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Es gibt 266 Beiträge von Matt513

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

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Drei Reklametafeln jottwede..

28.01.2018

McDonaghs neueste Arbeit erweist sich als nuancierter, als es auf den ersten Blick scheint. Denn zunächst sieht's nach einer bekannten Geschichte mit den üblichen Fronten aus. Das Aufbegehren des Einzelnen gegen die erst indisponierte, später repressive Staatsräson in einem hinterwäldlerischen Nest; `kennt man so oder ähnlich. Im weiteren Verlauf stellt sich dieser Frontverlauf jedoch gewissermaßen als fließend heraus. So wie einerseits Mildred nämlich manch fragwürdige Aktion begeht, ist andererseits Officer Willoughby nicht der ignorante Amtsträger, für welchen man ihn aufgrund Mildreds großformatiger Anklage halten könnte. Zudem trübt eine persönliche Tragödie seinen Blick. McDonaghs wunderbarer Einfall sind seine geschriebenen Nachrichten. Nicht nur versteht man nun, wie gedankenvoll er wirklich ist. Auch ermöglichen sie den Einzug weiterer Motive, welche dem Film noch manche Wendung geben. Zu vormals gesellschaftlicher Ignoranz, Rassismus und Bitterkeit gesellen sich nun Hoffnung, Bekehrung und die Aussicht auf ein wenig Gerechtigkeit.

Wie von McDonagh gewohnt, sind die mimischen Leistungen auf hohem Niveau, was sich in drei Nominierungen allein für die Darsteller-Oscars niedergeschlagen hat (sieben insgesamt). Neben McDormand, Garantin für hochwertiges Schauspiel, muß einmal mehr Rockwell gelobt werden, der den tumben, rassistischen Südstaaten-Cop mit Bravour gibt. McDonagh selbst, der wie üblich Drehbuch schrieb und Regie führte, schafft das Kunststück, seinen Film episch (nicht wie die Coens, aber das muß auch nicht), dabei nie langatmig zu gestalten, vielmehr den Zuschauer aus dem Stand in Wechselbäder von Einfällen zu schubsen, welche einen laut auflachen oder erschreckt zusammenfahren lassen. Weitere Nominierungen für den besten Film und Drehbuch, sicherlich eine Anerkennung dessen; indes warum er keine für die Regie bekommen hat, weiß man nicht.

Der Marathon-Mann

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Deutsches MAD-Magazin

26.01.2018

Das objektive Erlebnis dieses Films wurde mir nie zuteil. Er steht in einer Reihe mit anderen Werken (fürs Protokoll; u.a. Der Pate, Das China-Syndrom, Einer flog über das Kuckucksnest, Airport), welche ich nicht im Kino, sondern über die grandiose MAD-Parodie kennenlernte. Ohne einen der betreffenden Schauspieler vorher gesehen zu haben, hatte sich mir anstelle seines wahren Konterfeis seine Karikatur aus der Feder des großen Mort Drucker (bei MAD der Frontrunner, wenn es um Filme & Fernsehserien ging) ins Gedächtnis eingebrannt. Jegliche spätere Ansicht mußte sich unweigerlich mit diesen Eindrücken messen. Merke: Hoffmans wahre Nase - nicht Gott, sondern Drucker erschuf sie.

Jahre später, als dieser Film im Spätprogramm lief, war ich dann über den doch recht düsteren Ton überrascht, welcher in der Parodie natürlich komplett ins Lächerliche übersetzt gewesen war. Für die damalige Zeit ein heißes Eisen in den USA, thematisiert er doch, daß das Land of the Free auch Jahrzehnte nach dem Krieg Schlupfloch brauner Seilschaften ist (wie viele Amerikaner, welche stolz ihren Blick zum Weltraum erheben, mögen wohl wissen, daß ein überzeugtes Parteimitglied ihrer Nation einst den Weg dorthin ebnete?). Bemerkenswert weiter, ein Verwandter stellt sich als Opfer der McCarthy-Prozesse heraus und der ermittelnde Officer ist nicht integer. Wie andere Werke, z.B. French Connection oder Dirty Harry, liefert der Film einen ernüchternden, pessimistischen Blick auf den Zustand der Gesellschaft jener Jahre. Insgesamt ein sehr kontroverser Film, welcher aber trotz dessen sowie auch mehrmaliger Gewaltdarstellungen (wobei selbst die brutale Folterszene bei MAD herrlich durch den Kakao gezogen wird; man traut sich das kaum zu schreiben) wohl damals bei Publikum und Kritik gut wegkam.

