„Wenn Musik der Liebe Nahrung ist…“, heißt es schon bei Shakespeare. Und daran hat sich bis heute nichts geändert: Es gibt keine gute Liebesgeschichte ohne Musik. Und das Stück (und seine spätere Verfilmung) „The Broken Circle“, das Simon Solbach am Schauspielhaus Bonn probt, ist eine herzergreifende Liebesgeschichte um den Bluegrass-Musiker Didier und die Tatöwiererin Elise. Die beiden verlieben sich mit Haut und Haaren ineinander, sie wird sogar Mitglied in Didiers Band, die beiden bekommen ein Kind, die Tochter Maybelle - und dann schlägt das Schicksal in diesem belgischen Liebesdrama hart zu.
Für die Musik der Bonner Produktion ist der Profi-Musiker Philip Breidenbach zuständig. Bluegrass? In Belgien? Die Musik mit Fiddle, Banjo, Gitarren und ihre Mehrstimmigkeit verbindet man eigentlich eher mit der Country-Szene in den USA als mit Europa. Falsch. „Es gibt sogar eine lebhafte Bluegrass-Szene in Köln“, erzählt Philip Breidenbach. Die Songs im Stück decken ein weites Spektrum um Bluegrass herum ab: Von Bluegrass-Klassikern wie „The Boy Who Wouldn't Hoe Corn“ überAmerican Folksongs wie „Wayfaring Stranger“, Country-Songs oder Songwriter-Material wie Townes van Zandts „If I needed you“. Für Philip Breidenbach ist das stilistisch kein Problem: „Es gibt in fast jeder Musikrichtung Sachen, die mich interessieren“. Er selbst ist mit portugiesischem Fado und französischem Chanson groß geworden, hat dann Jazz-Gitarre studiert. Nach einem Abstecher in eine Roots-Reggae-Band widmet er sich heute mit seiner Frau vor allem dem Chanson und der Weltmusik.
Philip Breidenbach will die Bluegrass-Charakteristik der Songs trotzdem ein wenig abschwächen. Banjo oder Fiddle kommen nicht vor, im Zentrum stehen verschiedene Gitarren. Aber Philip Breidenbach wird mit den beiden Hauptdarstellern Julia Philippi und Daniel Stock auf jeden Fall mehrstimmig singen – ein typisches Bluegrass-Element. Ziel sei, „die Tonalität von Bluegrass beizubehalten, aber freier damit umzugehen“. Philip Breidenbach möchte dadurch die Songs des Stücks enger mit der untermalenden Szenen-Musik verbinden, fließende Übergänge schaffen und so letztlich einen organisch sich entwickelnden Music-Score schaffen. Eine musikalische Reparatur des „Broken Circle“ sozusagen.
The Broken Circle | R: Simon Solberg | Theater Bonn | 18., 22.2. | 0228 77 80 08
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