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Foto: Thomas Linden

Der Genuss der Stille

31. Januar 2019

„Schreibraum“ für literarische Produktion in Köln – Kulturporträt 02/19

Es liegt im Zentrum der Stadt und stellt doch so etwas wie ein kleines übersehenes Dorf dar. Die durch einen weiten Kirchhof von der Hektik der Schnellstraße getrennte Pantaleonskirche gibt dem Viertel seinen Namen. Dort, in der Steinstraße, eröffnete im letzten Herbst eine neue literarische Institution ihre Pforten in Köln. Der „Schreibraum“, eine Oase für Autoren und Übersetzer, die einen Ort der Konzentration weit ab vom Lärm der Redaktionen oder den spielenden Kindern zuhause brauchen, um ganz in ihrem Text versinken zu können. In Hamburg gibt es eine ähnliche Einrichtung, den „writers‘ room“, schon seit 20 Jahren. Sonst bietet nirgendwo in Deutschland eine Stadt ihren Kreativen ein solches Refugium an. Das Ergebnis guter Kommunikation innerhalb Kölns Kulturszene. Das Literaturhaus mit seiner Leiterin Bettina Fischer gab den Anstoß und das Kulturamt der Stadt reagierte schnell, stellte Förderung zur Verfügung und fand Sponsoren für dieses Unternehmen.

Das Ambiente ist freundlich und hell, gleich hinter der Eingangstür öffnet sich in dem renovierten Jugendstilhaus ein Gemeinschaftsraum mit hoher Decke. Es stehen aber auch abgetrennte Räume auf dem 200 qm großen Areal zur Verfügung. Zehn Arbeitsplätze können hier belegt werden, es gibt Drucker und Kaffeemaschine, eine Küche und viel Platz. Man hat Gesellschaft und kommt sich in den großzügigen Räumen trotzdem nicht in die Quere. Für 30 Euro monatlich können sich maximal 40 Schreibende einmieten, und da kreative Menschen eigenwillige Arbeitszeiten folgen, bekommt jeder einen Schlüssel, so dass man auch nachts seinen literarischen Ambitionen nachgehen kann. Mit Anja Fröhlich hat eine erfahrene Autorin die Betreuung des „Schreibraum“ übernommen. Kunst wird vor allem dort produziert, wo es Räume für sie gibt. Die meisten Autoren NRWs leben in der Domstadt. Als Kölns legendärer Kulturdezernent Kurt Hackenberg in den 60er Jahren Ateliers für junge Künstler anlegte, war die Basis für eine Blüte der Kunst geschaffen, die dann wenig später auch den ersten Kunstmarkt hervorbrachte.

Die Initiative zum „Schreibraum“ blieb ebenfalls nicht lange ohne Folgen. Inzwischen gründete sich der Verein Literaturszene Köln aus der Überlegung, dass die Literatur anders als Musik, Tanz und Theater keine organisierte Interessenvertretung innerhalb der Kulturlandschaft der Stadt besitzt. Außerdem sollen Vergangenheit und Zukunft der Literatur in Köln Thema sein. So blieb es nicht beim Einrichten, Schrauben der Tische und Montieren der Lampen. In der Nachbarschaft hielt man Lesungen in einer Galerie, einer Druckerei und dem Kloster der Karmeliterinnen ab. Eine Aktion, die sogleich nach einer Fortsetzung verlangte. Zum neu gegründeten Verein gehören neben Übersetzern und Journalisten auch Buchhandlungen und Literaturvermittler. Die Euphorie, die sich hier entwickelt hat, findet ihren Ausdruck in einem großen Event. Denn für den 4. Mai ist eine Lange Nacht der Literatur mit Lesungen und Rundgängen an circa 40 verschiedenen Orten in der Stadt geplant.

Thomas Linden

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