Aus dem Nichts

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Aus dem Rennen

23.01.2018

Hollywood ist schuld: Nach dem Gewinn des Golden Globe erfreut sich Akins Film nun größten Zuspruchs; auf die Ablage meiner Regenkleidung auf dem Schoß hätte ich während der Vorstellung gerne verzichtet. Beworben wurde der Bezug zu den NSU-Anschlägen, welche in der Öffentlichkeit mittlerweile mit der Chiffre „Staatsversagen“ belegt sind. Da konnte mit einem durch und durch politischen Film gerechnet werden, einem Fanal, welches ob ebenjenes Staatsversagens den Finger in die Wunde legen würde; etwa die schläfrige, dilettantische Ermittlung der Behörden, die geradezu rassistische Konzentration auf das kulturelle Milieu der Opfer bei der Suche nach Täter bzw. Tatmotiv (manches Opfer könnte noch leben, wenn man die wahre Dimension der Mordserie schneller begriffen hätte) oder die Grauzone, in welcher ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes operierte. Solche Löcher im Gefüge des Rechtsstaates kritisch auszuleuchten, das wäre eine Aufgabe für den Film gewesen.

Dem entgegen besitzt er jedoch viel Akzent auf der rein narrativen Ebene. Alles ist recht plakativ ausgebreitet; Subtilität oder z.B. auch über den Film hinausgehende Fragen sucht man vergebens. Der Bezug zu den echten Ereignissen hätte stärker gezeichnet sein können; immerhin, die Ermittler schürfen zunächst ein wenig im Umfeld von Katjas getötetem Ehemann, bevor dann plötzlich Verdächtige mit fremdenfeindlichem Motiv vom Himmel fallen. Akins Anliegen ist gut, keine Frage; der Daumen hätte aber ruhig stärker draufgehalten werden können. Und ja, immerhin hat auch die lapidare Handhabung des Offensichtlichen durch das Gericht sowie die impertinente Strategie der Verteidigung enormen Wiedererkennungswert. In Zeiten, in denen die Gesellschaft durch immer abgrundtiefere Gefahren bedroht wird, wirkt die tradierte Rechtsprechung aus der Zeit gefallen, führt die Konzentration auf einen 'eindeutigen' Beweis zu haarsträubenden Entscheidungen, welche das Rechtsempfinden der Gesellschaft beschädigen. Wo fängt denn eindeutig an?

Mit dem Prozeß hätte für mich auch der Film selbst gut zu Ende gehen können. Akin schiebt noch etwas nach, was mir ein wenig konstruiert erschien, aber immerhin dem Film einen unerwarteten Schlußakkord verleiht (aber gut, das Verhalten des Stasi-Offiziers in Das Leben der Anderen fand ich auch wenig realistisch und trotzdem war es gut für eine interessante Geschichte). Und dann kann er neben den wirklich sehenswerten Leistungen von Kruger und Moschitto plötzlich auch noch mit einer eindringlichen Botschaft punkten: Seht Euch vor, Ihr Lenker der Staatsgewalten, laßt die Zustände zu schlimm werden und die Bürger werden sich irgendwann so verhalten, wie hier zu sehen.

Übrigens, auf den nächsten Oscar nach v. Donnersmarck wird Deutschland weiter warten müssen, denn –völlig unerwartet nach dem Golden Globe- wurde Akins Film heute nichtmals dafür nominiert. Schuld ist Hollywood. Sag ich doch.

Teheran Tabu

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Bigotterie im Gottesstaat

31.12.2017

Was man hier vorgeführt bekommt, die ganz alltäglichen Repressalien in einem totalitären Regime, läßt sich so auch auf andere Diktaturen übertragen. Dabei spielt das Element der Religion eigentlich keine große Rolle. Nur wenige stilistische Änderungen und er hätte auch in der DDR spielen können. Vor außen betrachtet, sieht das Leben auf den Straßen Teherans gar nicht so übel aus; sieht man von gelegentlichen öffentlichen Hinrichtungen mal ab, welche die Menge, oh Segen des Abendlandes, mit dem Smartphone mitschneidet. Immerhin, die Frauen tragen Schuhe mit hohen Absätzen sowie das Kopftuch so, daß ein Teil des Haupthaars zu sehen ist. Fast ist man geneigt zu schreiben, geradezu liberal, verglichen mit der Vollverschleierung, die man allerorten bewundern darf.

