
Evil Dead Rise
USA 2023, Laufzeit: 97 Min., FSK 18
Regie: Lee Cronin
Darsteller: Alyssa Sutherland, Lily Sullivan, Gabrielle Echols
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Terrorkino
You don’t look so good, mum!
„Evil Dead Rise“ von Lee Cronin
„Im Weltall hört dich niemand schreien“, hieß es auf den Filmplakaten, die 1979 „Alien“ ankündigten. Warum nur im Weltall, dachte Sam Raimi 1981, und erkor eine Hütte im Wald als Tatort kruden Gemetzels aus, der einer Handvoll Protagonist*innen nach und nach die Hölle heiß macht. Anders als „Alien“, der ungleich höher budgetiert war, der ungleich subtiler Spannung aufbaute und großzügig Atmosphäre etablierte, um dann umso heftiger in den Terror zu münden, zeigte Raimi ungleich plumper Kante. Ein Low-Budget-Horrorkammerspiel in 4:3, mit Unschärfen und handgemachten Animationen. Knete statt Giger. Und doch wie „Alien“ ein Film, der rasch zum Kult erwuchs. Weil „Tanz der Teufel“ doch mehr war, als ein billiger Hüttenhorror. Er war fresh, er wurde stil- und genreprägend. Er hatte mit Bruce Campbell als Ash einen selbstironischen Hauptdarsteller, der schnell eine große Fanbase um sich versammelte. Und Raimi und sein Team waren, nicht zuletzt dem Budget geschuldet, äußerst kreativ. Der Sog der Shakycam, der vorwärts düsenden subjektiven Kamera, die Raimi hier entwickelte, geht bis heute direkt in die Magengrube. Nach den zwei Raimi-Sequels legte Fede Alvarez 2013 ein gelungen unerbittliches Remake nach. Und jetzt ist Lee Cronin am Zug und erschafft, mit Raimi und Campbell als Produzentengespann im Hintergrund, eine weitere Fortsetzung. Eine, die sich gewaschen hat.
Der irische Regisseur Lee Cronin machte 2019 mit „The Hole in the Ground“ auf sich aufmerksam. Für „Evil Dead Rise“ zeichnet er auch für das Drehbuch verantwortlich und dachte sich: Was in einem Raumschiff funktioniert und in einer Hütte im Wald – das funktioniert auch in einem Hochhaus in Los Angeles. Und er verwandelt eine Wohnung, einen Hausflur, einen Aufzug – die Etage zum Raumschiff, zur Cabin in the Wood. Zu einem Platz, an dem dich niemand schreien hört.
Ellie (Alyssa Sutherland) wohnt in jenem Haus mit ihren drei Töchtern. Ihr Mann ist ihr vor ein paar Monaten weg gelaufen, jetzt muss sie ausziehen. Ihre Schwester Beth (Liliy Sullivan) kommt zu Besuch – eine Verliererin, die sich bisher gut jeglicher Verantwortung entzogen und gerade festgestellt hat, dass sie schwanger ist. Die drei Töchter holen Pizza, die Tiefgarage wird von einem Erdbeben durchgeschüttelt, es entsteht ein Loch im Boden – a hole in the ground. Und darin verborgen finden die Geschwister ein uns wohlbekanntes Buch und eine Handvoll Schellackplatten. Die erste wird bald aufgelegt und bricht Furchtbares los.
Cronin liefert meisterlich. Gerahmt von Geschehnissen rund um einen See im Wald, greift er auf ein rein weibliches Ensemble zurück und schickt es durch die Hölle. Mal mehr, mal weniger subtil und immerzu ironisch zitiert er Vorbilder, natürlich aus der Filmreihe selbst, aber auch, von „Alien“ und "Aliens" bis „Shining“, andere Genreklassiker. Beth selbst, die vom scheuen Loser zur wehrkräftigen Hünin erwächst, ist dabei spürbar an Ash angelegt. All das ist hochwertig angerichtet. Die visuellen Effekte überzeugen und tun weh. Cronin zeigt alles, zeigt Details, und auch wenn er das Geschehen gelegentlich ins Off verlagert, mindert das die Wucht nicht, denn: Drumherum donnert ein gnadenlos treibendes Soundgewitter (Soundtrack: Stephen McKeon, Joel J. Richard; Sounddesign: Peter Albrechtsen), das ebenso zusetzt wie das Gezeigte und das man sich gern in Dolby Atmos zuführen sollte. Ebenso verstörend wie das ganze Blood & Gore bleiben, auch das sind wir wieder bei den Wurzeln, die grinsende Grimasse oder das hämische Lachen. Neu und richtig weil wahr: Vom Grauen werden hier auch Kinder nicht ausgenommen.
„Evil Dead Rise“ ist eine inspirierte Schlachtplatte. Terrorkino in Reinkultur. Und eine würdige Fortsetzung.
(Hartmut Ernst)

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