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Anton Tschechow
Foto: P. I. Seryogin (П.И. Серёгин)

Streiten oder Heiraten?

22. Juni 2012

"Ein Heiratsantrag" von Tschechow im Metropol Theater Köln - Theater 06/12

Wenn Tschechows Werke sich unter anderem durch ihre Konzentration auf das Wesentlichste in den menschlichen Eigenschaften auszeichnen, so ist „Ein Heiratsantrag“ von 1888 ein gelungenes satirisches Stück über die Zeitlosigkeit menschlicher Querelen. Wenn auch Tschechows Werke nicht in erster Linie satirisch sind, so ist bei seinen meist kurzen Theaterstücken ein humoristischer Blick auf den Menschen ein wiederkehrendes Element. So auch in dem Einakter (genannt „Scherz in einem Akt“), das in einer recht einfachen Handlung unvergängliche Themen aufgreift: Die Angst, Junggeselle zu bleiben, die Entscheidung für einen Partner, Streitigkeiten in der Familie über letztlich banale Dinge. Das Metropol Theater in Köln zeigt das Drei-Personen-Stück in einer temporeichen und kurzweiligen Inszenierung (Premiere: 30. Mai 2012).

Zum Inhalt: Der Mitt-Dreißiger Iwan Lomow wird in Frack und Handschuhen bei seinem Nachbarn Stepan Tschubukow hochnervös vorstellig, um der Tochter Natalja einen Heiratsantrag zu machen. Der begeisterte Tschubukow ruft sogleich die Tochter herbei und lässt die beiden allein. Bevor Lomow Natalja den Antrag aussprechen kann, kommt es zum bösen Streit zwischen den beiden: Ein Stück Land, auf das beide stellvertretend für ihre Familien Anspruch erheben, wird zum Zankapfel, der innerhalb kurzer Zeit zum Rauswurf des Antragstellers führt. Als Natalja nachträglich den Grund des Besuches Lomows erfährt, lässt sie ihn zurück holen. Doch nach kurzer Zeit entflammt ein neuer Streit darüber, wessen Jagdhund besser sei. Der labile Lomow bricht daraufhin zusammen. Es bedarf noch einiger Aufregung, bis Lomow und Natalja als Paar den väterlichen Segen erhalten – doch nicht, ohne wieder Streit zu beginnen. Der Vater im Schlusssatz: „Das ist es, das beginnende familiäre Glück! Bringt Champagner!“

Die humoristischen Elemente sind vor allem der unfreiwilligen Komik der Protagonisten geschuldet, sehr schön gespielt von Tobias Novo (Lomow), Jacqueline Grygier-Bethke (Natalja) und Homajun Dorchenas (Tschubukow). Unter der Regie von Julian Baboi (Regiedebüt "Das kunstseidene Mädchen") bietet das schlicht gehaltene, helle Bühnenbild Raum für den Ausdruck: Novo spielt den zwischen Nervosität und hypochondrischen Anfällen schwankenden Lomow rasant und voller Energie, Grygier-Bethke die hochmütig und zeitweise hysterische Natalja sehr elegant, wogegen Dorchenas als stimmgewaltiger Tschubukow das passende Gegenstück bildet. Baboi ist eine gute Inszenierung des Tschechow’schen Einakters gelungen, die sehr schön die kleinlichen Animositäten zwischen den Hauptfiguren herausarbeitet, ohne je absurd zu werden.

Dem Ensemble ist zu wünschen, dass sich nach der Fußball-Europameisterschaft die Zuschauer wieder zahlreich im Theaterkeller des Metropol Theater einfinden!

„Ein Heiratsantrag“ (A. Tschechow) | Termine: 28.6., 30.6., 1.7., 12./13./14.7., 19./20./21.7., 23./24./30./31.8., 20 Uhr | Metropol Theater | Eifelstraße 33, Köln | Infos: 0221 32 17 92 | www.metropol-theater-köln.de

Nathalie Caesar

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