Aber es ist wichtig, daran vorbeizublicken, auf das große und kleine Schlimme, welches sich unter der Oberfläche derartiger Staatsformen ausbreitet; die Doppelmoral, die Willkür der Machthabenden, welche in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft üblicherweise ihre schwächsten Mitglieder, die Frauen trifft. In v. Donnersmarcks Das Leben der Anderen vergeht sich ein feister Parteifunktionär an der Künstlerin, weil er's halt kann, hier befriedigt ein Religionsrichter im Tausch für Gefälligkeiten seine Gelüste. Aus Angst, den Häschern des Regimes in die Fänge zu geraten, haben sich die Charaktere im Dauerzustand des Sich-Verbiegens eingerichtet. Ihre Worte sind weich wie Wachs. Lüge, Wahrheit, keine Grenze mehr; ein lebenslanges, schleichendes Trauma. Das sollte den (noch) freien Gesellschaften des Westens tüchtig zu denken geben.

Optisch mochten die vorab veröffentlichten Bilder ein wenig an den vielbeachteten Waltz with Bashir erinnern, aber jener war nicht nur dramaturgisch, sondern auch zeichnerisch pointierter. Die unschärferen Bilder hier, wohl vom Originalbild abgezeichnet, unterstreichen allerdings den Zustand der inneren Lähmung, in welchem sich alle befinden. Tragisches, sehr trauriges Ende.

Rogue One: A Star Wars Story

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Popcorn für die Fanboys

29.12.2017

Auf viele Details wollte ich nicht mehr eingehen. Nur soviel: Es nervt wie die Sau, wie dieser Film mit optischen Verweisen auf Episode 4-6 geradezu vollgestopft ist. Und: Man muß sich wundern, wie es dem Imperium überhaupt gelingt, Macht über Welten auszuüben, wenn seine Truppen aus harmlosen Pappkameraden bestehen, welche sich wie Streichhölzer umlegen lassen. Oder wenn es so einfach ist, in das Archiv einzudringen, wo die geheimen Daten schön transportgerecht auf separaten Datenträgern abgelegt sind. Sowas anzuschauen, macht keinen Spaß mehr. Das ist was für Kleinkinder.

Der ganze Film ist überflüssig. Er bläst auf, was mir weiland als ein Satz aus dem Eröffnungstext von Episode 4 gereicht hatte: Daß die Rebellion halt die Pläne vom Todesstern geklaut hat. Das brauche ich dann nicht nochmal in Spielfilmlänge auf der großen Leinwand. Das ist Popcorn für die Fanboys, die sich auf alles stürzen, wo Star Wars draufsteht. Und über das Ende möchte ich gar nicht sprechen. Das fand ich richtig gruselig. Hey Disney, wie wär’s - alle Schauspieler 1x einscannen und dann viele, viele Filme davon machen? Ist doch viel billiger und obiges Publikum frißt eh alles, was Ihr ihm hinwerft.

Dann fiel mir noch eine merkwürdige Unregelmäßigkeit auf, die gleichsam ein unrühmliches Licht auf die Rebellion werfen könnte. Rogue One spielt nur Stunden vor Episode 4, welcher seinerseits sich über die Spanne von nur wenigen Tagen erstreckt. In Rogue One ist die Rebellion, ganz zielgruppengerecht, schön ethnisch durchmischt. Von dem großen Finale in Episode 4 dagegen hat man nur weiße Menschen in Erinnerung. Was ist da passiert, ethnische Säuberungen bei den Guten?

Nach Ansicht dieses Films habe ich alle Hoffnung verloren, was die Zukunft von Star Wars angeht. Die Figuren in diesem Film hier haben mich nicht die Bohne interessiert. Ebenso nicht jene der angebrochenen Trilogie. Wegen mir können die über die kommenden Episoden alle zum anderen Ufer wechseln („Ein Imperium voller Narren“) oder tot umfallen und als Zombies wiederkehren („The Walking Rebellion“). A propos: Ist das ganze Franchise nicht längst einer?

The Neon Demon

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Zu Markte getragen

27.11.2017

An Refns jüngstem Oeuvre scheiden sich erneut die Geister. Man könnte nicht sagen, daß er sein Metier nicht beherrscht. Handwerklich ist TND einmal mehr ein Erlebnis, wobei neben den kühlen Ansichten L.A.s sowie der Photoshoots der Score den Film trägt. An einer Stelle klingt es gar, als sei Keith Emerson mitsamt seinem legendären Moog wiederauferstanden.

