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Foto: Irma Flesch

Lex Keller

26. Juli 2012

Über einen Pyrrhussieg – Theaterleben 08/12

Für alle Fans des theater der keller wäre es eine gute Nachricht: Durch die gesonderte Bereitstellung von 200.000 € will die Politik eine Entscheidung des Theaterbeirates der Stadt Köln von vor eineinhalb Jahren zurücknehmen, um den Fortbestand des Theaters bis zur nächsten Entscheidung über Konzeptionsförderungen in zwei Jahren zu sichern. Der Beirat hatte sich nach Sichtung des Konzeptes für den Zeitraum 2011 bis 2014 und der Arbeit der vergangenen vier Jahre gegen eine weitere Förderung entschieden.

So erfreulich der Fortbestand eines jeden Theaters ist, so problematisch ist die Art und Weise, wie diese Gelder nun zugeteilt werden sollen: ein Pyrrhussieg, der die Kölner Theaterszene teuer zu stehen käme. Durch die Umgehung des Theaterbeirates bei der Verteilung der zusätzlichen Mittel nähme das Theaterförderkonzept der Stadt Köln schweren Schaden und die Kulturpolitik würde ihren Beirat „enteiern“. Zudem wäre ein Präzedenzfall geschaffen: Zukünftig könnten sich Theater und Ensembles, die aus qualitativen oder wirtschaftlichen Gründen nicht mehr auf der Basis einer Beiratsentscheidung gefördert werden sollen, auf diese Sonderfördermaßnahme berufen. Warum sollte man jetzt anderen Theatern dieselbe Hilfe verweigern? Weil sie keinen kulturpolitischen Sprecher einer Partei in ihren Reihen haben?

Es zeigt sich einmal mehr, dass sich die Kölner Politik einem professionellen Umgang mit ihrer Theaterszene zu verweigern scheint. Anstatt die vorherrschende mindestens 50%-Unterfinanzierung anzuerkennen und genügend Mittel bereitzustellen oder eine Konzentration der geringen Mittel auf wenige Häuser und Gruppen zu akzeptieren, stopft sie Löcher nach Gutsherrenart, wenn altbekannte Häuser unterzugehen zu drohen. Freie Ensembles – und damit vor allem der künstlerisch innovative Nachwuchs – verschwinden ohne großes Aufsehen, weil sie Zeiten ohne Förderung nicht überbrücken und die gleiche Lobbyarbeit leisten können. Mit qualitäts- und zukunftsorientierter Förderpolitik hat dies nichts mehr zu tun. Was macht es überhaupt noch für einen Sinn, ein kompetent besetztes Gremium ins Leben zu rufen, wenn man dieses a) nicht mit den nötigen Mitteln ausstattet, die Jurymitglieder damit zu Entscheidungen auf der Basis einer Mangelverwaltung zwingt und b) dann die getroffenen Entscheidungen rückgängig macht. Für das theater der keller wäre es zweifelsohne eine gute Nachricht, für das inhaltlich vorbildliche, aber finanziell massiv unterfinanzierte Kölner Theaterförderkonzept wäre diese Vorgehensweise eine Katastrophe, es würde sich in Luft auflösen. Dass die jetzt in einem Handstreich zur Verfügung gestellte Summe die gesamten Projektfördermittel, über die der Beirat ebenfalls zu entscheiden hat, und über die sich die meisten freien Ensembles und damit die meisten freischaffenden Künstler finanzieren, um 30.000 € übersteigen, grenzt an Hohn. Dieses unseriöse Vorgehen mag von Politikern als vorübergehende Erhöhung der Fördermittel gefeiert werden; unter dem Strich gefährdet es alle in ihrer Existenz, wenn es durch Umdenken in der Politik nicht endlich zu einer bedarfsgerechten Ausstattung der Theaterförderung bei gleichzeitig klaren Vergabekriterien kommt ...


JÖRG FÜRST

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eva bürgermeister, 31.08.2012

Theaterbeirat entscheidet

Sehr geehrter Herr Fürst,

Sie hätten mit Ihrer Kritik recht - wenn denn der geschilderte Sachverhalt stimmen würde… Nicht umsonst ist Ihr Artikel im Wesentlichen im Konjunktiv gehalten.

Der Stadtrat hat im Rahmen seiner Haushaltsplanberatungen beschlossen, in diesem Jahr 200.000 € als „Feuerwehrtopf Förderkonzepte“ zur Verfügung zu stellen, konkret für Theater. Auch wenn es andere Interessen geben mag, ist die Position der SPD klar und auch im Vorfeld immer offen kommuniziert worden: Der Theaterbeirat ist gebeten, für die Verwendung der zusätzlichen Mittel dem Kulturausschuss einen Entscheidungsvorschlag zu machen – dasselbe Verfahren also wie beim Förderkonzept selbst.

Nun ist kein Geheimnis, dass das Theater der Keller in einer schwierigen Situation ist; so wie es auch andere Theater gab oder gibt, die in einer schwierigen Situation sind oder waren. Auch wenn von einigen bedauert wird, dass die bis auf weiteres Erfolg versprechende Neuaufstellung des Kellertheaters erst nach Entscheidung über die Konzeptionsmittel der laufenden Förderperiode erfolgte, dürfen wir an dieser Entscheidung des Theaterbeirats nicht mehr rütteln. Regeln, die nicht eingehalten werden, sind nichts wert. Wenn nun der Rat 200.000 € mehr zur Verfügung stellen kann, was wir für eine durch und durch erfreuliche Nachricht halten, werden gleichwohl die Regeln nicht geändert. Der Theaterbeirat möge vorschlagen, wie er sich eine Mittelvergabe vorstellt. Dazu kann er seine bisherigen Kriterien anwenden oder diese ergänzen.

Nota bene: Die Vergabekriterien hat bereits jetzt der Theaterbeirat aufgestellt. Ob er die Mittelvergabe konzentrieren oder breit streuen möchte, ist und bleibt seine Entscheidung.

Dr. Eva Bürgermeister
Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und Kulturausschussvorsitzende

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