
Jackie – Wer braucht schon eine Mutter
NL 2012, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Antoinette Beumer
Darsteller: Carice Van Houten, Jelka van Houten, Holly Hunter
>> www.jackie-derfilm.de
Roadmovie mit konfliktbeladener Familienbande
Nicht ohne unsere Mutter
„Jackie“ von Antoinette Beumer
Nach all seinen cineastischen Höhepunkten von „Easy Rider“ bis „Thelma and Louise“ scheint das Ende der 60er Jahre mit dem New Hollywood Cinema entstandene Roadmovie eigentlich auserzählt. Aber jetzt kommt ein kleiner niederländischer Film daher und gewinnt dem weltweit so oft kopierten Genre doch noch ein paar neue Reize ab. Obwohl die Geschichte sich, bis auf den während des Titelvorspanns erzählten Prolog, eher konventionell anhört: Die beiden Zwillingsschwestern Sofie und Daan – beziehungsreich ein Nachklang der „Easy Rider“-Zeit, wurden sie doch von dem von zwei niederländischen, schwulen Männern als Leihmutter angeheuerten US-Hippie-Mädchen Jackie vor über 30 Jahren geboren – erhalten von einem Krankenhaus in Santa Fe die Nachricht, dass ihre Mutter wegen ihres komplizierten Beinbruchs in ein weit entferntes Reha-Zentrum gebracht werden muss. Die erste Begegnung ist ein Schock, lebt die gealterte Hippie-Frau doch ziemlich verwahrlost in einem Campingbus. Da ihr kaputtes Trommelfell Fliegen unmöglich macht, kommt ihr abgewracktes Wohnmobil zum Einsatz und das Road-Movie zum Zug...
Im Film ist Daan zehn Minuten jünger als ihre Zwillingsschwester Sofie. Im wahren Leben ist Jelka van Houten (Daan) die zwei Jahre jüngere Schwester von Carice van Houten (Sofie). Dieser Besetzungscoup verleiht den lange unter der Decke gehaltenen Auseinandersetzungen der beiden unterschiedlichen Frauentypen auch etwas Authentisches, weil sie nicht wie gelernte Drehbuchsätze daherkommen, sondern immer auch einen Hauch Improvisation und innere Wahrheit atmen. Besonders Carice van Houten, die seit der Hauptrolle in Paul Verhoevens „Black Book“ international Karriere (u.a. „Operation Walküre“) gemacht hat, beweist hier wieder ihre charismatische Leinwand-Präsenz, die durchaus neben der des Hollywood-Stars Holly Hunter (u.a. „Das Piano“) zu bestehen vermag. Der sensiblen Schauspiel-Führung von Antoinette Beumer ist es zu verdanken, dass die hierzulande bisher unbekannte Jelka van Houten zwischen diesem übermächtigen Duo nicht zerrieben wird. Denn Beumer, die hier nach vielen TV-Serien erst ihren zweiten Spielfilm inszeniert, versteht es geschickt, die Topoi des Genres zu bedienen, ohne in Klischees oder in eine zu tiefenpsychologische Deutung der Familienkonflikte zu verfallen. Nicht zuletzt tragen auch die Bilder von Kameramann Danny Elsen, der das Cinemascope-Format sowohl in den Innen- wie in den Außenaufnahmen stimmig einsetzt, dazu bei, dass „Jackie“ wie aus einem Guss wirkt. Zudem atmet der Film trotz seiner dramatischen Momente eine Leichtigkeit des Unterwegseins – in der eigenen und fremden Seelenlandschaft. Der überraschende Schluss gehört dann nicht nur zu den berührendsten Szenen des gegenwärtigen Kinos, sondern lässt uns auch fernab jeder Sentimentalität über den Begriff Mutter neu nachdenken.
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