Man wünschte sich aber, Refns Filme wären abseits der Hochglanzoberfläche zugänglicher. Das Anliegen, einen kritischen Kommentar zum harten Mode(l)business abzugeben, welches junge Menschen vornehmlich weiblichen Geschlechts verschlingt, ist ja herauszulesen. In einer Szene warten porzellanhäutige Nymphen in Unterwäsche geradezu darauf, ihre Haut zu Markte tragen zu dürfen. Schönheit ist nicht alles. Sie ist das Einzige, sagt der Modezar.

Davon ab bleibt vieles symbolisch, kryptisch (die drei Neon-Dreiecke!), unkonkret, dadurch diskutierbar. Ein Film soll vor allem unterhaltsam sein, finde ich. Wenn sein Unterhaltungswert einzig aus seiner Ästhetik besteht, er selbst jedoch verwunderlich ist, ist das nicht optimal. Das ist Refns Version von Arthouse, in dem es wie bei ihm üblich keine Grenzen gibt. Kannibalismus, gar Nekrophilie? Kein Problem!

Drive, der Refn internationale Aufmerksamkeit einbrachte, war wohl ein einmaliger Ausflug in den Mainstream. Was soll man nach Filmen wie Only God forgives und nun diesem hier sagen? Einerseits wäre Hollywood ohne Querköpfe wie ihn um einiges ärmer, andererseits hat er so seinen Stammplatz zwischen den Stühlen sicher. Bei der Premiere seines Films klatschte die eine Hälfte des Publikums, die andere buhte.

The Square

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Das große, wunderbare – Nichts

23.10.2017

Im Intro schneidet eine Steinsäge ein Karree in das Pflaster des Museumsvorplatzes; ein Metallrahmen markiert die Grenze bei Tage, ein Leuchtband bei Nacht. So einfach geht moderne Kunst. Stell Dich hinein und Dich küßt das Glück. Hast Du einen Wunsch, so soll er Dir erfüllt werden, so der Künstler. Mit diesem dreisten Coup –Rahmen drum, Kunst!- eröffnet Östlund seinen amüsanten Reigen, der dem Kunstbetrieb, daneben aber auch dem gesellschaftlichen Habitus der Gegenwart, gut zu sein, Gutes zu tun, seine moralischen Hausaufgaben erledigt zu haben, genüßlich ans Bein pinkelt. Kurator Christian steckt in Nöten: Nicht nur, daß eine Journalistin ihn im Interview mit seinen eigenen Ausführungen zum Kunstverständnis belästigt hat. Eine Zufallsbegegnung –wir sind couragierte Bürger. Wenn wer Hilfe schreit, sind wir da!- schickt ihn auf eine Odyssee, während welcher das sorgsam gepflegte Gebäude seiner Wertansprüche durchgeschüttelt wird. Obendrein will The Square (so der Name des Kleinods, welches da in den Vorplatz gesägt wurde) nun Spendern & Kunstpublikum verkauft sein. Dies gerät zum Ritt auf der Rasierklinge, gewetzt an der Political Correctness. Merke: Warum Inhalte, wenn Kontroverse doch viel besser funktioniert?

Jene im Kunst-Establishment, die verbal manch furchtbar Triviales als wunderbar Ästhetisches einkleiden (ein Germanistik-Studium schadet da nicht, `gilt übrigens auch für die Verfasser von Speisekarten) - Östlund weiß sie zu entlarven, überdies das ganze Getragene, Weihevolle in ihrem Vortrag akustisch zu konterkarieren (*klingel, klingel*, "Zeig uns Deine Titten!"), dadurch auf Normalmaß zu schrumpfen. Daß der Kunstbetrieb vornehmlich die Domäne des betagten Bildungsbürgertums ist, welches allem elitären Anspruch zum Trotz doch eher menschlich reagiert –der Koch, der die Meute kaum vom Sturm auf das Buffet zurückhalten kann, nochmal dieselbe Meute, welche abends auf dem Eröffnungsempfang herrlich uncool zu Techno-Klängen abhottet- all dies zeigt der Film weiterhin. Stumm hält Östlund den Spiegel hin, über dessen Bild man belustigt oder betreten sein darf. Daß dasselbe Publikum sich anmaßt, der Kunst Grenzen zu bestimmen (und bei Überschreiten derselben ungeschmeidig bis gewalttätig zu werden), auch das.

Keine Haha-Komödie, vielmehr ein Film, der seine Komik eher beiläufig aus trefflichen Einzelabbildungen zieht; durchaus (& warum nicht) zur Selbsterkenntnis geeignet.

