Ai Weiwei - The Fake Case
Dänemark, China, Großbritannien 2013, Laufzeit: 89 Min., FSK 0
Regie: Andreas Johnsen
Darsteller: Ai Weiwei, Lao Ai, Jerome A. Cohen
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Es gärt
Matt513 (244), 11.05.2014
Ai Weiwei tritt vor die Kameras und wirkt extrem eingeschüchtert. Kurz nach seiner Freilassung aus der 81-tägigen Verschleppung muß er sich jegliche Fragen verbitten, die auf ein Interview hinausliefen. Erschreckend und deprimierend ist das, wenn man früher Ais Finger an den Stellen bohren wußte, wo es China wehtut; Mißachtung der Menschenrechte, Reduktion des Individuums auf seine Arbeitskraft, Korruption, Behördenpfusch (eindringlich dokumentiert nach dem Sichuan-Schulhausdesaster durch die Installation „Remembering“).
Ai spricht über erlittene Staatswillkür und man beginnt zu verstehen, wie sehr dieses ‚moderne‘ China noch immer nach den ‚bewährten‘ Machtprinzipien der Kommunisten beherrscht wird. Schiere Angst ist es, welche dieses riesige Land zusammenhält; die Angst vor den Repressalien einer ungreifbaren, amoralisch agierenden Partei, die ihrerseits Angst hat, die Kontrolle zu verlieren. Dies mündet in brutale Unterdrückung all derer, welche dem status quo gefährlich werden könnten. Und Ai Weiwei wird wegen der weltweiten Resonanz seiner systemkritischen Arbeiten vielleicht als der 'gefährlichste Gegner' ausgemacht. Man muß ihm größten Respekt zollen, daß er den Diffamierungsfeldzug gegen sich nicht nur verkraftet, sondern seine Würde und seinen Mut nicht verliert.
Ai kann auf starke Familienbande und eine globale Community bauen, die ihn unterstützt. Spontan wird ihm Geld in vielen kleinen Beträgen gespendet; daran sieht man, es ist der kleine Mann aus dem Volk, der gibt. Viele kommen von jungen Leuten, denen Ais Aufbegehren gegen das Establishment Hoffnung auf Besserung gibt.
Ais Esprit als freidenkender Künstler ist entwaffnend. Zu Zeiten, als das System ihn noch feierte, arbeitete er schallisolierte Redezellen in das Design des Nationalstadions ein; ein Kommentar zum freien Meinungsaustausch im ansonsten überwachten China. Ein anderes Mal von den Behörden nach dem Grund für ein harmloses Nacktportrait mit Damen befragt, antwortet er sinngemäß: „Einfach so.“ `Entlarvt die Obrigkeit in ihrer ganzen Hilflosigkeit, einen Skandal anzetteln zu wollen. Die Repression gegen sich saugt er in sein kreatives Werk auf. Somit wird das Unrecht erlebbar und zum Bumerang für den Verursacher; so die sprach- und fassungslos machende Installation S.A.C.R.E.D. oder die Einrichtung von Webcams in seiner Wohnung.
Am Schluß prognostiziert er, daß der Staat die Bevölkerung, hierbei besonders die jüngeren Menschen der sog. Generation 80 nicht mehr lange auf die schiere Funktion des billigen Produktionssektors reduzieren wird können. Es gärt im Reich der Mitte. Ai Weiwei ist die Hefe.
Ein sehr wichtiger Film über Mut, Hoffnung, Willen und Esprit des menschlichen Wesens unter der Repression eines totalitären Systems. Sollte man unbedingt gesehen haben.
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