Die Entscheidung des Theaterbeirates zur Konzeptionsförderung 2015-2018 ist seit einem halben Jahr gefallen, darf aber nicht kommuniziert werden, weil sie erst durch Kulturausschuss und Rat bestätigt werden muss. Eine Eingabe in den Kulturausschuss am 18.9. ist jüngst gescheitert, so dass es zur weiteren Verzögerung kommt. Für die betroffenen Akteure eine Katastrophe.
Durch die Gerüchteküche ist das Votum mittlerweile bis in die Szene vorgedrungen: Gibt es keine Aufstockung der Gelder von 1,08 Millionen Euro pro Jahr, so werden daraus 9 Häuser und freie Gruppen gefördert. Zwei weniger als im Zeitraum 2011-2014. Gibt es eine Erhöhung, so wurden weitere 3 Kandidaten für diese wichtige Förderung benannt. Es kann also nur eindringlich an die Politik appelliert werden, mindestens die 200.000 Euro, welche in den letzten beiden Jahren als „Feuerwehrtopf“ ein Theatersterben verhindert haben im Budget zu belassen und zudem für einen ehrlichen Inflationsausgleich bis 2018 zu sorgen. Darüber hinaus besteht die Forderung der Freien Theater fort, die Förderung der Freien im Verhältnis 10:1 an die Förderung der städtischen Bühnen zu koppeln, was mindestens einer Vervierfachung der Mittel gleichkäme. Erst dieser Befreiungsschlag würde eine zukunftsfähige Gestaltung der hiesigen Theaterlandschaft ermöglichen:
1. Die Schaffung einer großen Produktions- und Aufführungsstätte für die freien Ensembles der Darstellenden Kunst.
2. Die bedarfsgerechte Förderung der künstlerischen Produktion, so dass auch große spartenübergreifende Produktionen und internationale Koproduktionen möglich werden.
3. Eine adäquate Reaktion auf den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.
4. Die Internationalisierung der Szene durch internationale Gastspiele und Festivals.
5. Die professionelle überregionale und internationale Vermarktung einheimischer Produktionen durch die Stadt.
Zu allen genannten Zukunftsthemen gibt es Ansätze, die im Keim zu ersticken drohen: Der Ansatz, die Interimsspielstätte „Carlswerk“ in Mülheim weiter durch das Schauspiel Köln zu nutzen und auch für die Freie Szene zugänglich zu machen, wird aktuell zwar diskutiert, allein: Wo ist der politische Wille, wirklich Millioneninvestitionen in das freie Theater zu tätigen? Jüngst wurde die Kulturförderabgabe – auch „Bettensteuer“ genannt – durch richterlichen Beschluss zu Grabe getragen, aus der u.a. die Freie Szene Mittel erhalten sollte. Auf Landesebene gibt es eine Haushaltssperre. Das kürzlich vorgestellte Kulturfördergesetz ist daher nicht mehr als eine schwammige Willensbekundung ohne Verbindlichkeit.
Aktuell läuft eine Umfrage zur sozialen Situation Kölner Schauspieler. Man muss kein Prophet sein um die Ergebnisse vorherzusagen: Die Not macht die hiesigen Theater erfinderisch, und so werden sich viele auch in Zukunft gezwungen sehen, den gesetzlichen Mindestlohn durch das umstrittene GbR-Modell zu umgehen. Die mit vielen Vorschusslorbeeren gestartete Akademie der Künste der Welt fristet mittlerweile fernab der Öffentlichkeit ein Schattendasein, anstatt für neue Dynamik und internationale Vernetzung zu sorgen. Die als kluges Marketingexperiment durch die Kölner Theater gestartete Theaterzeitung AKT steht vor dem Aus, da weder die Stadt noch heimische Stiftungen, noch Firmen diesen wichtigen Beitrag zum kulturellen Marketing finanziell unterstützen. Vermutlich ein Todesurteil.
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