
Jane Austen und das Chaos in meinem Leben
Frankreich 2024, Laufzeit: 94 Min., FSK 0
Regie: Laura Piani
Darsteller: Camille Rutherford, Pablo Pauly, Charlie Anson
>> splendid-film.de/jane-austen-wrecked-my-life
Romantische Dramödie
Wo bleibt Mr. Darcy?
„Jane Austen und das Chaos in meinem Leben“ von Laura Piani
Das Leben der Buchhändlerin Agathe (Camille Rutherford), Single und in ihren Dreißigern, folgt einer etablierten Routine: Morgens vor der Öffnung der gemütlichen Pariser Buchhandlung für englischsprachige Literatur sortiert sie tanzend zu lauter Kopfhörermusik Bücher in die Regale. Danach kommt sie mit Kund:innen ins Gespräch, denen sie gerne die Werke ihrer Lieblingsautorin Jane Austen anpreist. In den Pausen führt sie angeregte Diskussionen mit ihrem Kollegen und besten Freund Félix (Pablo Pauly) über das Leben und die Liebe, und nach Feierabend schreibt sie an ihrem eigenen Roman. In diesem Leben hat sich Agathe gemütlich eingerichtet. Es ist nicht aufregend, dafür lässt es viel Platz für Träume – nach dem Motto: alles geht, nichts muss. Um etwas Bewegung in Agathes Leben zu bringen, reicht Félix ihren Roman heimlich bei der Jane-Austen-Gesellschaft ein, von der sie überraschend zu einer Schreibresidenz eingeladen wird. Auf einmal muss Agathe sich entscheiden, ob sie in ihrer bequemen Blase bleiben will oder endlich etwas wagen soll.
Drehbuchautorin Laura Pianis Regiedebüt ist eine kleine romantische Komödie mit Charme und Witz. Sie präsentiert uns eine Heldin, die sich modern und selbstbewusst gibt, aber gleichzeitig voller Selbstzweifel steckt. Die selbsternannte Feministin, die von den Vorzügen des Singledaseins und der Unabhängigkeit schwärmt, hat jedoch eine sehr romantisierende Vorstellung von der Liebe und scheint insgeheim auf einen Mr. Darcy zu warten. Sie steht sich jedoch ständig selbst im Weg. Mit ihrem Roman macht sie keine Fortschritte, mit der Liebe auch nicht. Dabei böten das herrliche ländliche Anwesen der Austen-Gesellschaft und Oliver (Charlie Anson), der Sohn des Betreiberehepaares, beste Voraussetzungen, mal etwas zu wagen. Aber so wie sein altes Auto auf den englischen Landstraßen ständig steckenbleibt, bleibt auch Agathe in ihrer bequem eingerichteten Welt stecken.
Die anglo-französische Schauspielerin Camille Rutherford spielt die ambivalente Heldin mit großer Überzeugungskraft. Sie drückt das Zauderhafte vieler Menschen ihrer Generation aus, die sich bei den vielen Optionen, die ihnen das Leben bietet, für gar keine entscheiden (können). Dabei hat ihre stets unentschlossene Hauptfigur etwas liebenswert-erfrischendes, so dass der Film keineswegs eine depressive Stimmung entfaltet, sondern voller Leichtigkeit und sublimem Humor ist. 2021 wurde Rutherford für ihre Rolle in „Felicità“für den César als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert. Schöne Schauplätze wie die gemütliche Buchhandlung und das ländliche Anwesen der Austen-Gesellschaft umrahmen eine Handlung, die etwas dünn ist, jedoch nicht eines gewissen Charmes entbehrt. Dazu noch gespickt mit vielen literarischen Anspielungen und Verweisen, die zu entdecken Spaß macht. Vielleicht wartet der Film sogar mit einem Happy End auf? Das würde allerdings eine aktiv handelnde Protagonistin erfordern, etwas, was Agathe nicht ist.
(Tina Adomako)

Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Nachruf 10/25
Schritt für Schritt zum Schnitt
25. Edimotion-Festival für Filmschnitt und Montagekunst in Köln – Festival 10/25
Schnappatmung von rechts
Wenn Filme Haltung zeigen – Vorspann 10/25
Stimmen für Veränderung
„How to Build a Library“ im Filmforum – Foyer 09/25
Eine sympathische Bruderkomödie
„Ganzer halber Bruder“ im Cinedom – Foyer 09/25
Wo Grenzen verschwinden und Geister sprechen
Das Afrika Film Festival Köln 2025 – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Jung-Bäuerinnen bei der Arbeit
„Milch ins Feuer“ im Odeon – Foyer 08/25
Drama, Baby?
Das Arthouse und der Schenkelklopfer – Vorspann 08/25
Gar nicht mal so stumm
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn 2025 – Festival 08/25
Sommergefühle
Leichte Kino-Kost im Juli – Vorspann 07/25
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Fortsetzung folgt nicht
Serielles Erzählen in Arthouse und Mainstream – Vorspann 06/25
Wohnen im Film
Die Reihe Filmgeschichten mit „Träumen von Räumen“ im Filmforum NRW – Filmreihe 05/25