Apocalypse Now Redux
USA 2001, Laufzeit: 202 Min., FSK 16
Regie: Francis Ford Coppola
Darsteller: Marlon Brando, Robert Duvall, Martin Sheen, Frederic Forrest, Albert Hall, Sam Bottoms, Laurence Fishburne, Dennis Hopper, G. D. Spradlin, Harrison Ford, Jerry Ziesmer
Das Grauen. Das Grauen.
Matt513 (266), 29.03.2015
Daß dieser Film so entstehen konnte, grenzt augenscheinlich an ein Wunder. Angesichts der massiven Präsenz von Kriegstechnik muß man zunächst davon ausgehen, daß Coppola die volle Unterstützung des US-Militärs hatte. Und doch spart sein Film nicht an bitterer Kritik über die Militärintervention in Vietnam; mit zum ersten Mal auch, was die sinnlosen Opfer unter der Zivilbevölkerung angeht. Das Autorenteam Milius/Coppola schuf hier mit „Surf-Beginner“ Lt. Col. Kilgore eine denkwürdige Symbolfigur, der den brutalen Angriff auf ein Fischerdorf befiehlt, als er von der phantastischen Brandung dort erfährt. Duvalls Darstellung des durchgeknallten Redneck-Kommandeurs ist ebenso brillant wie gespenstisch.
Bei seinem deutschen Kinostart Anfang der 80er wurde der Film vielfach mit den Bildern des spektakulären Angriffs von Kilgores Luftkavallerie beworben. Dies unterschlägt den zentralen Aspekt, welchem der Film sich auf einer tieferen Ebene widmet, jenen der Dualität des menschlichen Wesens. Die Fähigkeit, gleichsam zur Liebe wie zur Zerstörung fähig zu sein. Die französische Episode im Urwald wurde als störend im Erzählfluß der Redux-Version gescholten. Genau hier jedoch wird diese Dialektik explizit benannt.
Was ist es, das im Zivilleben friedliche, ja gebildete Menschen zu gewissenlosen Mördern im Krieg macht, welche gleichsam an der Seele verwundet vom Schlachtfeld zurückkehren? Es ist der Verlust von Humanität und Moral. Col. Kurtz erfuhr dies und entschloß sich darüber, „das Boot zu verlassen“, wie Cpt. Willard es formuliert. Sehr eindringlich und treffend Kurtz' Funknachricht am Ende des Films. Sein Königreich im Dschungel mit all seinen optischen Schrecken symbolisiert die im Krieg verwahrloste Gesellschaft. Eine Situation, aus der er für sich keinen Ausweg als den dargestellten findet. Coppola inszeniert dies -sehr treffend- dual. Dazu der musikalische Veitstanz der Doors, deren Titelsong geradezu wie geschrieben für diesen Film wirkt, besonders wenn man Morrisons Gedanken dazu kennt - "(...) das Leben schmerzt mehr als der Tod. Mit dem Eintritt des Todes ist der Schmerz vorbei." Das Grauen. Das Grauen.
Kein ruhiger Fluss
Das Auge (332), 06.11.2010
Kein eigentlicher Kriegsfilm, sondern eine Reise Richtung Ende. Hier Ende des Flusses - stromaufwärts gesehen - oder Anfang? Natürlich gibt es Kampfhandlungen, Tote, Verwundete, der ganze Irrsinn mit durchgeknallten Offizieren, Angst, Paranoia, Blut, Schweiß, Tränen. Prollige Truppenunterhaltung, Prostitution und alles schlechte was, der Mensch so zu bieten hat.
Am Ende der Reise wird es sehr symbolisch und philosophisch - der Tod als - erhoffte - Erlösung, zumindest für einen, der den normalen Irrsinn verlssen hat - um im eigenen Irrsinn zu scheitern.
Letztlich scheitern Menschen, die Gewalt anwenden oder erleiden. Insofern eine Erzählung über Menschen in extremen Umständen.
Anekdote zum Meisterwerk
otello7788 (554), 03.04.2008
Ich habe ein Buch des Cutters Walter Murch gelesen, der "Apocalypse Now" geschnitten hat. Insgesamt hat der Prozess des Filmschnittes über ein Jahr gedauert. Murch hat im Nachhinein die Schnitte des Films dividiert durch seine Arbeitstage gerechnet. Wenn ich mich recht erinnere war 1,34 Schnitte pro Tag das Ergebnis. Die Probleme bei der Erstellung dieses Films sind bestimmt so einzigartig wie der Film selber.
the smell of napalm in the morning
Marylou (161), 28.03.2008
grandios! für mich der beste kriegsfilm ever.
sicherlich sind auch "platoon" und "the deer hunter" genrefilme de luxe, aber apokalypse now ist von seiner bildgewalt und emotionalen dichte ( das ich mich mal so geschwollen ausdrücke, urgs) nicht zu toppen.
extrem geil.
Two o three
Raspa (386), 05.03.2002
Der Titel soll auf die gigantische Länge dieses Meilensteins der ( zumindest Kriegs- ) Filmgeschichte hinweisen. Coppola verlangt viel von jemandem, der sich seinen Film nach einem harten Arbeitstag zumutet. Man verließ das Kino um 0.30, erschöpft und erschlagen, aber auch froh, dass man die Gelegenheit genutzt hatte, Coppolas Apokalypse nicht nur durchzustehen, sondern auch zu bewundern. Vieles an diesem Werk ist gänzlich unverbraucht, und wenn wir demnächst Krieg im Irak haben sollten, so werden viele amerikanische Soldaten gewiss mit der gleichen fröhlichen Unbedarftheit in die Wüste ziehen wie damals gegen "Charly" ( so heißt "der" Vietnamese in A.N. bei den Marines ). Jedenfalls, auch wenn's anstrengend ist: diesen Film muss man auf der großen Leinwand sehen und nicht auf der Couch bei Chips und Bier. Und dann muss man sich auf eien Film einlassen, der eigentlich niemanden unberührt lassen kann.
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