Life

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Life on Mars

15.10.2017

Dem naheliegenden Titel zum Trotz - Bowie (gute Reise, Major Tom) wird ausnahmsweise mal nicht in einem aktuellen Weltraumfilm bemüht. Was wir vorgeführt bekommen, ist einmal mehr die Verifizierung von Darwins Evolutionstheorie (Survival of the Fittest) sowie eigentlich auch das genaue Gegenteil im Feldversuch. Warum das so vortrefflich funktioniert, liegt an einem selten dämlichen Drehbuch, welches manchen Charakter unverständlich dumm sowie eine fremde Lebensform, welche nichtmals über sichtbare Sinnesorgane verfügt, übermenschlich gerissen agieren läßt.

Ich verstehe nicht, wie Regisseur Espinosa das hinbekommt. Ähnlich wie Life war schon Kind 44, sein letzter Wurf, einerseits mit veritablen Stars gespickt wie andererseits mit „Häh?“-Momenten. Ich mein, wer gibt dem Mann immer die Möglichkeiten (und das Geld), um solch komische Filme zu drehen?

Einen Film, der die möglichen, negativen Folgen zu großer, wohlmeinender Naivität bei der Begegnung mit Angehörigen anderer Welten aufzeigt, nämlich die akute Infragestellung des eigenen Lebensraums, hätte es indes gar nicht gebraucht. Dafür muß man ja nur die Zeitung aufschlagen.

Ein Hologramm für den König

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Stille Pein des Expatriaten

15.10.2017

Tykwers Blick in die Wüste offenbart herrlich kafkaeske Ansichten und dazu feinste Kritik am globalen Kapitalismus. Bei seinem beruflichen Neustart in Saudi-Arabien ist Alan, der gefallene Geschäftsmann, gleich aus mehreren Gründen zum Erfolg verdammt. Seine Begegnung mit dem geschäftlichen sowie gesellschaftlichen Gebaren in diesem Kulturkreis ist dann, nun ja, doch mal eine ganz neue Erfahrung :). Kafka hätte seine Freude gehabt bei Alans Versuchen, seinen Ansprechpartner zu treffen, vom König ganz zu schweigen bzw. überhaupt irgendwas zu erreichen. Tykwer inszeniert diese emotionale Achterbahnfahrt dann auch vollkommen treffend als ebensolche. In Rückblenden erfährt man, wie es zu Alans tiefem Fall kam, über welchen dem Ärmsten Statussymbole wie Auto, Eigenheim und Eheglück verlustig gingen (köstlich die leicht angepassten Zeilen der Talking Heads dazu). Zur Kosteneinsparung die Produktion nach China zu verlegen, für ihn eine tolle Entscheidung, für die 900 freigesetzten Mitarbeiter nicht so. Als die Chinesen mit der gewonnenen Expertise aber den Markt übernahmen, war auch für Alan Feierabend. Nun, früher war’s die Revolution, welche ihre Kinder fraß, heutzutage ist’s der Kapitalismus. In Oakland, Kalifornien, entstehe gerade eine riesige Autobrücke, so sein Vater beim abendlichen Ferngespräch. Und wer baue das Ding? `Glaubst Du nicht, die Chinesen!

Im Kino war der Film wohl nicht so erfolgreich, vielleicht auch weil das Sujet des Expatriaten im Mittleren Osten ein wenig zu weit weg ist vom gemeinen Publikumsgeschmack (räumlich ja auch). Hat man dagegen Einblick in die Materie, kommt man aus dem Kopfnicken nicht mehr heraus. Stimmt fast alles (die Torwächter allerdings nehmen gemeinhin keine entspannten Fußbäder, sondern suchen nach Autobomben); im Detail schön getroffen. „Ich vermute mal, daß die nicht in der Gewerkschaft sind?“ fragt Alan angesichts der Arbeiter am Straßenrand, die in der sengenden Hitze die Wüste sauber fegen. „Gewerkschaften haben wir hier nicht. Wir haben Philipinos“, so die lapidare Antwort seines arabischen Fahrers. Damenundherrn, das ist keine Satire. Das ist Realität.

Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht

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In Zeiten knapper Ressourcen scheint Recycling das Gebot der Stunde

14.10.2017

Das ist so ziemlich das Positivste, was ich zu Episode 7 formulieren kann. Alles darunter muß lauten: Dieser Film ist ein unverschämter zweiter Aufguß. Ehrlicherweise hätte man Flyer auslegen sollen, in welchen Charaktere und Szenen aus Episode 4-6 jenen in diesem Film zugeordnet werden (sog. Mapping; Mehrfach- bzw. zeitlich veränderliche Assoziierungen möglich).

