Die Komödie, so hört man immer wieder, sei das schwierigste aller Genres. Die ganze Welt mag um Romeo und Julia weinen und sich vor Dracula fürchten. Die Humorfrage hingegen gestaltet sich im Kino durchaus schwieriger als die Aktivierung von Herzschmerz und Furcht. Nein, nicht jede Nation findet Adam Sandler, Woody Allen oder Jackie Chan witzig. Und das international breit gefächerte Humorverständnis setzt sich schließlich fort bis zum Kölner Sitznachbarn, der vielleicht lieber über Badesalz oder Josef Hader lacht als über Mario Barth. Das Köln Comedy Festival vereint alljährlich das Gros der Live-Comedian-Szene – seit letztem Jahr bringen die Veranstalter auch das Kinopublikum zum Lachen.
Dafür hatte das Team um Festivalleiter Achim Rohde wieder aus über 200 internationalen Komödien knapp 30 Highlights selektiert, um dem Publikum vom 12. bis zum 19. Oktober zu zeigen, worüber man in anderen Ländern so lacht. Damit holte Rohde nicht nur internationale Filme erstmals auf die deutsche Leinwand. Rohde versteht sich auch als Lach-Garant, der den Zuschauern die Höhepunkte herauspickt.
Ein wenig überraschend war inmitten des internationalen Exoten-Spaßes, dass der Preis der Jury mit „New York für Anfänger“ an eine starbesetzte Mainstreamkomödie ging. Andererseits zeigt es, dass starbesetzte Mainstreamkomödien auch noch funktionieren. Und das ist ja auch nicht schlecht. Der Film sei „witzig, überraschend und hintergründig“, so die Begründung der Jury. Über die „Hebelwirkung des Preises“, auf die Rohde verweist, dürfte sich „New York für Anfänger“ freuen – auch wenn der Film ohnehin schon einen Verleih und einen Starttermin (27. November) gefunden hat. Von daher freuen sich in diesem Stadium vielleicht noch eher das Festival und sein Standort Köln über die Hebelwirkung des Festivalpreises, der an eine Komödie mit ohnehin guten Erfolgsaussichten ging. Doch die „Kleinen“ kamen auch nicht zu kurz: Der EinsFestival-Publikumspreis ging an die kanadische Fake-Doku „The Delicate Art of Parking“.
Das Festival ist auf gutem Wege: In der internationalen Reihe verbuchte es in seinem zweiten Jahr geradezu eine Verdoppelung an Zuschauern. Achim Rohde ist insgesamt zufrieden: „Viele zeigten sich überrascht davon, dass sie so ein gutes Programm geboten bekommen hätten. Und wir wissen jetzt, wie man ein Filmfestival durchführt. Wir werden das Thema Filmpremieren und Erstaufführungen mehr nach vorne stellen, so dass es nicht so aussieht wie die lustige Ecke aus der Videothek, sondern ganz klar sagt: Es handelt sich hier um internationale Erstaufführungen.“ Und selbst die Kultur kommt bei dem ganzen Spaß nicht zu kurz: „Ein Filmfestival erfordert in einer Stadt eine ganz besondere Kultur. Die Kultur des Ausprobierens, die Kultur des Risikos, die Kultur, sich auf etwas einzulassen, was andere für dich vorausgewählt haben. Und die Kultur ist nicht da. Man muss sie aufbauen, und ich glaube, dass das gelingen wird. Und deswegen bin ich weiterhin uneingeschränkt konstruktiv und euphorisch.“ Wir dürfen also weiterlachen.
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