
Freibad
Deutschland 2022, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Lisa Wagner, Melodie Wakivuamina, Julia Jendroßek, Sabrina Amali
>> www.constantin-film.de/kino/freibad/
Culture Clash-Komödie zwischen Fremdschäm-Humor und Hintersinn
Ohne Männer
„Freibad“ von Doris Dörrie
Mit einer geistvollen Komödie über den Kampf der Geschlechter („Männer“) bewies Doris Dörrie 1985 ein sicheres Gespür für Komik. Dann hat sie im Lauf ihrer Karriere bis auf wenige Ausnahmen („Nackt“, 2002) diese Leichtigkeit immer mehr verloren, aber entwickelte sich mit melancholisch-berührenden Dramen wie „Kirschblüten - Hanami“ (2007) und „Grüße aus Fukushima“ (2016) zu Deutschlands erfolgreichster Regisseurin.
Nun ist sie wieder zur Komödie zurückgekehrt und hat den liebevoll-ironischen Unterton gegen einen derben „Comedien-Speech“ getauscht. Deshalb wäre „Frauen“ auch der vielleicht beziehungsreichere Titel für den auf wahren handgreiflichen und sprachlichen Auseinandersetzungen beruhenden Film „Freibad“ gewesen. Denn dieses in Freiburg stehende „Lorettobad“ hat ein Alleinstellungsmerkmal: es ist das einzige nur Frauen offen stehende Schwimmbad in Deutschland. Hier kann man sich dem Macho-Gehabe der Männer entziehen und entspannt seine Runden drehen. Als immer mehr orthodoxe Musliminnen aus der Umgebung diesen Rückzugsort entdecken, kommt es immer häufiger zu Konflikten und Polizeieinsätzen.
Und mit solch einem setzt der Film auch gleich seinen komödiantischen Ton, wenn die Cops in bester Louis de Funès-Klamauk-Tradition das Schwimmbad stürmen, gleich anzüglich gegenüber der Transsexuellen Kim (Nico Stank) am Würstchen-Grill werden und doch unvermittelt abziehen müssen, weil die angezeigte Schlägerei in einer türkischen Frauengruppe eine böswillige Unterstellung der Deutschen Gabi war. Die 58-jährige Lehrerin (Maria Happel) gehört mit ihrer gleichaltrigen Freundin Evi (Andrea Sawatzki), einem ehemaligen „feministischen“ Schlagerstar, („Ich war die Uschi Obermaier von Giesing“) , zu den Stammgästen des Bades. Sie stehen stellvertretend für die Konflikte des Cultural-Clash, aber auch für Alltags-Rassismus und -Sexismus und ziehen in provokativer Stammtisch-Manier gegen das eigene Geschlecht vom Leder. Die füllige Gabi beleidigt die junge Studentin Paula (Julia Jendrorek) als „Wackelpudding“, während Evi deren angebetete Kommilitonin Yasemin (Nilam Farooq) als „Burkini-Schlampe“ tituliert und ihr mit entblößter Brust provozierend ins Becken folgt. Als auch noch Schweizer Burka-Musliminnen in Luxus-Vans vorfahren und mit ihren Gucci-Taschen den Rasen in Beschlag nehmen, kocht das Fass über: Schwimmbad-Chefin „Rocky“ (Lisa Wagner) verlangt gleich mal 20 Euro Eintritt statt der üblichen vier. Evi wird handgreiflich und landet auf der Wache. Die schwarze Bademeisterin Steffi (Melodie Wakivuamina) kündigt entnervt den Job. Ein männlicher Ersatz (Samuel Schneider) wird eingestellt – was die Hausordnung erlaubt! – um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Schließlich gibt es die große Versöhnung. Und man fragt sich, ob es all der bis zum Fremdschämen reichenden Übertreibungen unbedingt bedurft hat, um das Bezeichnende herauszuarbeiten. Aber vielleicht bringt uns dieser provokante Stammtisch-Humor ja auch zum Nachdenken über eigene Vorurteile und Klischees. Dann lohnt sich der Sprung ins filmische Becken der Konflikte allemal.
(Rolf-Ruediger Hamacher)

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