Ein kleines Jubiläum: Das Forum für Filmschnitt und Montagekunst hat die Filmzeitschrift „Schnitt“, aus der die Veranstaltung hervorgegangen ist, bereits überlebt. Schon die Zeitschrift legte ein besonderes Augenmerk auf jene unsichtbare Kunst, die aus dem filmischen Rohmaterial erst ein fließendes (oder auch, wenn weniger unsichtbar, ein stolperndes, eierndes, stotterndes) Gebilde macht, das filmisch erzählt (Sebastian Schippers „Victoria“ oder ähnliche Extremfälle einmal außen vor gelassen). Das kleine, fast familiäre Festival Filmplus blickt nun zum 15. Mal ausschließlich auf diesen Aspekt des Filmemachens. Aber das ist gar nicht so einfach. Wenn man einmal in der Jury des Festivals saß, weiß man, dass man trotz der klaren Aufgabenstellung immer wieder vom Thema abweicht, droht, die Story, die Kameraarbeit oder die Schauspielerleistung zu bewerten, statt schlicht und einfach die editorische Arbeit. Vielleicht ist die Montage ähnlich schwer zu fassen wie die Regieleistung. Nur, dass Letztere immer im Rampenlicht steht und generell für alles verantwortlich gemacht wird, während der Editor im Gegenteil oft komplett übersehen wird.
Bei Filmplus sollen die Editoren und ihre Arbeit gesehen werden, und daher stehen ihre Namen auch im Mittelpunkt, nicht die der Regisseure. In diesem Jahr gehören zu den Nominierten in der Sektion Spielfilm Karin Hammer für das deutsche Nachkriegsdrama „Von jetzt an kein Zurück“ von Christian Frosch, Janina Herhoffer für das ungewöhnliche Porträt des zehnjährigen „Jack“ (Regie Edward Berger), Robert Rzesacz für das Hackerdrama „Who Am I – Kein System ist sicher“ von Baran bo Odar, Uta Schmidt für das Kirchendrama „Verfehlung“ (Regie Gerd Schneider) und Hansjörg Weißbrich für das Prostituiertendrama „Traumland“ von Petra Volpe. Für den Schnitt Preis Dokumentarfilm sind Mathilde Bonnefoy für Laura Poitras‘ Edward-Snowden-Doku „Citizenfour“, Wiebke Grundler für „Song from the Forest“ (Regie Michael Obert), André Hammesfahr für die Sportdoku „Nowitzki – Der perfekte Wurf“ (Regie Sebastian Dehnhardt), Karsten Krause und Philip Widmann für ihren Essayfilm „Szenario“ und Carina Mergens für „Am Kölnberg“ von den Kölner Filmstudierenden Robin Humboldt und Laurentia Genske. Daneben wird außerdem ein Kurzfilmpreis vergeben. Alle nominierten Filme werden im Rahmen des Festivals in Anwesenheit der Editoren inklusive öffentlichem Filmgespräch gezeigt.
Weitere Schwerpunkte setzt das Festival mit dem von Hans W. Geißendörfer gestifteten Ehrenpreis Schnitt und einem wechselnden Gastland. Nach den Nachbarländern Belgien, Niederlanden und Dänemark steht in diesem Jahr Polen im Mittelpunkt. Eingeladen ist der polnische Editor Jaroslaw Kaminski, der bereits dreimal mit dem polnischen Filmpreis in der Kategorie bester Schnitt ausgezeichnet wurde, zuletzt für „Ida“ von Paweł Pawlikowski, der im vergangenen Jahr den Auslandsoscar gewinnen konnte. Nach dem Screening von „Ida“ findet ein Filmgespräch mit dem Editor Kaminski und der Produzentin Ewa Puszczynska statt. Den Ehrenpreis erhält die Editorin Christel Suckow, die Filme wie „Die Katze“ (1988) mit Götz George oder die Walser-Verfilmung „Ein fliehendes Pferd“ (2007) montiert hat – beide Filme werden auf dem Festival gezeigt. Die Laudatio hält Regisseur Dominik Graf, der bei über 20 Filmen mit ihr zusammengearbeitet hat.
Filmplus – Forum für Filmschnitt und Montagekunst | 23. - 26.10. | Off Broadway, Filmforum NRW | www.filmplus.de
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