krankenbett sagt er unbesonnen: „Wenn ich jemals wieder gehen kann, durchquere ich Frankreich zu Fuß“. Gesagt, getan: Statt einer Reha macht er also abermals eine Extremtour – dieses Mal ganz alleine, ausschließlich auf einsamen Wegen, nachts im Biwak oder unter freiem Himmel. Vier Monate lang durchquert er Frankreich von den südlichen Alpen über das Zentralmassiv bis zu den sturmumtosten Klippen von La Hague. Auf 1.300 Kilometern sucht er inmitten von Europa eine urtümliche, unberührte Landschaft. In dem daraus entstandenen Buch „Auf versunkenen Wegen“ lässt Tesson wie immer auch (lebens)philosophische Gedanken kreisen, von da an vielleicht noch mehr als zuvor.
Die von dem bislang unauffälligen Regisseur Denis Imbert mit dem Oscar-Preisträger Jean Dujardin („The Artist“, „OSS 117“) umgesetzte Spielfilm-Adaption versucht nicht, einen künstlichen Spannungsbogen zu bauen, sondern lässt sich – nur ab und zu durch wenige Rückblenden ergänzt – auf den langsamen Weg des Protagonisten ein, der hier und da von kleinen Begegnungen flankiert wird. So finden gleichermaßen die Mühen von Tessons Wanderung und der gleichzeitigen Wiedererlangung seiner körperlichen Fähigkeiten sowie seine Einlassungen auf die Natur viel Raum auf der Leinwand. Die Begegnung mit anderen Menschen ist nur ein zusätzliches Gewürz auf dieser intimen Reise, dessen Landschaft Magali Silvestre de Sacy („En Thérapie“) mit seiner Kamera unprätentiös einfängt.

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