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Freie Kulturschaffende müssen den Gürtel enger schnallen
Foto: Jörg Fürst

Where’s the beef?

30. April 2014

Zur Kommunalwahl 2014 – Theaterleben 05/14

Am 25. Mai wählen die Kölner Bürger wieder ihren Rat und nehmen damit auch die entscheidende Weichenstellung hinsichtlich der freien Kulturszene respektive der ca. 60 Kölner freien Theater und Gruppen vor. Während sich Oberbürgermeister und Parteien mittlerweile gegenseitig mit Vorschlägen überbieten, neue Museen – wie das Jüdische Museum und das Stadtmuseum – für über 100 Millionen Euro zu bauen, hört man hinsichtlich der freien Kulturszene, die letztlich täglich Kultur für tausende Kölner Bürger und nicht für Touristen macht, reichlich wenig.

Jüngst war der Theaterbeirat der Stadt aufgefordert, auf Basis eines gegenüber 2013 um 200.000 Euro gekürzten Budgets über die strukturelle Spitzenförderung der Freien Theater für den Zeitraum 2015 bis 2018 zu entscheiden. Hierfür standen dann noch läppische 1,08 Millionen Euro zur Verfügung. Die Entscheidungen sind bislang nicht öffentlich geworden, weil sie durch den noch amtierenden Rat der Stadt erst bestätigt werden müssen. Klar ist jedoch, dass es unter den bislang bekannten Vorzeichen einen Aderlass in der Szene geben wird. 2011 hatte der erste Theaterbeirat unter dem neuen Theaterförderkonzept empfohlen, 17 Theater und freie Gruppen in die Basisförderung aufzunehmen, zuletzt waren es ganze 11. Da sich die Politik weigert, Inflationsausgleiche geschweige bedarfsgerechte Investitionen in die freie Theaterszene vorzunehmen, ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Theater und Freien Gruppen, welche mit der so wichtigen Planungssicherheit über vier Jahre ausgestattet werden, weiter verringern wird.

Vor diesem Hintergrund wirkt auch die Gründung der Akademie der Künste der Welt 2012, welche Kölner Kulturakteure stärker zu internationalen Kooperationen animieren soll, verlogen, weil den lokalen Akteuren nicht die Chance eröffnet wird, mit internationalen Kooperationspartner auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Was die produzierende Kunstszene angeht, ist Köln mittlerweile von Deutschlands Kulturmetropole Nummer 1 in den 80er Jahren zur Hauptstadt der kulturellen Augenwischerei und leichtgewichtiger Events mutiert. Die drohende Schließung des Gebäude 9 in Deutz – einer der Vorzeige-Konzertlocations – ist da nur ein weiterer Mosaikstein in einer flächendeckenden, kurzlebigen Kommerzialisierung des gesamten kulturellen Lebens der Stadt.

Am 12. Mai um 18 Uhr gibt es nun für die Kölner Bürger die einmalige Gelegenheit, ihren Vertretern im Kölnischen Kunstverein auf den kulturellen Zahn zu fühlen: Ein durch das KulturNetz und den Kölner Komment organisiertes, exklusives Ereignis. Auf dem Podium Platz nehmen werden nach jetzigem Stand die Fraktionsvorsitzenden Martin Börschel (SPD) und Ralph Sterck (FDP) sowie die kulturpolitischen Sprecher Ralph Elster (CDU) und Brigitta von Bülow (Grüne). Zu erwarten sind hier keine Zukunftsvisionen, sondern das alte Klagelied über die desaströsen Stadtfinanzen, bevor man sich geschwind in den Abendhimmel verabschiedet, um weitere 100-Millionen-Euro-teure Prestigeobjekte zu beschließen, die am Ende das Doppelte kosten werden. Das Gute: Viele der jetzt hier arbeitenden freien Kulturschaffenden werden diesen „neuen“ Stoff für zukünftige Klagelieder nicht mehr mitkriegen, weil sie längst woanders arbeiten.

JÖRG FÜRST

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