Es ist eigentlich kaum zu glauben, während überall im Iran nur für den strunzdämlichen US-Amerikaner zu sehende „Weapons of mass destruction“ lauern, machen die auch noch Kinofilme. Es scheint so zu sein, dass die Wurzeln eines der ältesten Kulturvölker des Planeten immer wieder frische Pflanzen erzeugen, umtriebige Filmemacherinnen machen frische Filme und junge Talente drängen in die Weltöffentlichkeit. In Köln beginnt das „Visions of Iran“-Filmfestival. Kazem Mollaies außergewöhnlicher Debütfilm „Kupal“ (mit Levon Haftvan) scheint sich bereits im Vorfeld als Highlight zu etablieren. Unbedingt sehenswert aber auch „24 Frames“, der letzte Film des großen Abbas Kiarostami (1940-2016), der eine große Liebeserklärung an das Kino und das Leben ist.
Kârestân ist eine Reihe von Dokumentarfilmen über mutige Unternehmungen, die durch Eigeninitiative im Iran Erstaunliches im Bereich Umwelt und Bildung geleistet haben. Es ist ein Projekt von Regisseur Mojtaba Mirtahmasb („This is not a Film“) zusammen mit der bekannten Filmemacherin Rakhshan Bani-Etemdad. Zu sehen sein wird dort beispielsweise „Mother of the Earth“ (IR, 2018) von Mahnaz Afzali. Im Film kehrt Dr. Haydeh Shirazi aus Deutschland zurück, um im Iran die Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen zu verhindern, städtischen Müll zu beseitigen und die Luft- und Wasserverschmutzung zu bekämpfen, ein Anliegen das nun das ganze Leben bestimmt.
Insbesondere dem Dokumentar-Film wird im Festival, das im Filmforum NRW stattfindet, viel Raum gegeben, auch um so einen Zugang zu den oft verschlossenen unterschiedlichsten Lebens-, Arbeits- und Gedankenwelten im Iran zu finden. Aber „Visions of Iran“ erinnert auch an ein trauriges Kapitel des im Westen nahezu vergessenen Iran-Irak-Krieges (1980-1988). Am 16. März 1988 mussten während eines irakischen Giftgasangriffes auf das kleine kurdische Dorf Halabtsche (Halabcha) 2000 Menschen sterben. Nur wenige wissen heute um die Rolle deutscher Firmen als Zulieferer dieser menschenverachtenden Chemikalien, auch wenn einige Opfer anschließen in Köln behandelt wurden.
Visions of Iran – Iranian Film Festival Cologne | 31.5. - 3.6. | Filmforum NRW | www.iranian-filmfestival.com
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Zerissenes Land
Grenzgang: Reise-Reportage über den Iran am 13.11. an der Volksbühne
Living in a Box
„Making Home – Zuhause in der Fremde gestalten“ im Atelierzentrum Ehrenfeld – Kunst 01/19
Ein Riss in der Wand
Das erste iranische Dokumentarfilmfestival im Filmpalast – Festival 12/18
Neue Werte vermitteln
„Mother of the Earth“ im Filmforum – Foyer 06/18
Vielfalt im Vordergrund
5. Iranisches Filmfestival im Odeon – Festival 05/18
Archäologie zum reinen Verweilen
Iran-Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle – Kunstwandel 06/17
Musik als Bedrohung
„No Land’s Song“ im Odeon – Foyer 04/17
Braut zu verkaufen
„Sonita“ im Weisshaus – Foyer 05/16
Guter Film in schlechten Zeiten
Filmverleih Weltkino startet Zuschaueraufruf zu Jafar Panahis „Taxi Teheran“
„Dieser Terror hat nichts mit Religion zu tun“
Pegah Ferydoni über „300 Worte Deutsch“, Pegida- und IS-Terror und arrangierte Ehen – Roter Teppich 02/15
Wie die Iraner wirklich ticken
Regisseur Till Schauder über seinen Film „Der Iran Job“ – Gespräch zum Film 02/13
Die Nasen
Iran-Fotografien von Paolo Woods im Forum für Fotografie – Kunst in Köln 11/11
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24