In Köln bietet sich gerade eine Riesenchance! Es ist daher nur zu begrüßen, dass noch einmal Bewegung in die Diskussion um den Erhalt und die Nutzung der Hallen Kalk – zu denen auch die ehemalige „Schauspielhalle“ der Kölner Bühnen gehört – kommt: Auf Druck von Bezirksvertretung und Stadtrat hat die Stadtverwaltung neun Millionen Euro aus dem Topf des Kommunalinvestitionsfördergesetz für die Sanierung der Hallen Kalk angesetzt und auch die Bezirksregierung hat signalisiert, das Projekt als „förderfähig“ anzusehen.
Die Verwaltung will nun ein „realistisches und ganzheitliches Sanierungskonzept“ berarbeiten und dann ein europaweites Verfahren zur Suche eines Planers starten.
Liebe Planer! Liebe Stadtteil- wie Stadtratspolitiker! Bitte habt den Mut das einmalige Potential, welches in der zukünftigen Nutzung der Hallen Kalk und ihres Umfeldes liegt, wirklich zu nutzen. Sowohl für die nahe Umgebung des Stadtteiles Kalk als auch für die gesamtstädtische Stadtplanung und Kulturentwicklung gilt es jetzt einen großen Wurf hinzubekommen.
Was bedeutet das? Zwei Referenzprojekte können eine Ahnung von einer möglichen Kalker Zukunft vermitteln: „Old Spitalfields Market“ in London und das „Mousonturm“ in Frankfurt am Main. Der Old Spitalfields Market beheimatet heute in restaurierten alten Markthallen und angrenzenden historischen Gebäuden im Herzen Londons einen bunten Mix aus täglichem Lebensmittel-, First- & Secondhand-Markt, dem Angebot aus kulturell vielfältigen gastronomischen Betrieben und Handwerken unterschiedlichster Couleur sowie weitere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die ehemalige Seifen- & Parfümfabrik Mousonturm im Frankfurter Ostend ist seit langem schon eine der führenden Produktions- & Veranstaltungsstätten für Darstellende Kunst, Musik und Literatur im deutschsprachigen Raum. Denkt man sich dann noch ein kreatives, bezahlbares Wohnumfeld, lokalen Einzelhandel & weitere Bausteine eines lebendigen, multikulturellen Stadtteillebens hinzu, so könnte hier für Kalk und für Köln etwas ganz Besonderes entstehen. Und dies tut not: Nicht mehr zu übersehen ist an einigen Stellen eine Verwahrlosung der Stadt und an anderen die Mutation zu sinnfreien Event- & Partyzonen. Alle, die dem entgehen wollen und die es sich leisten können, ziehen sich mittlerweile in Stadtteile wie Lindenthal oder Sülz zurück. Dieser Spaltung der Stadt in „arm & reich“, in „mit & ohne Migrationshintergrund“ oder in „alt & jung“ gilt es in Zukunft mit kreativen Konzepten und mutigen Entwürfen entgegenzuwirken, sonst erstirbt das Konzept „Stadt“.
Gerade das Areal der Hallen Kalk bietet die Chance den Stadtteil wie die ganze Stadt aufzuwerten und den Weg in die Zukunft zu weisen: Raum für bezahlbares Wohnen, für Einzelhandel, für multikulturelle, ehrenamtliche Aktivitäten gepaart mit einem hochqualitativen, professionellen kulturellen Angebot. Für das Museum Ludwig könnten im rechtsrheinischen beispielsweise Ausstellungsflächen geschaffen werden, um Exponate aus den Lagebeständen oder neue, junge Kunst in wechselnden Ausstellungen zu zeigen. Oder: Die ehemalige Schauspielhalle – die ehemals schönste Theaterspielstätte der Stadt... man wagt es schon gar nicht mehr zu denken...
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