Ich hatte aufgrund der sehr gemischten Reaktionen im Netz bewußt darauf verzichtet, den Film im Kino zu schauen (und NB: bin froh, dafür keine teure Kinokarte erstanden zu haben), mir stattdessen gedacht, falls er doch was taugen sollte, dann bestimmt auch ohne überdimensioniertes Bild & Sound und ihn Monate später auf DVD aus der Ausleihe geschaut. Alleine während der ersten 35 Minuten war ich 4x zum Kühlschrank gegangen. Würde man das bei einem fesselnden Film machen? Nee.

So optisch bemüht der Film daherkommt, ich hatte zu keinem Moment den Eindruck, das sei Star Wars. Das hat Disney nicht verstanden; so wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, so ein X Wing-Fighter keine Episode. Die größte Sünde, die die Macher begehen konnten, war sich dem Diktat unterzuordnen, welches das Blockbuster-Kino mittlerweile vorgibt. Von der Dramaturgie her wirkt der Film wie einer aus dieser unüberschaubaren Avengers/Guardians/X-Men High Speed-Fantasy-Action-Masse, die Hollywood seit ein paar Jahren in die Köpfe junger Kinogänger kippt. Ständig atemlose Action, dagegen keine Zeit, um z.B. die umherhastenden Charaktere einzuführen. Das ständige Herumgerenne erinnert an die unter Abrams entstandenen Star Trek-Filme. Der Verdacht steht im Raum, daß so vom schwachen Drehbuch abgelenkt werden soll. Überdies feiert nun ganz vermarktungsgerecht auch in einer weit, weit entfernten Galaxie das Gender-Mainstreaming fröhliche Urständ‘. Den X Wing fliegt nun auch eine Frau und der neue Luke ist eine zähnefletschende Furie mit nicht immer stimmigem Verhalten: Eine Schrottsammlerin, welche den erbeuteten (und wertvollen!) Droiden aus unerfindlichen Gründen plötzlich wie ein lebendiges Wesen behandelt, anstelle ihn wie üblich zu verscherbeln, um so ihre karge Verpflegung aufzubessern.

Das Casting ist Käse. Dieser schwarzgewandete Böse (mir doch egal, wie der heißt) sieht wie ein Hippie aus. Den konnte ich nicht ernst nehmen. John Boyega, der den gefallenen Stormtrooper spielt, ist eine Zumutung. Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Es geht nicht darum, daß er schwarz ist. Billy Dee Williams war als Lando Calrissian die coolste Sau im Universum. Es geht darum, daß Boyega unter den afroamerikanischen Schauspielern ästhetisch eine schlechte Wahl ist und zudem seinen Part wie ein Idiot spielt. Aber vielleicht soll das so sein.

Festhalten läßt sich: Disney hat nicht vor, die Sternensaga in irgendeiner Form weiter zu entwickeln, welche ihrer, nennen wir‘s mal, kulturellen Relevanz in irgendeiner Weise gerecht wird. Man setzte sich mit seinem dicken Hintern auf ein erfolgreiches Franchise, zahlte dafür 4 Milliarden Dollar und zieht nun die ganz billige Nummer ab, um dieses Investment mit Gewinn wieder einzuspielen. Pfui! Man schneidet die Mona Lisa auch nicht in kleine Streifen und verhökert diese dann meistbietend. Mit Rogue One ist die Entsaftungsmaschine ja bereits in die nächste Runde gegangen und dem Trailer für Episode 8 nach zu urteilen, kommt als nächstes sowas wie Das Imperium schlägt zurück runderneuert ins Kino.

Es wäre vielleicht ideal gewesen, Star Wars als Fanprojekt fortzusetzen. Von Episode 1 gibt es bereits einen Fan-Edit. In einem Kinoforum schrieb jemand, wie es wohl gewesen wäre, wenn man Neill Blomkamp anstelle Abrams als Regisseur verpflichtet hätte. Also so ein Nachwuchstalent mit schrägen Ideen. Nach District 9 hätte ich das als tolle Sache empfunden, aber nach Ansicht von Elysium habe ich den Eindruck, daß Blomkamp auch schon zum Mainstream gezählt werden muß.


(Endlich fertig. Ab das Ding.)

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